Antisemitischer Anschlag in Manchester: Keir Starmer ruft zum Kampf gegen Antisemitismus
Der Anschlag auf die Synagoge in Manchester löst eine Debatte um Antisemitismus aus. Die Polizei hat die beiden Opfer und den Täter identifiziert.

Der Täter, ein 35-jähriger Brite mit syrischen Wurzeln, war als Kind ins Land eingereist und bereits 2006 Staatsbürger geworden. Er raste nach Angaben der Polizei am Donnerstag mit einem Auto in eine Menschengruppe an der Synagoge in Crumpsall bei Manchester und stach dann mit einem Messer auf die Menschen ein. Sieben Minuten nach Beginn des Angriffs wurde er von der Polizei erschossen. Der Anschlag ereignete sich an Jom Kippur, dem Sühnetag und höchsten Feiertag im jüdischen Kalender.
Keir Starmer ruft zum Kampf gegen Antisemitismus
Der Anschlag hat die Debatte über die Sicherheit von Juden in Europa erneut angefacht. Großbritanniens Premierminister Keir Starmer zeigte sich am Abend besorgt. „Wir müssen es klar benennen, es ist ein Hass, der wieder aufflammt, und Großbritannien muss ihn erneut besiegen“, sagte der Labour-Politiker nach einer Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra in London in einer Ansprache. Einige israelische Politiker äußerten Kritik an London.
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sagte, in Großbritannien und weiteren Ländern hätten „Fälle von gewalttätigem Antisemitismus ein beispielloses Ausmaß erreicht“. Er legte einen Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg nahe – und betonte: „Die freie Welt kann und darf nicht zulassen, dass der Konflikt zu einem politischen Instrument gegen das jüdische Volk wird.“ Den Opfern sprach er sein Beileid aus.
Bei dem Anschlag am Donnerstag, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, waren zwei Menschen getötet und mehrere schwer verletzt worden. Der Angreifer hatte nach Angaben der Polizei vor der Synagoge ein Auto in Menschen gesteuert und dann mit einem Messer zugestochen. Er soll zudem versucht haben, in das Gebäude zu gelangen.
Israelischer Außenminister kritisiert britische Behörden
Direkte Kritik an London kam von Israels Außenminister Gideon Saar: „Ich stehe an der Seite der wunderbaren jüdischen Gemeinde Großbritanniens, die derzeit unter einer schrecklichen Welle des Antisemitismus leidet.“ Britische Behörden hätten dem nichts entgegengesetzt, sagte er. Israel erwarte von der Regierung „einen Kurswechsel“ und „eine konsequente Bekämpfung der grassierenden antisemitischen und antiisraelischen Hetze in Großbritannien“.
Der Ministerpräsident des Landes, Benjamin Netanjahu, drückte seine Anteilnahme aus. „Israel trauert mit der jüdischen Gemeinde in Großbritannien nach dem barbarischen Terroranschlag“, sagte er nach Angaben seines Büros. „Schwäche gegenüber Terrorismus führt nur zu mehr Terrorismus“, warnte er zugleich.
Internationales Entsetzen
UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Tat scharf. „Einen heiligen Ort anzugreifen, den Menschen aufsuchen, um Frieden zu finden, ist besonders niederträchtig“, sagte Guterres einer Mitteilung zufolge. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X, ihre Gedanken seien bei dem Opfern, deren Familien und der jüdischen Gemeinde Großbritanniens. Antisemitismus jeglicher Art müsse bekämpft werden, teilte die CDU-Politikerin mit.
Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich besorgt über den Judenhass in Europa. Der Angriff habe erneut die tödliche Dimension von Antisemitismus in Europa gezeigt, sagte Klein der Deutschen Presse-Agentur. „Dass er ausgerechnet am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur stattgefunden hat, offenbart einmal mehr den grenzenlosen Hass des mutmaßlichen Täters.“
Das schnelle Eingreifen der Polizei habe weitere Opfer verhindert, sagte Klein weiter. „Ich begrüße es sehr, dass auch hierzulande die Sicherheitsbehörden seit dem Anschlag an Jom Kippur auf die Synagoge in Halle 2019 an diesem wichtigen Tag jüdische Einrichtungen besonders im Blick haben.“ 2019 hatte ein Rechtsextremist in Halle versucht, in die dortige Synagoge einzudringen. Als dies misslang, ermordete er zwei unbeteiligte Menschen.
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