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Paris Hilton Serie über ADHSExklusive Inklusivität

Paris Hiltons neueste Selbstverwertung bietet Inneneinrichtungstipps für Menschen mit ADHS. Auch bietet sie verdammt viel Ragebait.

ADHS-freundliche Balance aus ruhigem und wildem Dekor Foto: Aurelien Morissard/ap

Paris Hilton hat ADHS. Damit man das nicht vergisst, sagt sie es alle zwei Minuten in ihrer Youtube-Serie „Inklusive by Design“. Gefilmt wird ihr Umzug in eine Luxusvilla, wobei ihr Psycholog_innen und Designer_innen dabei helfen, das Haus so einzurichten, dass es auf ihre Neurodivergenz zugeschnitten ist.

Als Erstes soll das Kreativzimmer eingerichtet werden. Ein Designer fragt sie, was ihre Wünsche und Sorgen sind. „Am Anfang ist immer alles organis… oder … jemand hilft mir, es zu organisieren. Und dann bringen die Kinder alles durcheinander. Manche Leute stellen die Sachen nicht wieder zurück. Dann sagt mein Gehirn: ‚Ugh, warum sieht das so aus?‘“ Mit „manche Leute“ meint sie wohl kaum ihre unter 3-jährigen Kinder, sondern viel eher die Assistent_innen.

Was das Team im Anschluss aus dem Zimmer machen, ist eines der geschmacklosesten Verbrechen an der Innenarchitektur überhaupt, etwas, das man nur als eine mit Plastik vollgepumpte, pelzige, pinkfarbene Hölle des Überkonsums beschreiben kann, „so, wie nur Paris es schaffen könnte“, sagt der Designer, obwohl sie natürlich keinen Finger gerührt hat. Aber sie liebt es!

Vielleicht auch für Nicht-Nepos umsetzbar

Ihre Reaktion auf das renovierte Zimmer und eine kurze, recht lustlose Bastelaktion mit den Kindern wird dann noch schnell mit einer dreisten Produktplatzierung für ein Smartphone unterbrochen. So kreativ ist Hilton wohl doch nicht, denn sie muss die eingebaute KI um Inspiration bitten. „Liebe das! Danke, Gemini“, bedankt sich Paris anschließend beim Handy.

Zugegeben: nicht alles ist schlecht. Hilfreich und vielleicht sogar für Nicht-Nepos umsetzbar sind etwa die Tipps der Profis zu ADHS-gerechter Inneneinrichtung: Sitzplätze am Schreibtisch flexibel zu gestalten. Eine Balance zu finden zwischen ruhigem und inspirierendem Dekor. Dinge, die man oft braucht, sichtbar zu lagern.

die serie

Die Exklusivität von Paris Hiltons Lebenserfahrung – ein mehrköpfiges Team hilft ihr mit dem Design, die finanziellen Ressourcen sind praktisch grenzenlos und Assistent_innen räumen ihr hinterher – bewirkt aber, dass die Serie eher wie Ragebait wirkt als wie ein aufrichtiger Versuch, Menschen mit ADHS zu helfen. Liebe das nicht!

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