piwik no script img

Gesetz zu mehr Grün in BerlinBaumpflanzung wird offiziell

Aus dem Anliegen einer Volksbegehren-Initiative wird ein Gesetz: Das Abgeordnetenhaus stimmt am Montag über das Baumgesetz zur Klimaanpassung ab.

Das Berliner Abgeordnetenhaus soll einem Gesetz zu mehr Bäumen und Klimaschutz zustimmen, das auf einer Volksinitiative beruht Foto: Britta Pedersen/dpa

Von

Stefan Alberti aus Berlin

Das Abgeordnetenhaus wird am Mittag nach bisherigen Ankündigungen das Gesetz zu deutlich mehr Bäumen und Klimaschutz verabschieden, das die Initiative Baum-Entscheid auf den Weg gebracht hatte. Anfang Juli noch hatte der schwarz-rote Senat den Gesetzentwurf vor allem aus Kostengründen nicht unterstützt und dem Parlament eine Ablehnung empfohlen. Ende Oktober aber hatte es vor allem in der CDU ein Umdenken gegeben. In den folgenden Gesprächen mit der Initiative einigten sich die Spitzen der CDU- und SPD-Fraktion auf den heute zur Abstimmung stehenden Kompromiss.

Der Gesetzentwurf sieht vor, die Zahl der Berliner Straßenbäume auf rund eine Million zu verdoppeln – nicht nur an Straßen, sondern auch in neuen kleinen Parks. Das soll bis 2040 passieren. Die Kostenschätzung dafür lag noch im Sommer bei über 7 Milliarden Euro. Nun sollen die Baumpflanzungen noch 3,2 Milliarden Euro kosten. Gut zwei Drittel davon will die schwarz-rote Koalition mit Geld aus dem Berliner Anteil am Sondervermögen des Bundes bezahlen. Der Rest – rund 70 Millionen jährlich bis 2040 – müsste aus dem Landeshaushalt kommen, der bereits unter starkem Spardruck steht.

Streitpunkt zwischen CDU und der Initiative Baum-Entscheid waren lange Zeit die Parkplätze, die für nötige Baumpflanzungen wegfallen sollten. Am Ende der Verhandlungen über einen Kompromiss stand die Formulierung von CDU-Fraktionschef Dirk Stettner: Platz dafür zu schaffen, betreffe „auch Parkplätze in Berlin“, aber nicht vorrangig. „Es geht nicht um ein Parkplatzvernichtungsprogramm, sondern um Baumpflanzungen“, sagte Stettner schon Anfang Oktober, als ein Kompromiss in Sicht kam.

Das öffentliche Umdenken der CDU hatte bei deren Landesparteitag am 20. September begonnen. Dort sprach sich ihr Landesvorsitzender, Regierungschef Kai Wegner, überraschend für die Anliegen des Baum-Volksbegehrens aus und kündigte an, man werde auf die Initiatoren zugehen und ein gemeinsames Vorgehen absprechen.

Als Hintergrund dafür gilt, dass es andernfalls mutmaßlich zu einem Volksentscheid gekommen wäre – parallel zur Abgeordnetenhauswahl am 20. September 2026. Weil schon im Sommer eine große Mehrheit der Berliner bei einer Umfrage die Baum-Initiative unterstützte, befürchtete man in der CDU, dass das für sie auch bei der Stimmabgabe fürs Landesparlament nachteilig sein könnte. Die SPD, grundsätzlich näher an der Initiative dran, mochte gleichfalls nicht in eine solche Situation kommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Der ÖPNV steht vor immensen Herausforderungen, schon seit Jahren gibt es zu wenige Sozialwohnungen, viele Schulen im maroden Zustand, schleppende Digitalisierung von Bürgerdienstleistungen, ... aber in 2040 wird es doppelt so viele Bäume geben. Per Gesetz! Glückwunsch für die Priorisierung der wirklich ernsthaften Probleme dieser Stadt.



    Doppelt so viele Bäume heißt übrigens auch doppelt so viel Arbeit für die BSR, welche schon jetzt nicht hinterher kommt diese Stadt sauber zu halten.

    • @Mopsfidel:

      Ich weiß nicht, aber das macht doch der Anwohner als kleine Bewegungseinlage?



      Lesen Sie sich auch noch ein wenig zu Stadtklima und Hitzetote ein.



      Das eine tun, das andere auch. Das Geld und die Ressourcen könnten z.B. vom verfressenen Autobereich kommen.

    • @Mopsfidel:

      Ja da bringen sie eines der großen Probleme der heutigen Gesellschaft doch ohne es zu merken sehr schön auf den Punk:



      Bäume werden als lästige Arbeit angesehen....diese Denke ist Gift für den Umweltschutz

      • @PartyChampignons:

        Es geht in diesem Fall aber nicht um die "großen Probleme der heutigen Gesellschaft" sondern um Planungen einer Landesregierung.



        Es wehrt sich wohl niemand gegen besseren Umweltschutz. Hingegen bleibt die entscheidende Frage der Priorisierung von notwendigen Aufgabe. Wir hatten schon mal einen Bürgermeister der posaunt hat "Berlin ist arm aber sexy". Eine dysfunktionale Stadt wird dadurch nicht besser, in dem man sie erst mal grüner macht.

        • @Mopsfidel:

          Tja, wo ziehen die Leute hin, wenn sie die Wahl haben? Mit Grün oder ohne Grün?



          Wo ist das Mikroklima besser, kann man auch im Sommer über die Wege laufen.



          Ich bin sofort bei Ihnen, dass es noch viele andere Punkte gibt. Doch Parkplätze durch Baumpark-Räume zu ersetzen geht doch auch.

  • Ich hoffe, dass die Berliner CDU sich weiter aus ihrer Wahlkampf-Idiotie löst, die einen Auto-Kulturkampf probierte.



    Von schattigen Bäumen mit Sauerstoff profitieren wir alle. Von platzraubenden Autos eher nicht. Dächer, auf die kein Solarmodul passt oder drauf soll, könnten übrigens auch noch begrünt werden.