
Waldbrände in Spanien: Aufgestanden aus der Asche
Die Waldbrände im Sommer haben Spaniens Landwirte schwer getroffen. Doch sie wissen, wie man der steigenden Gefahr vorbeugt. Ein Besuch in Galicien.
N oelia González und Sindo Justo sehen ratlos aus, wie sie so mitten in der verkohlten Landschaft stehen. 360 Bienenstöcke besaß das Ehepaar rund um das Dorf Santa Baia de Montes im Nordwesten Spaniens. Bis zu den großen Waldbränden: „35 unserer Bienenvölker sind den Flammen zum Opfer gefallen“, berichtet die 30-jährige González, im Hauptberuf Labortechnikerin im nächstgelegenen Städtchen, mit gedrückter Stimme.
Heute schaut sie mit ihrem Mann am Rand des Ortes nach dem Rechten. 80 Bienenstöcke haben sie hier aufgestellt, die sie vor den Flammen retten konnten – „unter Einsatz unseres eigenen Lebens“, sagt González. Das war am 14. August, die zweite Nacht, in der das Feuer rings um Santa Baia de Montes tobte. Die beiden hatten nach den Bienenstöcken geschaut und wurden vom Feuer eingeschlossen.
González’ Partner Justo wusste, was zu tun war. Der 43-Jährige ist Feuerwehrmann bei einer staatlichen Spezialeinheit für Waldbrände, angesiedelt beim Umweltministerium. Er hatte Material dabei, um die Vegetation rings um das Grundstück mit den Bienenstöcken in aller Eile zu reinigen, also Unkraut und Büsche zu beseitigen, und ein strategisches Gegenfeuer zu entfachen. Dieses verbrannte einen Streifen ringsherum. Der eigentliche Brand konnte sich so nicht weiter in Richtung der Bienen ausbreiten.
Sindo Justo, Bienenzüchter und Feuerwehrmann
Der Brand rund um Santa Baia de Montes war einer von denen, die völlig außer Kontrolle geraten waren. „Jenseits der Löschkapazität“, nennen Justo und seine Kollegen diese Brände, die ein Eigenleben entwickeln. „Sie verhalten sich völlig anders als alles, was wir bisher gesehen haben“, sagt Justo. Sie breiten sich auch bergab und gegen den Wind aus, erzeugen eigene interne Gewitter mit Stürmen und fressen sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 30 Kilometern pro Stunde voran. Die Hitze ist so groß, dass das Wasser aus den Löschflugzeugen einfach verdampft.
Der „Ground Zero“ der Waldbrände
Ausgelöst wurde das Feuer im 20 Kilometer südlich gelegenen Oimbra durch den Funken einer Maschine, die das Unterholz mähen sollte, just um die Brandgefahr zu verringern. Der Funken entfachte eine Feuerfront von rund 35 Kilometern Länge und erreichte selbst Ländereien im benachbarten Portugal. 23.000 Hektar verbrannten in wenigen Tagen, ein Viertel des Stadtgebiets von Berlin.
„Leider sind wir hier an Brände gewöhnt, wenn auch nicht an solche“, sagt Justo, der aus seiner Kindheit die umliegenden Hänge noch als bewaldet in Erinnerung hat. Immer wieder wird Galicien und besonders die Provinz Ourense, zu der Santa Baia de Montes gehört, von Bränden heimgesucht. Das letzte richtig große Feuer brannte hier vor genau zehn Jahren, 2015. Für eine Erholung der Natur ist der Zeitraum zwischen den Feuern zu kurz: Gräser und Gebüsche kommen nach, aber Bäume wachsen nicht hoch, bevor es wieder brennt.
Die Provinz Ourense ist so etwas wie der „Ground Zero“ der Brände. Ein Fünftel der rund 380.000 Hektar, die dieses Jahr in ganz Spanien brannten, gehört zur Provinz Ourense. Im letzten halben Jahrhundert ereigneten sich 50 Prozent der spanischen Waldbrände in Galicien, 30 Prozent der in Spanien abgebrannten Flächen befinden sich hier, und das, obwohl die Region im äußersten Südwesten Europas nur knapp 7,7 Prozent des spanischen Staatsgebietes ausmacht.
Seit dem Feuer liegt das Grundstück mit den Bienenstöcken wie eine Oase in einer schwarzen Wüste. So weit das Auge reicht, ist die Erde voller Asche. Verkohlte Büsche und Bäumchen stehen zwischen unwirklich wirkenden, verrußten Felsen. Dort wo die Erde eine sandige Farbe hat, waren die Temperaturen so hoch, dass der Boden verbrannte und nur noch die enthaltenen Mineralien zurückblieben. Die Entstehung eines Zentimeters fruchtbaren Bodens dauert rund 100 Jahre.
Ein hoher finanzieller Schaden
Bienenbesitzerin González verfüttert mit Vitaminen angereicherten Zuckersirup an ihre Tiere. „Die Flammen sind bis zum Dorf gelangt. Selbst Grundstücke zwischen den Häusern brannten. Zum Glück konnten wir, die Bewohner und die Feuerwehr die Häuser retten“, sagt González, die sich jetzt überlegt, ob sie ihre Bienenstöcke umsiedelt: Dorthin, wo es nicht gebrannt hat. „Aber dazu müssen wir erst geeignete Grundstücke finden und dann die nötigen Genehmigungen einholen“, sagt sie.
Die Versicherung zahlt nur für die verbrannten Bienenstöcke. Für die durch den Brand entstandenen zusätzlichen Betriebskosten kommt sie nicht auf. Im vergangenen Jahr produzierte das Paar mit seinen Bienen 5.000 Kilogramm Honig. Dieses Jahr wird wohl kaum Gewinn übrig bleiben.
Risiko Niederschlag
Ein Blick in den grünen Teil Spaniens zeigt, was auch Mitteleuropa bevorsteht. Die Waldbrandgefahr nimmt dort zu, wo es viel regnet. So weißt das nordwest-spanische Galicien mehr Niederschläge auf als Deutschland. Dennoch brennt es hier so oft und so viel und mittlerweile auch so stark wie sonst nirgends in Spanien. Der Grund: Die hohen Niederschläge sorgen für gutes Wachstum des Unterholzes in den Wäldern so wie von Hecken und Gräsern auf den Feldern.
Risiko Hitze
In Galicien, León und Asturien entstanden die Waldbrände, die diesen Sommer europaweit wüteten, nach einer Hitzeperiode, in der es zwei Wochen lang bis zu 40 Grad und heißer war. Dieser Sommer war der heißeste, der in Galicien je gemessen wurde. Die Durchschnittstemperatur lag 2,6 Grad über dem langjährigen Mittel.
Entwicklung in Deutschland
In Mitteleuropa zeichnet sich eine vergleichbare Entwicklung seit Jahren ab. Die Tage mit Temperaturen von über 30 Grad sowie die Perioden mit Tagen von weniger als einem Millimeter Niederschlag werden mehr. In Deutschland brennt es längst nicht mehr nur im Sommer, sondern das ganze Jahr über. „Seit sechs Jahren ist in Deutschland kein Monat mehr vergangen ohne Flächenbrände in der Landschaft“, heißt es in einem jüngst veröffentlichten
. Besonders betroffen sind die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen sowie Sachsen-Anhalt. Im Dürrejahr 2022 brannten in Deutschland 3.000 Hektar, 2023 1240 Hektar. Das ist noch wenig im Vergleich zu Südeuropa, aber die Waldbrandgefahr nimmt, da sind sich alle Studien einig, weiter zu.Auch Delfín Paz – fünf Kilometer weiter – steht vor einer wirtschaftlichen Katastrophe. „Das ganze Heu, das ich unter Mühen im heißesten Sommer, den wir hier je hatten, gemacht habe, ist verbrannt“, erzählt der 56-jährige Viehzüchter und zeigt auf einen Aschehaufen. Der stämmige Mann mit sanfter Stimme hat 45 Kühe und 40 Kälber. Wenn sie neun bis zwölf Monate alt sind, verkauft er sie an den Schlachter.
Paz hat einen Teil der Weiden retten können. Auch sie liegen nun wie eine Oase inmitten des schwarzen, verkohlten Landes. Die Tiere haben schon alles abgegrast. Paz muss zufüttern. „Noch habe ich Heu und vergorenes Silo-Gras aus dem vergangenen Jahr. Aber spätestens Anfang des Winters geht das aus“, sagt er. Das kann teuer werden. Denn schließlich ist er nicht der einzige, der alles verloren hat. Und bei erhöhter Nachfrage dürfte der Preis entsprechend steigen. Eine Versicherung hat Paz – wie so viele seiner Kollegen – nicht. Die Gewinne aus der Viehzucht werden immer schlechter, da ist die Versuchung zu sparen groß, etwa beim Versicherungsschutz. Paz ist einer von vier Züchtern, die es in Cualedro noch gibt. Vor einer Generation hatten hier noch 70 Familien Vieh.
Die Kühe stoppen das Feuer
Der Viehzüchter weiß ganz genau, warum die Weiden nicht brannten, so manches Nachbargrundstück allerdings schon. „Die Kühe halten das Gelände sauber, die Vegetation kurz“, erklärt Paz. Er besitzt nur wenig eigenes Land, sein Vieh zieht über Gemeindeland, das von allen Dorfbewohnern genutzt werden darf. Oder er wendet sich an die „Banco de Tierras“ eine regionale Institution, die Ländereien von denen, die sie nicht nutzen, an Bauern und Viehzüchter gegen eine Pacht vermittelt. „Doch viele lassen ihr Land lieber brach liegen, als es weiterzugeben“, beschwert sich Paz.
Diese Ländereien verwildern dann. Das Gestrüpp und Gras, das nach den regnerischen Wintern besonders stark wächst, vertrocknet dank des Klimawandels in den immer heißeren und trockeneren Sommern und bietet dem Feuer reichlich Brennstoff. „Es gibt nicht nur immer weniger Vieh, sondern auch weniger Landwirtschaft“, weiß Paz. Früher lagen die Äcker und Gemüsegärten am Dorfrand und bildeten so einen Schutzring gegen das Feuer. Jetzt – verwildert – sind sie brandgefährlich.
Xose Santo, Förster und Umweltaktivist
In Medeiros de Monterrey – 15 Autominuten weiter südlich – war es genau diese traditionelle Form der Landwirtschaft, die das Dorf vor den Flammen rettete. Es ist heiß, mit über 30 Grad viel zu heiß für die Jahreszeit. Und es zieht eine steife Brise übers Land. Ähnliche Bedingungen, wie die, die am 12. August hier das Feuer begünstigten. „Da keine Hilfe kam, bekämpften wir die Flammen selbst“, berichtet Begoña Campos. Mit Ästen schlugen sie auf die Flammen ein, mit Wasser aus Gartenschläuchen versuchten sie zu löschen, wo es ging. Doch es waren letztendlich die landwirtschaftlich genutzten Flächen, die als eine Art Brandschutzschneise fungierten. „Die Weingärten stoppten das Feuer“, erzählt Campos.
Das können aber nicht grundsätzlich alle Weingärten, sondern nur die gut gepflegten. So fielen die eigenen Reben der 56-jährigen Frührentnerin dem Feuer zum Opfer: ein schwarzer Fleck inmitten der restlichen Weingärten. „Ich habe mich seit mehreren Jahren nicht mehr gekümmert, da der Erlös aus der kleinen Ernte es einfach nicht wert ist“, erklärt Campos. Der Wildwuchs zwischen den Weinstöcken fing Feuer – und alles brannte ab.
Mehr Bäume pflanzen
Für Förster Xose Santos zeigt dies, warum die Dörfer einst weniger gefährdet waren. „Das Land rundherum war ein Mosaik aus Wald, Weiden, Wiesen, Reben, Obstplantagen und Äckern.“ Das führte dazu, dass das Feuer keine „Kontinuität fand“, wie der 62-jährige Chef einer der fünf Forstbezirke der Provinz Ourense das nennt. Die Abwanderung habe die Landschaft entschieden verändert und damit die Brände.
Fraga de Penedo – Wald zwischen Felsen – heißt der Hügel, auf den Santos zeigt. Doch von einem dichten Mischwald, auf den sich das Wort Fraga bezieht, ist nichts zu sehen. „Hier hat es wie vielerorts in Galicien in den letzten Jahren immer wieder gebrannt“, erklärt Santos. Die Folgen: Wald gibt es schon lange nicht mehr, nicht einmal kleine Bäumchen. Was das letzte Feuer hier verschlungen hat, war Buschland. „Ganze Ökosysteme sind für immer verloren“, sagt Santos. „In diesem Sommer sind Landstriche verbrannt, wo wir seit einem Feuer 1989 alles getan haben, um sie wieder aufzuforsten“, fügt er hinzu.
Der hochgewachsene, drahtige Mann schaut sich in der schwarzen Landschaft um und sagt dann: „Wenn ich das sehe, verspüre ich Frust, Trauer, so etwas wie eine persönliche Niederlage nach 40 Jahren Arbeit im Wald.“ Der Förster, der in unterschiedlichen Umweltinitiativen tätig ist, zitiert den portugiesischen Literaturnobelpreisträger José Saramago: „Die Bäume können nicht ohne Erde leben und die Erde nicht ohne Bäume.“ Für Förster Santos ist der Wald die Grundlage für das Leben. Er sorge für eine vielfältige Flora und Fauna. Das Klima als solches ändere sich, dort wo der Wald verschwindet. So nimmt der Waldboden Wasser auf und gibt es langsam wieder ab. Wo der Wald durch Brände zerstört wurde, trocknen Quellen und Bäche aus.

Dass es immer wieder brennt, ist bis auf wenige Ausnahmen menschliches Verschulden. Nicht etwa wegen gezielter Brandstiftung – obwohl das auch vorkommt – sondern als Folge von Fahrlässigkeit und Unfällen. Verursacht etwa durch „Viehzüchter und Landwirte, die trotz Trockenheit Gestrüpp verbrennen oder die Maschinen auf den Feldern und in den Wäldern“, weiß Santos. Oimbra, wo ein Funken reichte, ist das beste Beispiel.
Der leicht brennbare Eukalyptus
„Die waldreichste Region Spaniens hat kaum Maßnahmen zur Brandvorbeugung“, beklagt er. So würden die Feuerwehrleute meist nur im Sommer eingestellt, anstatt dass sie im Winter die Wälder reinigten und Brandschneisen anlegten. „Große Teile von Waldpflege und Waldschutz wurden privatisiert“, berichtet Santos, der lange Jahre gewerkschaftlich aktiv war. Weniger und schlechter bezahltes Personal sei die Folge. Hinzu kommen die Monokulturen: So waren etwa nach dem im Jahr 1982 beschlossenen und immer noch gültigen Forstplan 250.000 Hektar Eukalyptusbäume für die Zellstoffindustrie vorgesehen. Tatsächlich gibt es heute doppelt so viel der leicht brennbaren Baumart, weil die Einhaltung der Forstpläne in der Praxis kaum kontrolliert wird.
„Der Klimawandel und die daraus entstehende höhere Brandgefahr ist eine Tatsache. Wir müssen alles tun, um das Brandrisiko und das Risiko für die Dörfer dennoch zu verringern“, sagt Santos. Anstatt Geld für Zeitungsanzeigen auszugeben, die die Bevölkerung aufklären sollen, fordert er gezielten Unterricht an den Schulen – um zukünftige Generationen auf eine durch den Klimawandel veränderte Welt vorzubereiten. Doch dafür gibt die Regionalregierung kein Geld aus. Diese Aufklärungsarbeit bestreiten Freiwillige. Förster Santos ist einer davon. „Immer mehr Menschen sehen die Brände als etwas Unausweichliches, als etwas völlig Normales an“, bedauert er. Das führe vielerorts zu Untätigkeit.
Dieser Artikel wurde möglich durch die finanzielle Unterstützung des Recherchefonds Ausland e.V. Sie können den Recherchefonds durch eine Spende oder Mitgliedschaft fördern.
Nicht so in Lucenza, einer kleinen Gemeinde, die zu Cualedro gehört. Hier haben sie aus dem letzten großen Feuer 2015 gelernt. „Wir entwarfen ein Programm, um unser Dorf zu schützen“, sagt David Domínguez. Ein Großteil der Ländereien rund um den Ort ist Gemeinschaftsland. Wer hier wohnt, hat das Recht, es zu nutzen. Wie genau, das bestimmt nicht etwa die Gemeindeverwaltung, sondern eine Versammlung der Vertreter der rund 80 ganzjährig bewohnten Häuser im Ort. Der 62-jährige Domínguez ist einer der aktivsten Mitglieder dieser Versammlung der „Comuneros“. „Wir haben vor zehn Jahren begonnen, gemeinsam Vieh zu halten und gezielt bestimmte Ländereien zu säubern und zu Weiden zu machen“, erklärt der pensionierte Landwirtschaftsingenieur. Mittlerweile sind es 109 Kühe und zehn Pferde auf rund einem Fünftel des Gemeinschaftslandes.
Domínguez trinkt einen Kaffee und isst etwas Obst in einer ehemaligen Dorfkneipe, die seit 2010 eigentlich geschlossen ist – Opfer der Landflucht hier in der Gegend. Seine Schwiegermutter hatte sie einst mit dem Geld aufgebaut, das sie und ihr Mann in 13 Jahren als Gastarbeiter in Deutschland ansparen konnten. Domínguez war damals noch ein Kind und das Leben auf dem Dorf ganz anders. „Hier gab es – wie in allen umliegenden Gemeinden – mehrere große Schaf- und Ziegenherden. Sie wurden gemeinsam auf dem Gemeinschaftsland betreut“, erinnert er sich. Hunderte Tiere zogen Tag für Tag über die Felder rund um Lucenza. Das Land war sauber. Wenn es brannte, waren es viel kleinere Feuer als heute, die Flammen kamen nur selten an die Dörfer heran.
Sag mir, wo die Blumen sind
„Unser Modell ist längst nicht perfekt“, gesteht er nach einer kurzen Pause ein. 109 Kühe und 10 Pferde seien gegen die damaligen Herden wenig. „Doch hätten wir nichts gemacht, wäre hier alles zugewuchert, selbst die Wege – und jetzt wäre alles verbrannt“, ist sich Domínguez sicher. Wie in anderen Orten auch, haben hier die Nachbarn das Feuer, dort wo es dennoch ans Dorf herankam, selbst bekämpft. „Um die Häuser besser zu schützen, fehlt es an Landwirtschaft“, sagt Domínguez.
Viele Bewohner seien gegangen und lebten jetzt in den Städten Galiciens und des restlichen Spaniens. Im Dorf geblieben sind vor allem alte Menschen, und ein Großteil von ihnen hat längst aufgehört, die Gemüsegärten zu bestellen. Die Folge – brandgefährliches Gestrüpp, direkt an den Häusern. Es ist genau diese anhaltende Abwanderung, die Domínguez Sorgen macht. „Unser Modell droht dadurch zum Erliegen zu kommen.“ Den Comuneros fehlt der Nachwuchs.
Das Imkerpaar González und Justo hat in den ersten Tagen nach dem Brand überlegt, alles hinzuschmeißen und nur noch von ihrer normalen Erwerbsarbeit zu leben. „Doch was wird aus den Dörfern, wenn wir alle das ländliche Leben aufgeben?“, fragt González. Sie ist, wie ihr Mann Justo, hier im Ort aufgewachsen. Und sie wollen alles tun, damit auch ihre beiden Kinder – der fünfjährige Adrian und die sechsjährige Aitana – hier in Santa Baia eine Zukunft haben. „Obwohl es manchmal schwerfällt, daran zu glauben“, sagt Justo.
Nach kurzer Stille verweist er auf die Bienen, die, nach tagelanger Schockstarre im Stock, wieder fliegen. „Ich weiß nicht, wo sie Blumen finden. Aber schau, sie haben die Beinchen voller Pollen“, sagt er. Sein Gesicht wird weicher und spiegelt so etwas wie Hoffnung wider.
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