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Islamistische Gruppe aus dem LibanonMutmaßliches Hisbollah-Mitglied in Deutschland angeklagt

Fadel Z. soll Bauteile für Drohnen besorgt haben, mit denen die Hisbollah Israel angriff. Dafür operierte er offenbar mit Scheinfirmen.

Die Bundesanwaltschaft wirft Fadel Z, Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrorvereinigung vor Foto: Aziz Taher/reuters

Berlin taz | Die Bundesanwaltschaft hat einen Mann angeklagt, der ein sogenannter Auslandsoperateur für die islamistische Terrororganisation Hisbollah sein soll. Fadel Z. ist libanesischer Staatsbürger und soll in Europa nötiges Material für den Bau von Drohnen beschafft haben. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm nun Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrorvereinigung vor, sowie Beihilfe zu versuchtem Mord und zahlreiche Verstöße gegen ein EU-Embargo.

Z., den die Behörden im Juli dieses Jahres festnahmen, soll seit 2015 Mitglied der Hisbollah sein. Ab 2022 war er dann offenbar als sogenannter Auslandsoperateur in Europa tätig, zunächst im spanischen Barcelona und dann ab 2023 in Deutschland.

Über ein kompliziertes System von Scheinfirmen soll Z. bei zahlreichen internationalen Unternehmen Materialien eingekauft haben, die dann in den Libanon geliefert wurden. Dabei soll es unter anderem um 600 Propeller, 2.000 Motoren, 11 Tonnen Epoxidharz und Neigungsmesser gegangen sein, die allesamt in Kampfdrohnen Verwendung finden sollten. Insgesamt ging es offenbar um Waren im Wert von 1,4 Millionen Euro, das Geld kam dabei wohl direkt von der Hisbollah.

Die Anklage wegen Beihilfe zum versuchten Mord zielt auf einen Drohnenangriff der Hisbollah auf ein Seniorenheim im israelischen Herzliya nahe Tel Aviv im Oktober 2024. Dabei soll laut Anklageschrift eine Kamikazedrohne in das Gebäude gesteuert worden sein, in die zwei Motoren eingebaut waren, die Z. beschafft hatte. In dem Heim befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs rund 200 Personen, verletzt wurde allerdings niemand.

Konflikt zwischen Hisbollah und Israel

Bei der Hisbollah handelt es sich um eine schiitische Organisation, die enge Verbindungen zum theokratischen Regime im Iran unterhält. Immer wieder plante und verübte sie Anschläge auf israelische und jüdische Ziele weltweit. Gleichzeitig ist die Hisbollah mehr als nur eine Terrororganisation. Sie war lange Zeit die bestimmende politische und militärische Kraft im Libanon, ihre bewaffneten Verbände waren der regulären libanesischen Armee überlegen. Das änderte sich nach der jüngsten militärischen Konfrontation mit Israel.

Nach dem Massaker der Hamas an hunderten israelischen Zi­vi­lis­t*in­nen am 7. Oktober 2023 ging auch die Hisbollah zum Angriff auf Israel über und beschoss den Norden des Landes regelmäßig mit Raketen. Im Herbst 2024 schlug Israel massiv zurück und zerstörte innerhalb weniger Wochen große Teile der politischen und militärischen Infrastruktur der Hisbollah. Das Führungspersonal wurde fast vollständig bei israelischen Luftangriffen getötet. Seitdem gilt die Organisation als deutlich geschwächt. Seitdem ringt die Politik im Libanon um eine Entwaffnung der Organisation.

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