Vorwürfe gegen Wolfram Weimer: Druck von rechts
Weimers Magazin „The European“ soll Reden von Politiker*innen ohne deren Zustimmung abgedruckt haben. Rechte werfen ihm Urheberrechtsverletzungen vor.

taz | Gegen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer werden Vorwürfe der Urheberrechtsverletzung laut. Das zur Weimer Media Group gehörende Magazin The European soll jahrelang Reden und öffentliche Texte prominenter Personen ohne deren Einverständnis abgedruckt haben. Darunter waren Politiker*innen wie Annalena Baerbock, Friedrich Merz oder Alice Weidel, aber auch Prominente wie Brad Pitt oder der Papst. Dabei wurde zumindest in der Onlineversion der Texte der Eindruck erweckt, die jeweilige Person sei reguläre Autor*in des Blatts.
The European weist die Kritik in einem Statement auf der Website zurück. „Wichtige Reden oder Pressemitteilungen von Spitzenpolitikern“ seien in dokumentarischen Texten „mit Quellenangaben dokumentiert“ worden. Hierbei handele es sich um einen guten „Beitrag für die demokratische Kultur“. Weiter heißt es auf der Website: „Sollte es in Einzelfällen, auch bei Dokumentationstexten, zu Fehlern gekommen sein, bedauern wir das und werden das mit den betroffenen Autoren klären.“
AfD-Frontfrau Alice Weidel prüft mittlerweile rechtliche Schritte. Ihr Sprecher spricht gegenüber dem Onlinemedium t-online von einem „unredlichen Vorgehen“: „Weder war Frau Weidel als Autorin für ‚The European‘ aktiv, noch wurde sie um Erlaubnis gefragt, sie als Autorin mit den entsprechenden Texten auf der Plattform zu veröffentlichen.“
„Geistiger Vampirismus“
Aufgeworfen wurde der Fall vom rechten Blogger Alexander Wallasch, der in der Vergangenheit für The European geschrieben hat. Wallasch nahm offenbar Weimers Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse zum Anlass, um nun diese Geschichte auszugraben. Dort hatte Weimer sich kritisch über amerikanische KI-Konzerne geäußert und ihnen „geistigen Vampirismus“ vorgeworfen.
Nach dem Auftritt hatte sich bereits der US-Berater und ehemalige Botschafter Richard Grenell zu Wort gemeldet. Weimers Rede bezeichnete er auf X als „massive Attacke auf die gesamte US-Digitalindustrie, mit dem Ziel, sie in Europa zu zerschlagen“.
Der Grüne Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour sieht hier den Grund für den Druck von rechts gegen Weimer. „Die Trump-Regierung schützt die Interessen der Tech-Riesen und ist deshalb sehr hart gegen ihre Regulierung in Europa. Alice Weidel stellt sich an die Seite von Trumps Geldgebern und damit gegen die deutschen Interessen“, so Nouripour gegenüber dem stern.
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