Ausländerfeindlichkeit in Südafrika: Keine Migrantenkinder an dieser Schule
Südafrikas „Operation Dudula“ will Ausländer von öffentlichen Diensten ausschließen. Nach Krankenhäusern nimmt die Kampagne nun Schulen ins Visier.

Unter dem Motto „Put South African Child First“ verlangen sie, dass ab dem neuen Schuljahr – das in Südafrika im Januar 2026 beginnt – keine Ausländer mehr auf öffentliche Schulen gehen, solange es nicht genügend Plätze für alle einheimischen Kinder gibt.
Vergangene Woche wurde die „Operation Dudula“ vor mehreren Schulen in Soweto lanciert – dem riesigen Township mit über zwei Millionen Einwohnern am Rande von Südafrikas größter Stadt Johannesburg. Flugblätter wurden verteilt, die einen Stopp der Aufnahme nichtregistrierter Ausländerkinder im nächsten Schuljahr fordern.
Soweto ist weltberühmt für seinen Schüleraufstand gegen das brutale Apartheidsystem im Jahr 1976, der von der Polizei blutig niedergeschlagen wurde. Jetzt werden wieder Sowetos Schulen zum Feld eines Kampfes um die Zukunft des Landes.
Kampagne gegen die Kampagne
„Keinem südafrikanischen Kind darf zugunsten illegaler Ausländer die Schulbildung verwehrt bleiben“, sagte Zandile Dabula, die Koordinatorin von „Operation Dudula“.
Pünktlich zu Beginn ihrer neuen Kampagne tauchten allerdings Gerüchte auf, wonach die 37-Jährige eigentlich selbst aus Simbabwe stammt. „Wir kennen die Verschwörung gegen unsere Kampagne“, sagte sie dazu auf ihrer Versammlung in Soweto. „Ich bin eine ordentliche Bürgerin dieses Landes. Ich wurde in Diepkloof in Soweto geboren und großgezogen, nicht in Simbabwe.“
Dabula machte die linksoppositionelle Partei EFF (Economic Freedom Fighters) für die Kampagne gegen sie verantwortlich. EFF, geführt vom populistischen ehemaligen Jugendaktivisten Julius Malema und gegründet aus Protest gegen die fortdauernde Dominanz der weißen Geschäftswelt in Südafrikas Wirtschaft, tritt für offene Grenzen ein – Operation Dudula ist für nationale Präferenz und ein Ende der Zuwanderung.
EFF hat nun in Alexandra, ein Township im Norden von Johannesburg, Mordanklage gegen Operation Dudula erhoben. Deren Aktivisten hätten im Juli eine Mutter aus Malawi daran gehindert, eine Klinik zu betreten, was zum Tod ihres einjährigen Sohnes beigetragen habe. „Operation Dudula ist eine kriminelle Bande unter dem Deckmantel einer Gemeinschaftsaktivität“, erklärte die Partei.
Ausweiskontrollen wie unter der Apartheid
Die Aktivisten von Operation Dudula stellen sich vor Gesundheitseinrichtungen und kontrollieren Ausweise, ohne gesetzliche Grundlage. Nicht nur EFF erinnert das an die alte Apartheidpraxis, wo Schwarze jederzeit auf Verlangen ihre Ausweise vorzeigen mussten, um ihr Recht zum Aufenthalt in „weißen“ Gebieten und Einrichtungen zu belegen. Die Wut über diese erniedrigende Praxis war ein Motor der Massenproteste, die zum Ende der Apartheid 1994 beitrugen.
„Menschen Zugang zu Gesundheitsversorgung zu verwehren, ob Südafrikanern oder Migranten, ist nicht nur illegal, es gefährdet die öffentliche Gesundheit“, so EFF. Unter „Operation Dudula“ wurden immer wieder auch Südafrikaner an den Türen von Kliniken abgewiesen, wenn sie gerade ihren Ausweis nicht dabei hatten.
Die Regierung von Präsident Cyril Ramaphosa von der einstigen Befreiungsbewegung ANC (African National Congress), die Südafrika seit Ende der Apartheid 1994 regiert, hat kaum etwas gegen die seit März laufende „Operation Dudula“ unternommen. Das ermutigt diese, jetzt auch Schulen ins Visier zu nehmen. Ein Problem könnte das auch bei verpflichtenden Impfprogrammen für Kinder werden.
Südafrika mit rund 65 Millionen Einwohnern erlebt einen massiven Zustrom papierloser Einwanderer aus anderen afrikanischen Ländern, insbesondere jener mit schweren wirtschaftlichen Problemen. Die größte Migrantengemeinschaft kommt aus Simbabwe, rund 3 Millionen Menschen.
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