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Abstimmung im EU-ParlamentWirtschaft gegen Namensverbot von Veggie-Wurst und Co.

Die Gastro-Gewerkschaft sowie etwa Aldi, Lidl und Burger King sind dagegen, die Benennung von Fleischersatz nach dem tierischen Vorbild zu verbieten.

Könnten fleischhungrige Ver­brau­che­r*in­nen in diesem Produkt trotz des großen „Vegan“ ein tierisches Produkt erwarten? Foto: Marijan Murat/dpa

Berlin afp | Soja-Fladen statt Veggie-Burger auf der Speisekarte? Die Gastro-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist gegen ein EU-Verbot von Bezeichnungen wie Wurst und Burger für vegane und vegetarische Ersatzprodukte.

Im EU-Parlament in Straßburg wird in dieser Woche über einen Antrag abgestimmt, der vorsieht, dass Burger, Schnitzel und Würste nur so heißen dürfen, wenn Fleisch enthalten ist. Die Vorschläge sind ein Zusatz zu einer Gesetzesreform, mit der die EU die Stellung der Bauern in der Lieferkette verbessern will. Das Argument: Fleisch­käu­fe­r*in­nen könnten durch die ähnliche Benennung verwirrt sein und versehentlich ein pflanzliches Produkt erwerben. Der Agrarausschuss des Parlaments hat sich bereits für das Begriffsverbot ausgesprochen.

Die Gastro-Gewerkschaft sieht das anders. „Fleisch ist einzigartig. Ebenso einzigartig sind Produkte, die aus Fleisch hergestellt werden“, sagte Susanne Uhl, Leiterin des NGG-Hauptstadtbüros, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Statt eines „Begriffsverbotes“ brauche es aber „eine klare, transparente und verbraucherfreundliche Kennzeichnung als ‚vegan‘ und ‚vegetarisch‘“.

Auch Unternehmen teilen die Kritik an den EU-Plänen. „Der Antrag läuft darauf hinaus, die informierte Entscheidungsfindung von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu erschweren“, heißt es etwa in einem an die Abgeordneten des EU-Parlaments adressierten Schreiben einer Gruppe von Unternehmen, zu denen neben Spezialisten für Veggie-Produkte wie Beyond Meat oder die Rügenwalder Mühle auch etwa die Discounter Aldi und Lidl und die Fastfood-Kette Burger King zählen.

Pflanzenmilch muss schon lange als „Drink“ verkauft werden

Der Deutsche Bauernverband begrüßte auch das geplante Bezeichnungsverbot für Veggie-Produkte. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) signalisierten ebenfalls Zustimmung.

Die fragliche EU-Verordnung sorgte 2013 schon mal für Aufregung. In ihr ist seitdem nämlich unter anderem geregelt, dass pflanzliche Milchalternativen nicht mehr als Hafer-, Soja- oder Mandelmilch verkauft werden dürfen, da sie nicht in „Eutersekretion durch Melken“ gewonnen wurden.

Stattdessen ist seitdem die Deklarierung als „Drink“ üblich. Konsistent sind die Regelungen allerdings nicht, sie sehen Ausnahmen für „traditionelle Bezeichnungen“ vor. Deshalb darf es auf dem Markt weiter Produkte wie Kokos- und Scheuermilch geben.

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7 Kommentare

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  • So langsam bekomme ich das Gefühl, da sitzen superbezahlte Menschen in Brüssel, die aus Langerweile einen Stuhlkreis bilden und merkwürdige Getränke und Rauchwaren kreisen lasse.

  • Der flauschige Friedrich (ZEIT) könnte sich bei den EU Kollegen gegen sinnlose Verordnungen, Bürokratie einsetzen. Die Veggie Produkte werden noch nicht mal gegendert. Lasst den Worten freien Lauf. Die besten Beispiele werden am Schluss der Meldung genannt: Scheuermilch darf weiter Milch heissen! Super. Da besteht keine Verwechslungsgefahr für Kinder? Oder vom Ursprung der „Milch“?

  • Reiner Populismus!



    Es zeigt sich, dass sog. konservative Parteien am liebsten heiße Luft produzieren.



    "Konservativ" dürften sie eigentlich nicht mehr genannt werden, ich erwarte den nächsten Antrag in der EU.



    Konservativ bedeutet, etwas erhalten zu wollen. Die so Genannten wollen aber keine traditionelle Landwirtschaft erhalten, die vom Prinzip her ihre Lebensgrundlage, nämlich die Natur, erhält. Ein Biobetrieb ist nichts Anderes, als ein Bauernhof vor 100 Jahren, der seinen eigenen Dünger produziert und in überschaubarem Maße nutzt, um mit Feldfrüchten auch das eigene Vieh zu versorgen.



    Veggie Burger fallen übrigens nicht vom Mars, ihre Bestandteile werden ebenfalls in der Landwirtschaft erzeugt.



    Darum geht es den Lobbyisten, wie dem Landwirtschaftsminister aber gar nicht.



    Hier ist die "Fleischindustrie" im Blick.



    Der Witz ist, dass die "Fleischindustrie" selbst auch Veggieburger produziert.



    Wessen Interessen werden also letztlich vertreten?



    Die des dummen Jungen, der Alle, die ein bisschen über die Welt nachdenken, für "Teufelswerk" hält.



    Es ist mir egal, mit welchen Weltverschwörungstheorien die Union punkten will. Wie so Viele Andere bleibe ich einfach ein Veggie Bürger.

  • Ist es denn nicht die Union, die sich gerne wirtschaftsnah geriert und anderen Parteien vorwirft, ständig Verbote auszusprechen?



    Hier ist die Gelegenheit, den eigenen Worten zu folgen und den Blödsinn sein zu lassen.

    Die Zeit und Energie könnte man besser darauf verwenden, eine klare Deklaration schädlicher Inhaltstoffe wie Alkohol oder Zucker bei Nahrungsmitteln umzusetzen.

    • @Flix:

      Warum wird eigentlich immer und bei jedem Thema auf die CDU/CSU eingekloppt? Merz, Söder, Spahn und Konsorten machen zwar jede Menge Mist (und haben dafür reichlich Hohn und Spott verdient), hier ist aber der "Kreis der Schuldigen" größer:



      Ideengeberin dieser Sockenschussidee war eine französische EU-Abgeordnete, Madame Imart. Und dieser Idee hat der EU-Agrarauschuss zugestimmt, auch mit den Stimmen der Vertreter der EVP (da gehört die Union dazu) und S&D (hier ist die SPD dabei). Die Linken haben teils für, teils dagegen gestimmt, und die Grünen sich enthalten. Den Rest bitte dem Link entnehmen: www.europarl.europ...ply%20chain%20.pdf

      Ich hoffe, im Bundestag sind die Abgeordneten intelligenter als in Brüssel und lassen diesen Vorschlag im parlamentarischen Orkus verschwinden.

      • @Offebacher:

        Darum: „Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) signalisierten ebenfalls Zustimmung.“

  • Schnitzel und Wurst sind für mich eher Bezeichnungen einer Zubereitungsform als Aussage über deren Inhalt. Zudem sollte sich der potentielle Schaden für verwirrte Fleischesser doch sehr in Grenzen halten (von Allergien mal abgesehen, aber Allergiker achten normalerweise recht genau auf enthaltene Zutaten).