piwik no script img

Arbeitskampf bei LufthansaPi­lo­t*in­nen stimmen für Streik

Pi­lo­t*in­nen der Lufthansa wollen streiken. In einer Urabstimmung sprach sich eine Mehrheit für einen Arbeitskampf aus. Sie fordern bessere Betriebsrenten.

Ein Arbeitskampf der Piloten bei der Lufthansa könnte in den Herbstferien Tausende Fluggäste treffen Foto: Jörg Halisch/imago

Frankfurt reuters/afp | Die Piloten und Pilotinnen der Lufthansa wollen streiken. In einer Urabstimmung unter den Piloten der Airline sowie der Frachtsparte Lufthansa-Cargo sprach sich eine sehr große Mehrheit für den Arbeitskampf aus, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit am Dienstag mitteilte. Im Zentrum des Tarifkonflikts steht ein Streit um die betriebliche Altersvorsorge.

„Das Ergebnis ist ein starkes Signal der Geschlossenheit unserer Mitglieder“, erklärte VC-Präsident Andreas Pinheiro. „Die Pilotinnen und Piloten stehen klar hinter den Forderungen und ihrer Tarifkommission.“ Arne Karstens, Sprecher der Tarifkommission, erklärte, er erwarte nun, „dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt“.

Die VC fordert für die rund 4.800 Cockpit-Beschäftigten höhere Arbeitgeberbeiträge zur betrieblichen Altersvorsorge. Denn seit das System 2017 umgestellt wurde von einer Arbeitgebergarantie für die Auszahlung auf eine Garantie der Einzahlungen, habe sich das Versorgungsniveau wegen geringer Verzinsung verschlechtert.

Der Chef von Lufthansa Airlines, Jens Ritter, hatte die Forderung der VC für nicht bezahlbar erklärt. Sie würde die Ausgaben für die „ohnehin schon sehr gute“ Altersversorgung im Cockpit auf 228 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Bei einem so hohen Anstieg der Personalkosten müssten weitere Flugzeuge von der Lufthansa zu den günstiger arbeitenden neuen Flugbetrieben City und Discover Airlines verlagert werden.Die VC hatte die Verhandlungen nach sieben Runden für gescheitert erklärt.

Ein Streik käme für die Fluggesellschaft höchst ungelegen. Erst am Montag hatte der Lufthansa-Konzern angekündigt, bis 2030 überwiegend in Deutschland rund 4.000 Stellen abbauen zu wollen. Der Fokus des Abbaus liegt demnach auf der Verwaltung. Hintergrund sind bislang verfehlte Ziele bei der Rendite.

Zudem wird in dem Konzern, zu dem eine Reihe weiterer Airlines wie Brussels, Austrian, Swiss und Eurowings gehören, seit geraumer Zeit über die Arbeitsbedingungen gestritten. Arbeitnehmervertreter werfen der Konzernleitung vor, mit der Gründung neuer Airlines bewusst bestehende Tarifsysteme zu untergraben.

Lufthansa unter Druck

Der letzte, kurze Arbeitskampf der Pi­lo­t*in­nen legte die Lufthansa 2022 für einen Tag lahm. Die jetzt wieder diskutierte betriebliche Altersvorsorge war auch ein Thema bei der großen Streikwelle von mehr als einem Dutzend Ausständen der Piloten von 2012 bis 2016. Im vergangenen Jahr verursachten von der Gewerkschaft Verdi organisierte Streiks des Bodenpersonals mit acht Ausfalltagen nach Angaben der Lufthansa fast eine halbe Milliarde Euro Kosten und Ertragsausfälle.

Ein Arbeitskampf bei der Lufthansa könnte in den Herbstferien Tausende Fluggäste treffen. Der Ausstand würde die Kosten bei der Premiumairline weiter in die Höhe treiben, die seit dem vergangenen Jahr rote Zahlen schreibt.

Im Hintergrund schwelt der Konflikt um die Zukunft der Hauptmarke Lufthansa. Sie zahlt die höchsten Cockpit-Gehälter des Konzerns. Die Lufthansa hat die neuen Airlines erklärtermaßen gegründet, um Personalkosten zu senken und profitabler zu werden. Denn mit einer geringen Rendite von 4,4 Prozent im vergangenen Jahr steht der M-Dax-Konzern am Kapitalmarkt unter Druck.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare