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Streit um RentenpaketGegenwind aus dem eigenen Lager

Sabine am Orde

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Sabine am Orde

Die Junge Union begehrt auf gegen Bundeskanzler Merz. Bei dem Rentenpaket sind die jungen Abgeordneten nicht für weitere Kompromisse zu haben.

Johannes Winkel, Bundesvorsitzender der Jungen Union, möchte es nicht bei Worten belassen Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

E s kam, wie es kommen musste: Die Abgeordneten der Union, die sich in der Jungen Gruppe organisieren, beobachten mit Argusaugen das, was die Koalition bei der Rente vorhat. Schließlich mussten sie zähneknirschend nicht nur die Vereinbarungen zur Rente im Koalitionsvertrag mit der SPD schlucken, Friedrich Merz hatte sie zuvor schon beim Wahlprogramm ausgebootet.

In langen Auseinandersetzungen hatte die Junge Union es geschafft, eine Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung in das neue Grundsatzprogramm der CDU zu boxen, so sollte es ihrer Ansicht nach auch im Wahlprogramm stehen. Aus ihrer Sicht ist das eine Frage der Gerechtigkeit für die junge Generation. Doch Merz machte ihnen einen Strich durch die Rechnung – aus Angst vor der relativ alten Wählerschaft der Union.

Ein weiteres Zugeständnis, und sei es auch noch so klein, will die Junge Gruppe nicht mehr mittragen. Deshalb probt sie jetzt also einen kleinen Aufstand. Für Merz und die gesamte Regierung ist das ein Problem. Mit ihren 18 Stimmen können die Jungen die Mehrheit der schwarz-roten Koalition kippen. Es wäre bereits – nach der Kanzlerwahl und der Neubesetzung der Ver­fas­sungs­rich­te­r*in­nenposten – das dritte Mal in ihrer kurzen Regierungszeit, dass die eigene Mehrheit erst einmal nicht steht.

Das ist schwierig für eine Regierung, die so dringend Stabilität und Wirkmächtigkeit ausstrahlen will. Es zeigt aber auch, dass Merz die eigenen Abgeordneten nicht weiter unterschätzen sollte. Besonders die jungen, oft direkt gewählten und eher konservativ aufgestellten Abgeordneten wollen kein Kanzlerwahlverein mehr sein, im Gegenteil. Sie haben sich vorgenommen, etwas zu ändern – und mit ihren 18 Stimmen haben sie einen wirkungsvollen Hebel dazu.

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Die kleine Rebellion zeigt aber auch, dass es bei der Koordinierung zwischen Kanzleramt und Fraktion weiterhin hakt. Merz hat nun, um die Wogen zu glätten, Verständnis für die Bedenken der Jungen. Fragt sich nur, wie die SPD das sieht – die selbst gehörig unter Druck steht.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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