Trumps Friedensplan: Zu schön, um wahr zu sein
Dass US-Präsident Donald Trump es geschafft hat, einen Friedensplan für den Nahen Osten vorzulegen, ist gut. Ob der aufgeht, eine andere Frage.

Z um ersten Mal seit langer Zeit ist im Nahen Osten ein klein wenig Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Ob sich das Auge täuscht oder der Lichtschein tatsächlich zu einer sichtbaren Öffnung wird – das ist im Augenblick schwer zu sagen. Doch auf jeden Fall ist in eine verfahrene Lage, in der es in grauenvoller Geschwindigkeit immer nur abwärts ging, Bewegung gekommen. Dass ein Friedensplan existiert, den die beteiligten arabischen Staaten unterstützen und dem sowohl Israel als auch die Hamas halbwegs zustimmen, ist allein schon eine Leistung. Bei allem Unbehagen gegenüber US-Präsident Donald Trump verdient dieser Versuch Anerkennung.
Wenn einer in der Lage ist, den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einem Friedensprozess zu zwingen, dann ist es Trump. Die Hamas wiederum kann sich nicht komplett den Wünschen Katars entziehen, wo ein Teil ihrer Führung Exil gefunden hat. Gleichzeitig lässt sich kaum leugnen, dass der amerikanische Friedensplan zu schön ist, um wahr zu sein.
Schwer vorstellbar etwa, dass die Hamas ihrer eigenen Entwaffnung zustimmen wird. Sie wird darüber verhandeln wollen, ihr Kampfgerät – und damit reale Macht – behalten zu können. Für Israel wäre das hingegen völlig unannehmbar. Und überhaupt: Rechtsextreme Teile des jetzigen Netanjahu-Kabinetts wollen schon jetzt die Koalition platzen lassen, was die drängende Frage aufwirft, mit wem der Ministerpräsident einen wie auch immer ausverhandelten Friedensplan beschließen soll.

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Doch jenseits des großen Wurfs für einen dauerhaften Frieden in der Region bestehen gute Chancen, zumindest die israelischen Geiseln, seien sie nun tot oder lebendig, im Austausch für rund 2.000 palästinensische Gefangene freizubekommen. Auch ein Waffenstillstand für eine gewisse Zeit ist gut vorstellbar. Eine solche Atempause ist nicht wenig, wenn man die katastrophalen Zustände und das Sterben im Gazastreifen bedenkt.
Von der Dynamik der Verhandlungen in Kairo wird abhängen, ob darüber hinaus noch etwas erreicht werden kann. Trump kann noch so auf den Tisch hauen und sich schon einmal vorsorglich selbst für den Friedensnobelpreis nominieren, letztlich ist für einen Friedensprozess ein Mindestmaß an Vertrauen nötig. Die israelisch-palästinensischen Beziehungen sind aber an einem nie dagewesenen Tiefpunkt; alles, was in den 1990er Jahren schon einmal erreicht wurde, ist in Tausend Stücke zersprungen. Diese Kleinteile wieder zusammenzufügen, wird viel Zeit brauchen und etwas erfordern, das derzeit nicht erkennbar ist: den Willen zum Frieden.
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