piwik no script img

Auslaufende Updates für Windows 10Wenn der Computer angreifbar wird

Der Countdown läuft: Im Oktober stoppt Microsoft die Updates für das weit verbreitete Windows 10. Welche Möglichkeiten Nut­ze­r:in­nen nun haben.

Früher Windows, heute Holes Foto: Bobby Yip/reuters

Warum müssten Windows-Nutzer:innen dringend handeln?

Zum 14. Oktober endet der Support für das verbreitete Computer-Betriebssystem Windows 10. Vor 10 Jahren hat Microsoft es veröffentlicht, in Deutschland ist es immer noch das am weitesten verbreitete Desktop-Betriebssystem. Doch ab dem 15. Oktober wird Microsoft keine Updates mehr bereitstellen.

Das System läuft zwar weiterhin. Aber: Sicherheitslücken werden nicht mehr gestopft. „Sicherheitsupdates sind für die IT-Sicherheit essenziell, weil dadurch Sicherheitslücken geschlossen werden, die sonst von Angreifenden ausgenutzt werden könnten“, warnt Nora Kluger, Expertin für Digitalen Verbraucherschutz beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Nutzung von Windows 10 nach Ende des Supportzeitraums berge „gravierende Sicherheitsrisiken“.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Ungefähr 70 Prozent der Menschen in Deutschland, die einen Computer verwenden, haben darauf Windows als Betriebssystem installiert, wie aus Zahlen des Analysedienstes Statcounter hervorgeht. Das Betriebssystem aus dem Hause Microsoft ist bereits bei vielen stationären Rechnern und Laptops vorinstalliert. Von allen Windows-Nutzer:innen hatten zuletzt noch knapp 60 Prozent Windows 10 in Benutzung. Der Mehrheit muss also noch umsteigen – auf welche Alternative auch immer.

Was können Nut­ze­r:in­nen tun?

Wer noch Windows 10 verwendet, hat mehrere Optionen. 1. Möglichkeit: Bei Microsoft bleiben und auf den Nachfolger Windows 11 umsteigen, sofern das verwendete Gerät nicht zu alt ist für die Hardware-Anforderungen der neuen Version. Ist die Hardware zu alt, muss aber nicht unbedingt ein Neugerät gekauft werden. Es gibt gute gebrauchte Geräte von Refurbishern. Das sind Unternehmen, die alte Geräte wieder aufarbeiten.

Wer mit Windows klarkommt, wird sich auch in Chrome OS Flex oder Linux Mint schnell zurechtfinden

Georg Dahm, Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest hat acht Online-Shops für solche Geräte geprüft. „Vier Shops erhielten ein gutes Qualitätsurteil. Bei ihnen stimmen die Qualität der Laptops und auch der Service“, so Georg Dahm von der Stiftung Warentest. 2. Möglichkeit: den vorhandenen Rechner mit einem anderen Betriebssystem weiterbetreiben. „Wer mit Windows klarkommt, wird sich auch in Chrome OS Flex oder Linux Mint schnell zurechtfinden“, sagt Dahm. 3. Möglichkeit: das Problem in die Zukunft verschieben. Auch Pri­vat­nut­ze­r:in­nen können sich bei Microsoft eine Support-Verlängerung kaufen. Dauer 1 Jahr, Kostenpunkt rund 30 US-Dollar.

Linux – ist das nicht dieses nerdige System, für dessen Installation man schon ein halbes Informatikstudium braucht?

Vorurteile wie dieses kursieren schon lange – das macht sie nicht wahrer. Im Gegenteil: Eine Linux-Installation ist mittlerweile in den meisten Fällen einfacher hinzukriegen als die von Windows. Auch die grafischen Oberflächen der unterschiedlichen Linux-Distributionen – das sind quasi Unter-Betriebssysteme von Linux – sind derart vielfältig, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Einsteigern und Windows-Exiliantinnen empfiehlt die Redaktion der Computerzeitschrift c’t Linux Mint mit dem Cinnamon-Desktop. Herunterladen lässt es sich hier: https://linuxmint.com. Es ist kostenlos und Open Source, das heißt, der Quellcode liegt offen und kann von kundigen Menschen auf Sicherheitslücken und Hintertüren überprüft werden.

Wer erst mal schauen will, kann das auch tun: Mint (oder ein anderes Linux) auf einen USB-Stick packen und von dort aus starten. Dabei aber bitte nicht den 10 Jahre alten Stick aus der untersten Schublade nehmen, sondern einen einigermaßen aktuellen. Sonst könnte es sein, dass Ruckler bei der Bedienung dem Betriebssystem zugeschrieben werden, obwohl in Wirklichkeit der USB-Stick lahmt. Ein weiteres Plus: Viele Linux-Distributionen haben geringere Anforderungen an die Hardware als das neue Windows 11. So können mit Linux auch Rechner fit gemacht werden, die unter Windows nicht mehr laufen. Lob für Open-Source-Software gab es im Juni sogar vom Bundesumweltministerium: Open Source sichere „eine lange Nachnutzbarkeit von Software – und damit eine langlebige Hardwarenutzung“.

Was ist mit MacOS?

Wer eine vierstellige Summe übrig hat, vielleicht ohnehin schon ein iPhone nutzt, kann auch auf ein Apple-Gerät umsteigen. Was die Anfälligkeit für Schadsoftware angeht, ist man mit MacOS, ähnlich wie mit Linux, deutlich besser geschützt als bei Windows. Das liegt vor allem daran, dass deutlich mehr Menschen Windows nutzen und damit ein lohnenderes Ziel für Angriffe sind. Wer auf Apple setzt, sollte sich aber dessen bewusst sein, einen goldenen Käfig zu betreten: Alles schön und glänzend drin, aber will man vielleicht ein Android-Telefon oder ein Fairphone mit dem Betriebssystem /e/ mit dem MacBook verbinden, kann es hakelig werden.

Was hat es mit Chrome OS auf sich?

Chrome OS ist das Desktop-Betriebssystem von Google. Es verfolgt einen etwas anderen Ansatz als der Rest: Denn Chrome OS setzt darauf, dass praktisch alle Daten in der Cloud landen. Das ist praktisch, weil das System tendenziell auch auf Geräten mit schwächerer Hardware läuft. Und es ist bequem, wenn der Rechner in die Badewanne fällt und ein Totalschaden ist, weil auch ohne eigenes Backup die Daten weiterhin erreichbar sind. Die Bequemlichkeit erkauft man sich aber mit dem Nachteil einer recht weitgehenden Überwachung durch Google. Wer ein Chromebook über gelegentliches Surfen hinaus nutzen will, braucht ein Google-Konto – anhand dessen kann der Konzern das Nutzungsverhalten nachverfolgen.

Was ist vor einem Umstieg oder Update wichtig?

Gehören Sie zu den rund drei Viertel der Nut­ze­r:in­nen in Deutschland, die kein Backup machen? Dann bitte jetzt damit anfangen und die Daten auf einer externen Festplatte oder in einer vertrauenswürdigen Cloud sichern. Und zwar nicht nur einmal, sondern regelmäßig und am besten auf unterschiedlichen Datenträgern. Und gerade bei größeren Updates oder einem Wechsel des Betriebssystems kann auch mal was schiefgehen. Auf Backups verzichten sollte grundsätzlich nur, wer bei einem Komplettdatenverlust erleichtert aufatmen würde, weil einem das Aufräumen der Daten erspart bliebe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Habe vor kurzem auf meinem alten Laptop Linux Mint installiert, da nach dem letzten Windows Update ein nicht behebarer Boot-Loop auftrat. Die Installation dauerte sehr lange auf Grund der vielen Updates und war nur mit einem zweiten PC durchführbar, auf dem der Bootbare USB-Stick erstellt wurde. Für Laien ist das keineswegs selbsterklärend, ohne Studium von diversen Tutorials geht da nix.



    Auf meinem PC habe ich Linux Mint Parallel zu Windows 10 installiert, was auch nicht auf Anhieb funktionierte, da meine Lenovo-Monitore für Linux wohl zu exotisch sind.



    Nach 40 Jahren Arbeit in der IT stand mir dabei die eine oder andere Schweißperle auf der Stirn und überzeugt bin ich davon noch nicht, da einige gewohnte Programme dort nicht vorhanden sind oder unter Wine nur schlecht oder gar nicht laufen.



    Vielleicht investiere ich doch noch in einen Refurbished-PC....

  • Das Thema "Mikropatches" fehlt :/

  • Im Netz gibt es Anleitungen wie man bei angeblich nicht kompatiblen PCs Win 11 installiert. Habe ich auch mit meiner Workstation für Foto- und Videobearbeitung gemacht. Alles läuft prima.

  • Ich erinnere mich noch an das Versprechen, Windows 10 wäre das letzte Windows, das man je brauchen würde.



    Die Werbeaktion war noch kein halbes Jahr abgelaufen, da kam Windows 11.

  • Das Problem ist das es viele linuxe gibt. Und die freie Textverarbeitung zb. Kann Daten von neuem Word nicht 100%. Usw.

  • Als Microsoft Anfang 2020 die Unterstützung von W7 einstellte, da bin ich endgültig auf Linux Mint mit dem hier genannten Cinnamon-Desktop umgestiegen; habe bei der Gelegenheit einen zweiten PC aka Notebook angeschafft.

    Klar, umstellen muss man sich schon, auch mal mit dem Terminal arbeiten. Und wenn etwas nicht gleich geht, dann liegt es primär an der vollkommen anderen Rechteverwaltung. Aber genau das hält Schädlinge aussen vor, braucht es keine sog. Virenschutzprogramme.

    Und da Linux weder auf Überwachung noch auf Lizenzgedöns wert legt, so ist die Installation aus einem ISO-Image absolut einfach.