S&P zu Frankreichs Kreditwürdigkeit: Noten runter, Zinsen rauf
Frankreichs politische Krise schlägt sich ökonomisch nieder. Nicht nur die reale Wirtschaft leidet – für die Regierung wird die Kreditaufnahme teurer.

taz | Die US-Rating-Agentur S&P hat Frankreichs Bonität von AA- auf A+ herabgestuft. Das ist nur noch der fünftbeste Platz in der Benotung, die den Finanzmärkten als Barometer der Kreditwürdigkeit für Staatsanleihen dient. Die Herabstufung folgt direkt aus der politischen Krise in Frankreich.
„Frankreich erlebt die schwerste Instabilität seit dem Beginn der Fünften Republik 1958“, schreibt S&P in der Erklärung. Als Grund für die Intervention nennt die Agentur explizit die Misstrauensanträge gegen die Regierung, die zur Folge hatten, dass Sébastian Lecornu und sein Kabinett Abstriche in ihrer Sparpolitik machen müssen.
Sie haben der Opposition unter anderem eine Pause bei der Rentenreform versprochen. Damit aber „bleibt die Ungewissheit bezüglich der öffentlichen Finanzen“ bis 2027 groß.
Die Agentur glaubt auch nicht, dass der Premier seine Sparziele einhalten kann. Lecornu will das Staatsdefizit bis Ende 2026 auf 4,7 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) begrenzen. S&P schätzt, dass es bei 5,3 Prozent liegen wird.
Krise auf dem Arbeitsmarkt
Die Krise kommt die Wirtschaft teuer zu stehen: Die Zeitung Le Monde beziffert die Ausfälle bei den staatlichen Einnahmen auf 20 Milliarden Euro für die beiden Jahre 2025 und 2026, das Wachstum werde sich auf 0,7 Prozent reduzieren, 160.000 Arbeitsplätze würden wegfallen.
Die schlechteren Noten haben für Frankreich unmittelbare Konsequenzen. Investmentfonds, die ihr Geld nicht in Anleihen von Staaten mit einer Note unter AA anlegen dürfen, sind gezwungen, ihre Obligationen zu verkaufen. Vor allem aber werden in der Folge die Zinsen für die von Frankreich benötigten Neuanleihen tendenziell steigen. Das spiegelt sich im sogenannten Spread mit Deutschland wider: Bis 2022 betrug die Differenz der Zinssätze für Neuanleihen 0,5 Prozent, jetzt ist sie auf 0,9 Prozent gestiegen. Einziger Lichtblick für Frankreich war die leichte Baisse der Zinssätze für Obligationen. Frankreich muss für neue Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit aktuell 3,3 Prozent zahlen.
Ein Ende der Schuldenspirale ist nicht in Sicht. Laut S&P wird der BIP-Anteil der Gesamtverschuldung von 112 Prozent 2024 bis Ende 2028 auf 121 Prozent zunehmen.
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