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Trotz Klimakrise mehr fossiler AusbauKohle, Kohle, Kohle

Die Nutzung des fossilen Energieträgers expandiert trotz Erderhitzung weltweit weiter. Besonders beunruhigend ist dabei der Ausbau der Kohlechemie.

Und der Bagger frisst weiter und weiter und weiter Foto: Jochen Tack/imago
Kai Schöneberg

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Kai Schöneberg aus Berlin

taz | Trotz der Klimakrise expandiert der Ausbau der Kohlenutzung weltweit weiter. Eine Auswertung von Urgewald und weiteren 48 NGOs weist vor allem auf eine weltweit hohe Zahl an besonders klimaschädlichen Kohlechemie-Projekten hin.

Laut der „Global Coal Exit List 2025“ sind die Kohlekraftwerkskapazitäten im vergangenen Jahr erneut um 30 Gigawatt (GW) gewachsen, das entspricht mehr als der Kapazität aller Kohlekraftwerke in Deutschland.

Zudem würden die 47 registrierten neuen Kohlechemieprojekte weltweit mindestens 145 Millionen Tonnen des fossilen Energieträgers jährlich verbrauchen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2024 rund 92 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. „Der Klimawandel beschleunigt sich, die Bemühungen zum Ausstieg aus der Kohleverbrennung nicht“, sagte Urgewald-Geschäftsführerin Heffa Schücking.

In Kohlechemieanlagen wird feste Kohle in flüssige oder gasförmige Chemikalien wie Harnstoff, Ammoniak, Methanol oder Olefine umgewandelt – die Kohlevergasung ist dabei meist der erste Schritt. „Die Herstellung von Gas und Chemikalien aus Kohle ist die denkbar schmutzigste Art, sie zu verwerten. Hierbei werden deutlich mehr Treibhausgase freigesetzt als bei der Verbrennung von Kohle in einem Kraftwerk“, erklärt Schücking. So verdreifachen sich beispielsweise die CO₂-Emissionen bei der Ammoniakproduktion, wenn Kohle anstelle von Gas als Rohstoff verwendet wird.

Laut der Internationalen Energieagentur hat die globale Kohlenachfrage 2024 einen neuen Höchststand erreicht und wird voraussichtlich bis 2027 auf diesem Niveau verharren. Während die Kohlenutzung in der westlichen Welt sinkt, legt sie in China, Indien oder Indonesien weiter zu. 21 der Kohlechemieprojekte stehen in China.

In der von der Minderheit der Uiguren bewohnten Provinz Xinjiang plant der chinesische Mischkonzern TBEA so ein riesiges Gasifizierungsprojekt: Damit würde die Jahresproduktion des Tagebaus Jiangjun Gebi Nr. 2 von 30 auf 80 Millionen Tonnen gesteigert und die größte Kohlemine der Welt entstehen. Das Gas aus dieser und weiteren Anlagen würde in Städte im Osten Chinas geleitet, wo Kohle- durch Gaskraftwerke ersetzt werden.

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