Hegseth und Trump gegen „Woke-Agenda“: Wer gegen sie ist, „muss mit Konsequenzen rechnen“
In den USA stimmt der Präsident das Militär auf Krieg im Inneren ein. Gemeinsam mit dem Verteidigungsminister erklärt er gesellschaftlicher Vielfalt den Kampf.

„Sollten unsere Feinde sich törichterweise dazu entschließen, uns herauszufordern, werden sie von der Gewalt, Präzision und Stärke des Kriegsministeriums niedergeschmettert. An unsere Feinde: FAFO“, sagte Hegseth. Die Abkürzung steht für die Redewendung „Fuck Around and Find Out“. Grob übersetzt bedeutet sie: „Versuche ruhig dein Glück, doch du solltest mit Konsequenzen rechnen“.
Der frühere Fox News-Moderator Hegseth bemängelte auch die Fitness der Streitkräfte und stempelte alle Aktivitäten im Bereich der Diversifizierung, Gleichbehandlung und Inklusion als „woke“ ab. „Keine Männer mehr, die Kleider tragen. Keine Anbetung des Klimawandels mehr … wir haben genug von diesem Scheiß“, sagte er. Die Art der politischen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte habe die US-Streitkräfte schwächer und weniger tödlich gemacht.
In Zukunft solle wieder mehr Disziplin im Militär herrschen, sagte Hegseth. So solle es künftig zwei verpflichtende Fitnesstests pro Jahr für alle Soldaten geben, egal welchen Ranges oder Geschlechts.
Hegseth: Schluss mit übergewichtigen Offizieren
„Diese körperlichen Maßstäbe müssen hoch und geschlechtsneutral sein. Wenn Frauen es schaffen, hervorragend. Wenn nicht, dann ist dies eben so“, sagte Hegseth. Dieselben Anforderungen für alle, denn der Feind macht im Krieg keinen Unterschied. Im US-Militär würde es zu viele übergewichtige Soldaten und Offiziere geben. Damit sei jetzt Schluss.
„Wenn meine heutigen Worte bei Ihnen ein ungutes Gefühl hervorrufen, sollten Sie das Ehrenhafte tun und zurücktreten“, empfahl er den Generälen und Offizieren im Publikum.
Der anschließend sprechende Trump stand Hegseth in nichts nach. Er schlug sogar vor, dass das Militär bei Operationen in US-Städten Erfahrung sammeln könnte: „Wir sollten einige dieser gefährlichen Städte als Trainingsgelände für unser Militär nutzen.“ Erst vergangene Woche hatte er einer weiteren US-Stadt mit der Entsendung von Nationalgardisten gedroht. Nach Baltimore, Chicago, Memphis, New Orleans und New York kam nun auch Portland hinzu.
„Wir sind einem Angriff von innen ausgesetzt. Das ist nicht anders als ein Angriff von außen, aber in vielerlei Hinsicht schwieriger, da diese Angreifer keine Uniformen tragen“, erklärte Trump. Er wolle Soldaten und Nationalgardisten zum Schutz von Bundesbeamten und zur Bekämpfung der Kriminalität einsetzten.
Die von Trump angeordnete Umbenennung des Verteidigungs- in Kriegsministerium vor wenigen Wochen war ein weiteres Zeichen dafür, welche Erwartungen die Regierung an das eigene Militär stellt. „Wir werden nicht politisch korrekt sein, wenn es um die Verteidigung der amerikanischen Freiheit geht. … Wir werden eine Kampf- und Siegermaschine sein“, erklärte der 79-Jährige.
Trump sprach in seiner mehr als 70-minütigen Rede viele unterschiedliche Themen an und war sichtlich erstaunt, dass die Generäle und Offiziere nicht in tobendem Applaus und Jubel ausbrachen, als er die Bühne betrat.
Viele Demokraten und auch Ex-Offiziere stellten im Anschluss an die Auftritte von Trump und Hegseth die gesamte Veranstaltung infrage. „Trump bot keine Vision für die nationale Sicherheit, sondern nur wirre Klagen und parteiische Angriffe“, erklärte der Abgeordnete Gregory Meeks, der ranghöchste Demokrat im Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses.
Der Ex-Kommandeur des US-Heeres in Europa, Mark Hertling, bezeichnete die Rede des Präsidenten im Interview mit MSNBC als „schockierend“ und gespickt mit „Unwahrheiten“.
Die Trump-Regierung hat seit ihrem Amtsantritt bereits einige strukturelle Veränderungen innerhalb des Militärs durchgeführt, und wie Hegseth am Dienstag erklärte, werden diese Veränderungen weitergehen. Diese Veränderungen treffen vor allem Führungspositionen. Im Mai hatte Hegseth angekündigt, die Anzahl der Generäle und Admirale um 20 Prozent kürzen zu wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert