Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Ein Preis für die schöpferische Zerstörung
Der Wirtschaftsnobelpreis geht an drei Ökonomen, die Gründe für nachhaltiges Wachstum erforschten. Er ist ein Plädoyer für technische Innovationen.

„Die Arbeit der Preisträger zeigt, dass Wirtschaftswachstum keine Selbstverständlichkeit ist“, sagte der Vorsitzende des für die Vergabe des Preises zuständigen Komitees, John Hassler, anlässlich der Verleihung am Montag. Man müsse „die Mechanismen der schöpferischen Zerstörung aufrechterhalten, damit wir nicht wieder in die Stagnation zurückfallen“. Damit sind alle nach dem schwedischen Erfinder Alfred Nobel benannten Preise für dieses Jahr vergeben. Wobei dem Ökonomiepreis der Makel anhängt, kein „richtiger“ Nobelpreis zu sein. Schließlich wurde er nicht von Nobel selbst gestiftet, sondern wird erst seit 1969 von der schwedischen Nationalbank vergeben.
Die drei Preisträger stören sich nicht an dieser Petitesse. „Ich kann nicht die Worte finden, um auszudrücken, was ich empfinde“, freute sich der französische Ökonom Aghion. Er erhält zusammen mit seinem kanadischen Kollegen Howitt die eine Hälfte des mit elf Millionen Schwedischer Kronen (eine Million Euro) dotierten Preises. Sie veröffentlichten 1992 einen gemeinsamen Artikel, in dem sie ein mathematisches Modell des nachhaltigen Wachstums durch kreative Zerstörung entwickelten. Die andere Hälfte des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreises erhält der in Belgien geborene US-israelische Ökonom Joel Mokyr. Er habe die „Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum durch technologischen Fortschritt“ erkannt, würdigte die Königlich-Schwedische Akademie seine wissenschaftliche Arbeit.
„Die Verleihung des diesjährigen Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaft wirkt wie ein Plädoyer für ein durch technologische Innovation getriebenes Wirtschaftswachstum“, kommentiert der Bremer Ökonom Rudolf Hickel die Preisvergabe. Es lohne sich, die nicht ganz einfach zugänglichen Erkenntnisse der diesjährigen Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaft bei der aktuell anstehenden sozial-ökologischen Transformation zu berücksichtigen, so das Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik.
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