Hilfsflotte auf dem Weg nach Gaza: Greta Thunberg von Israel festgenommen
Israels Marine kapert Boote der „Global Sumud Flotilla“. Die meisten Schiffe setzen ihre Fahrt nach Angaben der Aktivisten jedoch fort.

Unter den mehreren hundert Teilnehmern an Bord von mehr als 40 Motor- und Segelbooten war auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg. Sie war bei einer ähnlichen Aktion im Mai schon einmal festgenommen worden. „Greta und ihre Freunde sind in Sicherheit und gesund“, hieß es in der Mitteilung des Außenamts weiter. Das französische Außenministerium rief die israelischen Behörden auf, die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten und das Recht auf konsularischen Schutz zu garantieren.
Bei dem Militäreinsatz seien 13 Schiffe abgefangen worden. Die meisten ihrer Schiffe seien nach dem Vorfall weiter unterwegs und näherten sich dem Gazastreifen. „30 Boote segeln trotz der unaufhörlichen Aggressionen der israelischen Besatzungsmarine immer noch mit voller Kraft Richtung Gaza, nur 46 Seemeilen entfernt“, erklärten die Aktivisten in der Nacht zum Donnerstag im Onlinedienst X. Ein Sprecher der Gruppe sagte in einem im Onlinedienst Instagram veröffentlichten Video, die israelischen Streitkräfte hätten 13 Boote mit insgesamt rund 200 Menschen an Bord abgefangen, darunter viele aus Spanien und Italien.
Greta Thunberg und Mandla Mandela an Bord
Das Abfangen erfolgte nach Angaben der Aktivisten am Mittwochabend. Sie bezeichneten das Vorgehen als „illegal“, die Schiffe hätten sich in „internationalen Gewässern“ befunden.
Das israelische Außenministerium hatte erklärt, dass „mehrere Schiffe (…) sicher gestoppt“ worden seien und dass ihre Passagiere zu einem israelischen Hafen gebracht würden. Es veröffentlichte Aufnahmen der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg mit dem Zusatz: „Greta und ihre Freunde sind sicher und gesund.“
An der Flottille beteiligt sind rund 45 Boote mit Aktivisten aus zahlreichen Ländern. Unter den Teilnehmern sind neben der Klimaaktivistin Thunberg ein Enkel des südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela, Mandla Mandela, und die französisch-palästinensische Europaabgeordnete Rima Hassan.
Italien und Spanien hatten Marine entsandt
Das offizielle Ziel der Aktion ist es, Hilfsgüter vom Meer aus in den Gazastreifen zu bringen und damit die israelische Seeblockade zu durchbrechen. Ein Angebot Israels, die Hilfsgüter angeblich über den israelischen Hafen Aschdod in den Gazastreifen zu bringen, lehnten die Organisatoren der Flotte ab.
Italien und Spanien hatten angesichts der Gefahr einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Israel eine Marineeskorte für die Flotte entsandt. Beide Länder forderten die Aktivisten am Mittwoch auf anzuhalten, bevor sie die israelische Sperrzone rund 280 Kilometer vor der Küste des Gazastreifens erreichten.
Israel riegelt das Palästinensergebiet seit vielen Jahren auch vom Meer aus strikt ab. Diese Seeblockade war 2007 nach der Machtübernahme der Hamas eingeführt worden. Sie wird auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Die Blockade dient offiziell dazu, Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden.
Kolumbien kündigt Konsequenzen an
Wegen des Abfangens der Boote kündigte der kolumbianische Präsident Gustavo Petro derweil an, alle verbliebenen israelischen Diplomaten aus dem Land auszuweisen. Der linksgerichtete Politiker hatte die Beziehungen zu Israel im vergangenen Jahr abgebrochen. Vier Diplomaten waren nach Angaben aus israelischen Konsulatskreisen in Bogotá jedoch im Land geblieben. Petro sagte, zwei Kolumbianerinnen – Teil der Global Sumud Flotilla – seien von israelischen Streitkräften in internationalen Gewässern festgenommen worden.
Der türkische Außenminister Hakan Fidan bezeichnete das Abfangen der Boote als „Terrorakt, der einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt und das Leben unschuldiger Zivilisten gefährdet“. Die Hamas, nach deren Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 der aktuelle Krieg im Gazastreifen begann, verurteilte das Stoppen der Boote „in internationalen Gewässern“ als „Verbrechen der Piraterie und des maritimen Terrorismus“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert