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Robert Redford gestorbenSchauspieler, Regisseur und Aktivist

Der Schauspieler Robert Redford ist mit 89 Jahren gestorben. Er war über Jahrzehnte eines der prägenden Gesichter Hollywoods.

Robert Redford im Jahr 2017 während der Filmfestspiele in Venedig Foto: Joel Ryan/Invision/AP/dpa

Los Angeles afp/dpa | Der Hollywood-Schauspieler Robert Redford ist tot. Der Oscar-Preisträger starb am Dienstag zu Hause im US-Staat Utah im Alter von 89 Jahren, wie Pressesprecherin Cindi Berger mitteilte. Laut diversen Medienberichte ist er entschlafen, nähere Angaben zu seiner Todesursache wurden zunächst nicht gemacht.

Redford zählte zu den weltweit bekanntesten US-Schauspielern und spielte in zahlreichen Hollywood-Welterfolgen mit. Sein großer Durchbruch gelang ihm 1969 an der Seite von Paul Newman in dem Gangsterfilm „Butch Cassidy und Sundance Kid“.

Weitere Erfolge waren unter anderen Filme wie „Der Clou“, „Die drei Tage des Condor“, „Die Unbestechlichen“ oder „Jenseits von Afrika“.

Redford war nicht nur Schauspieler, sondern auch Regisseur, Aktivist und eine Art Pate für Independent-Filme – im Rahmen seines Filmfestivals Sundance, das nach einer seiner berühmtesten Filmfiguren benannt ist.

Mehr als 50 Jahre Hollywood

Als charmanter Ganove war Redford vor mehr als 50 Jahren zum Hollywood-Star geworden. In der Western-Komödie „Zwei Banditen“ (1969, Originaltitel: Butch Cassidy and the Sundance Kid) raubte er zusammen mit Paul Newman Eisenbahnen und Banken aus.

Ergraut, aber immer noch mit dem charismatisch-umwerfenden Lächeln, zückte Redford in „Ein Gauner & Gentleman“ (2018) als alter Bankräuber Forrest Tucker noch einmal die Waffen. Tucker habe Spaß an seinem Gaunerleben gehabt, erzählte der Star damals dem „San Francisco Chronicle“. Er selber habe von klein auf eine rebellische Seite gehabt und sich immer wie ein Außenseiter gefühlt.

In dem Superhelden-Spektakel „Avengers: Endgame“ (2019) zeigte er als Agent Alexander Pierce seine Bösewicht-Seite. Diese Nebenrolle war sein letzter Auftritt vor der Filmkamera. Im Interview mit der Zeitschrift „Rolling Stone“ sagte Redford im April 2021, dass er die Arbeit vor oder hinter der Kamera nicht vermisse. Diesen Job wollte er nun anderen überlassen.

Sein Aufstieg in Hollywoods Star-Riege war eher holprig. Geboren wurde Redford im kalifornischen Santa Monica, am Rand der Filmmetropole. Als Sohn eines Buchhalters wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Ein Sport-Stipendium verschaffte ihm Zutritt zu der Universität von Colorado. Der junge Redford trampte durch Europa, verkaufte selbstgemalte Bilder und schaffte es schließlich über Umwege in eine New Yorker Schauspielschule.

„Hollywood war nie mein Traumziel“, erzählte er 2013 dem Magazin „Esquire“. Den Starrummel habe er nie ernst nehmen können. „Ich wurde nebenan geboren“, betonte Redford. Doch nach Filmen wie „Barfuß im Park“ mit Jane Fonda und der Westernkomödie „Zwei Banditen“ mit Paul Newman wurde Redford Ende der 1960er Jahre schnell zum Leinwandidol. Die stahlblauen Augen, das kantige Gesicht und der blonde Haarschopf halfen.

Der Leinwand-Lover

Auf der Leinwand glänzte er als Liebhaber, etwa mit Mia Farrow in „Der große Gatsby“ (1974) oder an der Seite von Meryl Streep in dem preisgekrönten Melodram „Jenseits von Afrika“ (1985). Doch sein Privatleben hielt er stets unter Verschluss und aus den Schlagzeilen raus.

Bereits mit 22 Jahren heiratete er die spätere Historikerin Lola Van Wagenen. Die Ehe der vierfachen Eltern wurde 1985 geschieden.

Die zweite Hochzeit feierte Redford in Hamburg. Dort gab er 2009 seiner langjährigen deutschen Freundin, der Malerin Sibylle Szaggars, das Jawort. Auf Filmpartys sah man das Paar selten. Redford, der begeisterte Skifahrer, Reiter und Wanderer, lebte fernab vom Rummel in einem Landhaus im US-Staat Utah und in Nordkalifornien.

Unabhängige Film-Produktionen fördern

In den Rocky Mountains rief er 1980 das „Sundance Institute“ ins Leben. Inzwischen ist das Sundance-Festival das größte US-Filmfest für unabhängige Produktionen – jedes Jahr trifft sich dort im Januar die Independent-Szene. Redford sah es als seine Mission, junge, kritische Stimmen zu fördern.

Er habe nichts gegen das Mainstream-Kino von Hollywood, sagte er 2016 bei der Eröffnung. Doch ihm komme es vor allem darauf an, die Vielfalt von Independent-Produktionen zu unterstützen. „Vielfalt kommt von dem Wort Unabhängigkeit, nach diesem Prinzip arbeiten wir hier“, betonte der Oscar-Preisträger.

Aktivist auf und hinter der Leinwand

Zudem war er ein engagierter Umweltaktivist und Naturschützer. Seinen „Weckruf“ habe er 1989 erlebt, bei einer Konferenz in Denver, als zwei Wissenschaftler vor der Erderwärmung warnten, sagte Redford 2021 dem „Rolling Stone“-Magazin.

Auch auf der Leinwand oder im Regiestuhl bezog er häufig Position. Als Hauptdarsteller in der Wahl-Satire „Bill McKay – Der Kandidat“ wurde er schon 1972 politisch. In dem Drama „Die Unbestechlichen“ (1976) verwandelte er sich mit Dustin Hoffman in die „Watergate“-Spürhunde der „Washington Post“, die Richard Nixon zu Fall brachten. In seinem wortlastigen Drama „Von Löwen und Lämmern“ (2007) thematisierte Redford Kriegslust und Inkompetenz in Washington, unkritischen Journalismus und Fernsehverdummung.

In seiner langen Karriere gewann Redford nur einen Oscar, 1981 als Regisseur für seinen Debütfilm „Eine ganz normale Familie“. Ein Trostpflaster: 2002 ehrte ihn die Filmakademie mit einer Trophäe für sein Lebenswerk.

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