Neustart bei der Deutschen Bahn: Besser als nichts
Entscheidungen, Sauberkeit und Baustelleninfos: Evelyn Palla, neue Vorsitzende der Deutschen Bahn, will vieles verändern. Was Experten dazu sagen.
taz | Es kommt bei Experten in Politik und Verbänden gut an, dass die neue Bahnchefin Evelyn Palla den Konzern neu aufstellen will. „Ich begrüße, dass Evelyn Palla Verantwortung wieder näher an die Menschen vor Ort bringen will“, sagt Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. Positiv sei auch, dass Palla saubere Züge und Bahnhöfe will. „Denn das spüren die Fahrgäste direkt“, meint Gastel.
Evelyn Palla steht seit Beginn des Monats an der Spitze der Deutsche Bahn AG. „Wir drehen den Konzern auf links“, sagte sie der Bild am Sonntag. Im Gespräch mit der Boulevardzeitung kündigte Palla an: Die Eisenbahner:innen vor Ort sollen Pannen im Betrieb in Zukunft schnell selbst angehen können, statt auf Entscheidungen aus der Konzernzentrale zu warten. Bahnhöfe und Züge sollen sauberer werden. Ein digitaler Baustellenmelder in der Bahn-App DB Navigator soll Kund:innen die Reiseplanung vereinfachen.
Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, erklärt: Wenn ein Zug liegenbleibt, müssen Fahrdienstleiter bisher warten, bis Notfallmanager aller beteiligten Unternehmen da sind. Gut, wenn das bald schneller geht, findet auch Iffländer. Er rechnet allerdings mit Widerständen, „viele Personale in der Konzernverwaltung haben es sich auf ihren Aufgaben bequem gemacht“.
Hauptauslöser schmutziger Züge seien „Fahrgäste, die sich nicht benehmen können“. Die DB aber verschlimmere das Problem, wenn sie Verschmutzungen lange nicht beseitigt, meint Iffländer. Dass Kund:innen bald genauere Infos über Baustellen im DB Navigator finden sollen, sei hingegen „dringend geboten“. Was genau gebaut wird, sei dabei gar nicht so wichtig. Fahrgäste müssen aber sehen können, welcher Fahrplan gilt. „Wenn zumindest mal stimmt, was im Navigator steht, können die Menschen wieder eher mit der Bahn planen.“
Empfohlener externer Inhalt
Für einen Neustart auf der Schiene brauche es aber auch die Politik, sagt Bahnpolitiker Gastel – etwa wenn es um Geld für Baumaßnahmen geht. „Nur dann bleibt Bahnfahren für alle bezahlbar.“ Immerhin: Palla gab vor Kurzem bekannt, dass die Tickets im Winter nicht teurer werden.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert