+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel bestätigt Identität von vier toten Geiseln
Die ersten vier toten Geiseln wurden an Israel übergeben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnt vor einer anhaltenden Gefahr durch die Hamas.

Israel bestätigt Identität von vier toten Geiseln
Die israelische Armee hat die Identität vier toter von der Hamas zurückgegebener Geiseln bestätigt. Das Nationale Institut für Gerichtsmedizin habe in Zusammenarbeit mit der israelischen Polizei und dem Militärrabbinat die Angehörigen von Guy Iluz und Bipin Joschi entsprechend unterrichtet, stand in einer Mitteilung der Armee auf Telegram. Auch die Identität der anderen beiden sei festgestellt worden. Ihre Namen seien aber bisher nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden, betonte die Armee.
Die Hamas hatte die Namen der vier Toten bei der Übergabe an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mit Guy Iluz und Bipin Joschi sowie mit Daniel Peretz und Jossi Scharabi angegeben. In der Vergangenheit hatte die Hamas einmal statt einer toten Geisel die sterblichen Überreste einer Unbekannten zurückgegeben und dies mit einem Versehen erklärt.
Die Armee forderte die Hamas zugleich auf, auch die anderen 24 Toten zu übergeben, so wie es vereinbart gewesen sei. Das Forum der Familienangehörigen von Verschleppten bezeichnete es als einen Trost, dass die Toten nun zumindest würdig begraben werden könnten. Man werde nicht ruhen, bis alle Toten zurück in Israel seien. (dpa)
Israel eröffnet Feuer auf Verdächtige im Gazastreifen
Das israelische Militär eröffnet nach eigenen Angaben das Feuer auf mehrere Verdächtige im nördlichen Gazastreifen. Die Personen hätten eine im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens festgelegte Grenze überquert und damit gegen die Vereinbarung verstoßen, teilt das Militär mit. Sie hätten eine Bedrohung für die israelischen Truppen dargestellt. (rtr)
Iran findet US-Anegbot widersprüchlich
Der Iran hat sich kritisch zu einem Angebot von US-Präsident Donald Trump für neue Verhandlungen im Atomstreit geäußert. Trumps Wunsch nach Frieden und Dialog stehe im Widerspruch zum „feindseligen und kriminellen Verhalten der USA gegen den Iran“, teilt das Außenministerium in Teheran mit.
Trump hatte am Montag im israelischen Parlament erklärt, die USA seien bereit zu einem Abkommen mit dem Iran. „Die Hand der Freundschaft und Zusammenarbeit“ sei offen. Es wäre großartig, wenn ein Deal zustande käme, sagte er. Der Iran und die USA hatten erfolglos fünf Runden über das iranische Atomprogramm verhandelt, bevor es im Juni zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen dem Iran und Israel kam, in der schließlich auch die US-Luftwaffe Angriffe auf wichtige iranische Atomanlagen flog. Der Iran bestreitet Vorwürfe, nach Atomwaffen zu streben. (rtr)
Wadephul ist zuversichtlich
Angesichts des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Krieg hat sich Bundesaußenminister Johann Wadephul zuversichtlich gezeigt, dass ein dauerhafter Frieden in dem Konflikt erreicht werden kann.
Er sei optimistisch, weil es einen gemeinsamen Willen in der gesamten Region gebe, dass dieser Waffenstillstand bewahrt werde und dass der Weg zu einem möglichen Frieden und Ausgleich zwischen Israel und den Palästinensern gefunden werde, sagt Wadephul im ZDF. Israel wolle den Frieden und suche auch eine Verständigung mit den Nachbarstaaten. Dies werde nun von viel mehr Staaten in der Region erwidert als je zuvor. Diese würden sich auch dazu bekennen, dass die Hamas keine Verantwortung mehr tragen dürfe. „So eine Situation hatten wir noch nicht.“ Aber es werde harte Arbeit werden, diesen schwierigen Prozess nun umzusetzen. (rtr)
Macron bleibt „besorgt“ wegen Hamas
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat nach der Besiegelung der Waffenruhe im Gaza-Krieg vor einer anhaltenden Bedrohung durch die islamistische Hamas gewarnt. Es werde in den kommenden Wochen und Monaten Terroranschläge und Destabilisierungen geben, sagte Macron vor seinem Abflug aus dem ägyptischen Scharm El-Scheich, wo er an der Zeremonie zum Abkommen zwischen der Hamas und Israel teilgenommen hatte.
„Ich bin noch immer besorgt, weil wir wissen, wie es bei terroristischen Gruppen läuft“, antwortete Macron auf die Frage eines Journalisten, ob er besorgt sei, dass die Hamas das Machtvakuum im Gazastreifen ausfülle. „Eine Terrorgruppe mit Tausenden Kämpfern, Tunneln und solcher Bewaffnung zerschlägt man nicht über Nacht“, ergänzte er. Macron forderte, eine äußerst strenge internationale Überwachung einzurichten.
Zuvor soll US-Präsident Donald Trump während seines Flugs nach Israel, wo er im Laufe des Tages eine Rede vor dem Parlament gehalten hatte, nach Angaben mitreisender Journalisten gesagt haben, dass seine Regierung der Hamas die Erlaubnis erteilt habe, sich vorübergehend erneut zu bewaffnen. Die Hamas versuche, nach Monaten des Kriegs wieder Ordnung herzustellen. Vor der Knesset sagte er hingegen, dass eine Vielzahl an Staaten im Nahen Osten die islamistische Terrororganisation entwaffnet sehen wolle.
Eine Entwaffnung der Hamas bleibt ein Streitpunkt beim Nahost-Friedensprozess. Sie ist in Trumps vorgeschlagenem Friedensplan für die Region vorgesehen, genauso wie der komplette Abzug von Israels Armee aus dem Gazastreifen.
Macron dankte darüber hinaus Trump und dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi dafür, dass Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu dem Gipfeltreffen in Scharm El-Scheich eingeladen war. Es sei „die Errungenschaft dieses Tages“ gewesen, dass die palästinensische Autonomiebehörde in die nächsten Schritte eingebunden worden sei, stellte Macron fest. Dies sei die Voraussetzung dafür, dass die Interessen des Westjordanlands gewahrt blieben und dass die Perspektive einer Zweistaatenlösung erhalten bleibe. Macron setzt sich seit Längerem mit Nachdruck für eine Zweistaatenlösung ein. (dpa)
Hamas will Rolle der Ordnungsmacht im Gazastreifen übernehmen
Die radikal-islamische Hamas versucht offenbar ihre dominierende Stellung im Gazastreifen gegen rivalisierende Gruppierungen zu verteidigen. Seit Beginn einer Waffenruhe am Freitag seien Kämpfer der Hamas gegen Gegner vorgegangen, sagten Mitglieder von Sicherheitskreisen im Gazastreifen der Nachrichtenagentur Reuters. Einer Person aus Kreisen der Sicherheitskräfte dort zufolge töteten Hamas-Kräfte 32 Mitglieder einer Bande, die einer Familie in Gaza-Stadt nahestehen sollen. Zudem sei die rechte Hand eines Anführers einer rivalisierenden Gruppe getötet worden.
Ein in sozialen Medien am Montag verbreitetes Video zeigte zudem, wie Bewaffnete mindestens sieben Männer auf offener Straße erschossen. Während des Krieges sah sich die Hamas zunehmend mit internen Herausforderungen durch rivalisierende Gruppen konfrontiert, die oft mit Clans verbunden sind. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte erklärt, Clans zu bewaffnen, die sich der Hamas widersetzen.
Die Hamas ist durch den Krieg erheblich geschwächt worden. Seit Beginn der Feuerpause versucht sie offenbar, sich als Ordnungsmacht im Gazastreifen zu positionieren. Ihre Kämpfer zeigten wieder Präsenz in den Straßen, sagten zwei Sicherheitsvertreter Reuters.
US-Präsident Donald Trump deutete an, dass die Hamas grünes Licht für eine vorübergehende Polizeifunktion erhalten habe. „Sie wollen die Probleme stoppen, und sie haben das offen gesagt, und wir haben ihnen für eine gewisse Zeit die Genehmigung erteilt“, sagte er am Montag auf dem Weg in den Nahen Osten.
Dies steht im Widerspruch zu Trumps Plan für die Nachkriegsordnung, der ein entmilitarisiertes Gaza ohne eine Machtbeteiligung der Hamas vorsieht. Die Hamas lehnt eine Entwaffnung ab, hat aber erklärt, dass sie keine Rolle in einer künftigen Regierung des Gazastreifens anstrebe. Über diese müsse jedoch von den Palästinensern ohne ausländische Kontrolle entschieden werden. (rtr)
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