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Offshore-ParksWindanlagenbauer Vestas legt Expansionspläne auf Eis

Das dänische Unternehmen stoppt den Bau einer polnischen Fabrik für Rotorblätter. Geplante 1.000 Arbeitsplätze werden wohl nicht entstehen.

Rotorblätter stellt Vestas bereits in Dänemark (Nakskov) und Italien (Taranto) her Foto: Finkelsen/imago
Bernward Janzing

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Bernward Janzing aus Freiburg

taz | Der dänische Windturbinen-Hersteller Vestas legt die Eröffnung seiner geplanten Fabrik für Rotorblätter im polnischen Stettin wegen schwacher europäischer Nachfrage auf Eis. Das berichtet die Financial Times.

Ursprünglich sollte die Fabrik vom kommenden Jahr an die Rotorblätter für das Offshore-Flaggschiff von Vestas mit 15 Megawatt Nennleistung produzieren. Mehr als 1.000 direkte Arbeitsplätze sollten entstehen.

Bereits 2023 hatte das Unternehmen die Flächen für den Bau der Fabrik erworben. Vestas begründete seine Standortentscheidung damals damit, dass sich das Unternehmen „bei der Produktionsstrategie auf Märkte mit langfristiger Marktsicherheit und einem nachhaltigen Auftragsvolumen“ konzentriere. Zwar sollte der Standort Stettin auch „bis zu einem gewissen Grad“ globale Märkte bedienen, doch der Schwerpunkt sollte klar auf Europa liegen.

Allerdings erwiesen sich die europäischen Märkte dann doch nicht als so stabil wie erhofft. Das Unternehmen begründete den aktuellen Baustopp damit, dass die Nachfrage in diesem Kernmarkt geringer sei als einst prognostiziert. Die Frage, wieviel Geld Vestas an dem Standort an der Ostsee bereits investiert hat, ließ ein Sprecher des Unternehmens unbeantwortet.

Onshore-Produktion läuft weiter

Vestas betreibt bereits zwei andere Werke in Polen: eine Fabrik für die Montage der Gondeln von Windkraftanlagen, die im Januar 2025 ihren Betrieb aufgenommen hat, sowie eine seit 2009 bestehende Rotorblattfertigung für Onshore-Anlagen in Goleniów bei Stettin. Nach eigenen Angaben beschäftigt Vestas in Polen aktuell mehr als 1.900 Mitarbeiter.

Die Entscheidung, den Aufbau eines dritten Werks zu unterbrechen, habe keine Auswirkungen auf laufende Windparkprojekte, sagte ein Firmensprecher auf Anfrage. Denn Rotorblätter, wie sie in Stettin gefertigt werden sollten, stellt Vestas auch bereits in Dänemark (Nakskov) und Italien (Taranto) her. Dort werde die Produktion derzeit hochgefahren.

Offenbar nebensächlich war bei der Entscheidung von Vestas die Entwicklung der US-amerikanischen Windkraftpolitik – und doch trübt der Blick über den Atlantik die Stimmung in der Branche. Im August hatte die US-Regierung einen vorläufigen Baustopp für das bereits zu 80 Prozent vollendete Windkraftprojekt „Revolution Wind“ vor der US-Küste verfügt. Das betroffene Projektunternehmen, ein Joint Venture des dänischen Windparkentwicklers Ørsted mit einem Konsortium unter der Leitung von Skyborn Renewables (die als Tochter der Global Infrastructure Partners zum Blackrock-Konzern gehört), reichte im September vor dem US-Bezirksgericht von Columbia Klage gegen die Anordnung des Bureau of Ocean Energy Management des US-Innenministeriums ein.

Während der Aktienkurs von Ørsted nach dem angeordneten Baustopp damals um fast 30 Prozent einbrach, zeigte sich die Vestas-Aktie nach dem aktuellen Stopp des Projekts in Polen kaum verändert – offenbar halten derzeit viele Marktakteure die Auswirkungen auf die Profitabilität des Unternehmens für gering.

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