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Massendemonstrationen in ItalienFür die Flotilla auf die Piazza

Hunderttausende demonstrieren am Wochenende in Solidarität mit der Gaza-Flotilla – auch als Statement gegen die Positionierung der Meloni-Regierung.

Auch in Mailand zogen die Menschen in Unterstützung der Global-Sumud-Flotilla auf die Straßen Foto: ap/dpa

Rom taz | Nach der Kaperung der Global Sumud Flotilla durch israelisches Militär am vergangenen Mittwochabend hat Italien eine tagelang anhaltende beispiellose Protestwelle erlebt. Sie gipfelte am Samstag in einer nationalen Großdemonstration in Rom, zu der aus dem ganzen Land hunderttausende Menschen angereist waren.

Das Innenministerium spricht von 250.000 Teilnehmer*innen, die Veranstalter hingegen von einer Million. Auf jeden Fall war es eine schier endlose Menschenmenge, die sich mit palästinensischen Fahnen am Kolosseum vorbei zur Piazza San Giovanni wälzte. Ein Transparent feierte den 7. Oktober als „Tag des palästinensischen Widerstands“, doch es war ebenso wenig repräsentativ für die Veranstaltung wie die abends nach Ende der Demo von gut 100 Militanten angezettelten Ausschreitungen.

Hunderttausende, wenn nicht über eine Million Menschen, waren schon am Freitag in ganz Italien auf die Straße gegangen. Mit der Parole „Wir blockieren alles, wenn Israel die Flottille blockiert“ hatten der größte Gewerkschaftsbund des Landes, die CGIL, ebenso wie die Gewerkschaft USB und andere linke Basisgewerkschaften zum Generalstreik aufgerufen.

Auf den rund 100 Demos im ganzen Land, von Bozen bis Palermo, marschierten dann Bauarbeiter und Busfahrerinnen neben zuhauf gekommenen Schüler*innen, Student*innen, Lehrerinnen und Professoren. Sie blockierten das Rollfeld des Flughafens in Pisa, die Häfen von Livorno und Genua, zahlreiche Bahnhöfe quer durch Italien, aber auch die Stadtautobahn in Rom.

„Keine Demonstranten, sondern Delinquenten“

Diesmal hatte das Innenministerium ganz besonders genau gezählt und sprach von „396.400 Teilnehmern auf 29 Demonstrationen“. Doch die Zahl der Demos war tatsächlich weit höher, und die Zahl der De­mons­tran­t*in­nen dürfte beim Doppelten bis Dreifachen gelegen haben; die CGIL sprach von zwei Millionen Teilnehmer*innen.

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihre Regierung setzen derweil ihren Kurs fort, die Pro­tes­tie­re­r*in­nen zu verunglimpfen. Matteo Salvini, Chef der rechtspopulistischen Lega und Verkehrsminister, sagte gar: „Das sind keine Demonstranten, sondern Delinquenten“.

Kein einziges Wort der Kritik hatte die Regierung Meloni bisher dagegen für Israel, das bei dem Stopp der Flotille auch 40 Italiener*innen, unter ihnen vier Abgeordnete, festgesetzt hatte. Die Ak­ti­vis­t*in­nen werfen Israel Piraterie und der Freiheitsberaubung vor.

Bis zum Sonntag kehrten 22 von ihnen nach Italien zurück, nachdem sie eine Einverständniserklärung mit ihrer Ausweisung aus Israel unterzeichnet hatten. Weitere 15 aus Italien stammende Mitglieder der Flottille, die diese Erklärung nicht unterzeichnen wollten, befanden sich am Sonntag dagegen weiterhin in Haft.

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