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Razzia bei NeonazisPolizei findet Waffen bei Rechtsextremen vom „Nordbund“

Acht Rechtsradikale sollen eine bewaffnete Gruppe gebildet haben. Die Polizei durchsuchte am Dienstag 14 Objekte in 3 Bundesländern.

Terror-Ermittler der Polizei heute in Hildesheim Foto: dpa

Berlin taz | Sie haben Sprengmittel und scharfe Waffen gefunden: Spezialkräfte der Polizei durchsuchten am Dienstag 14 Objekte in Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die richterlichen Beschlüsse ergingen gegen insgesamt acht Beschuldigte zwischen 32 und 57 Jahren. Sie sollen eine rechtsradikale bewaffnete Gruppe gebildet haben.

Die Ermittler fanden laut einer Mitteilung vom Dienstagnachmittag mehrere scharfe Kurz- und Langwaffen, Munition unterschiedlichen Kalibers, Bargeld, sowie Gegenstände, die als Sprengmittel geeignet sind. Ursprünglich hatten sie auch nach unerlaubte Kriegswaffen und andere vollautomatische Schusswaffen gesucht.

Diese sichergestellten Waffen unterliegen nach derzeitigem Stand aber wohl nicht dem Kriegswaffenkontrollgesetz. Gegen vier der Beschuldigten besteht dennoch weiterhin der Verdacht des unerlaubten Besitzes von Kriegswaffen und vollautomatischen Schusswaffen.

Razzia bei mutmaßlichem Kopf von „Nordbund“

Nach Informationen der taz stehen die Durchsuchungen im Zusammenhang mit der rechten Gruppierung „Nordbund“. Unter anderem wurde auch ein Tattoostudio des bekannten Neonazis Johannes K. in Hildesheim durchsucht.

K. war Bundeswehrsoldat, Söldner und ehemals Wortführer der verbotenen Vereinigung „Blood & Honour“ in Niedersachsen. Die Gruppe gehörte zur Unterstützerstruktur des NSU-Terrornetzwerkes. Der Beschuldigte verfügt über weitreichende internationale Kontakte: zu Militärs, ins kriminelle Rocker-Milieu der „Hells Angels“, zu der 2023 verbotenen völkischen „Artgemeinschaft“.

Bereits Ende der 1990er Jahre hatte er eine Schule für „Wehrsportübungen“ gegründet, lehrte Schießtechniken und Messerkampf. Spätestens 2017 bildete sich laut antifaschistischen Recherchen um K. herum dann die Gruppe „Nordbund“ – ein Zusammenschluss auch aus aktiven Soldaten.

MAD ermittelt gegen Feldjäger

Im Jahr 2022 wurden Ermittlungen des „Militärischen Abschirmdienstes“ (MAD) bekannt, der mehrere Feldjäger – Personenschützer auch für Generäle und Staatssekretäre des Bundesverteidigungsministeriums – zu ihren mutmaßlichen Aktivitäten in dem rechtsextremen Netzwerk Nordbund befragte. In mehreren Kasernen in Niedersachsen kam es zu Durchsuchungen.

Am Dienstagmorgen nun durchsuchte die Polizei Objekte in der Region Hannover, in Hildesheim und Umgebung, im Enzkreis und im Kreis Lippe. Die Zentralstelle Terrorismusbekämpfung der Generalstaatsanwaltschaft Celle ermittelt gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Niedersachsen. Neben Waffen und Munition sammelten die Ermittler auch Informationen zu möglichen geplanten Aktivitäten der Gruppe und werten Datenträger aus.

Laut „Neue Deister-Zeitung“ fanden Durchsuchungen auch auf einem Grundstück mit Verbindungen zum Neonazi Alexander S. statt, der seit Jahren in der rechtsextremen Szene und Kampfsportszene aktiv ist. Auch S. soll laut Antifa-Recherchen bei Nordbund organisiert sein.

Bereits Ende April 2025 hatte die Polizei zur Gefahrenabwehr bei einem der Beschuldigten eine Pistole und Munition beschlagnahmt.

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1 Kommentar

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  • Schon klar, Dark net & Co. machen alles möglich, aber wie kommen solche Leute immer wieder an solche Waffen? Man sollte meinen, dass deren Fertigung ähnlich streng überwacht ist wie bei Betäubungsmitteln, aber manchmal erscheint es mir eher nicht so.



    Für Grundstoffe von Drogen und Sprengstoffen muss man eine Erklärung abgeben, was damit gemacht werden soll - für jede kleinste Menge. Und Waffen? Nix?