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Asylrechtsverschärfung in GroßbritannienEin Erfolg für die Rechtspopulisten

Um dem rechten Gegenwind im Land zu begegnen, verschärft Labour das Asylrecht. Die Sozialdemokraten schwächen sich damit am Ende selbst.

Applaus von der falschen Seite: Rechtspopulist Nigel Farage Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

O rdnung und Kontrolle soll die Verschärfung des Asylrechts bringen, so verspricht es die britisch-muslimische Innenministerin von Großbritannien, Shabana Mahmood von der Labour-Partei. Ihre Eltern kommen aus Kaschmir, aber dennoch verfolgt sie einen knallharten Kurs in der Migrationspolitik und übernimmt die Sprache der rechtspopulistischen Reform-UK Partei. Reform-Chef Nigel Farage schiebt schon lange alle Probleme Großbritanniens auf die Einwanderung. Im Moment führt Reform-UK mit 35 Prozent in den Meinungsumfragen – und mit diesem Erfolg treibt die Partei nicht nur die Konservativen, sondern eben auch die Labour-Partei vor sich her.

Im Mai 2026 stehen Parlamentswahlen in Wales, Schottland sowie Kommunalwahlen in England an. Mahmoods Lösungen – schnellere Abschiebungen, eine Verzögerung des Rechts auf permanente Aufenthaltsgenehmigung, die Möglichkeit einer schnelleren Rücksendung von Asyl­be­wer­be­r:in­nen – waren einst Forderungen des rechten Flügels der Tories. Nun werden sie auch von der Labour-Partei erhoben.

Selbst wenn es Labour gelingen sollte, damit Reform-UK zu schwächen, hätten die Rechtspopulisten Großbritannien einmal mehr politische Änderungen aufgezwungen, ohne je die Regierungsmacht innezuhaben. Dieser Coup ist Farage auch schon mit seiner früheren Brexit-Partei Ukip gelungen, als Großbritannien tatsächlich aus der EU austrat. Selbst wenn Farage demnächst in der Bedeutungslosigkeit verschwinden sollte: Seine Politik bleibt und hat sich in der Labour-Partei festgesetzt.

Labour schwächt sich mit dieser Asylrechtsverschärfung am Ende selbst. Was die Partei möglicherweise auf der einen Seite gewinnt, dürfte sie auf der anderen Seite verlieren. Einige Labour-Hinterbänkler*innen und Grüne laufen schon jetzt Sturm. Die Quittung dürfte Labour bei den nächsten Wahlen bekommen: von all den Wähler*innen, die nicht bereit sind, Labours extremen Rechtsdrall mitzutragen.

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Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
Auslandskorrespondent Großbritannien
Der geborene jüdische Münchner und Sohn eines Holocaustüberlebenden schreibt seit 2012 aus London für die taz. Der SOAS-Absolvent der Politik Afrikas und der Zeitgeschichte des globalen Südens und zwei weiteren Magistern arbeitete auch für DW, das Friedensdorf 'Wahat-al-Salam-Neve-Shalom' und als Pilateslehrer. 2025 veröffentlichte er seine zweiteilige Bücherserie 'Soll sein Schulem.
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