Sondersteuer für Luxusflüge: Keine Rücksicht auf Merz!
Es soll eine Sondersteuer für Privatflugzeuge und Flüge in der Ersten Klasse geben. Frankreich und Spanien sind dafür, CDU und CSU dagegen.
G ut so! Umweltminister Carsten Schneider und Finanzminister Lars Klingbeil (beide SPD) wollen, dass Deutschland sich einer internationalen Initiative für eine Luxus-Flugsteuer anschließt. Das berichtete zuerst der Spiegel. Für diese Idee treten unter anderem Frankreich und Spanien auf der Weltklimakonferenz in Brasilien ein. Der Ansatz: Privatjet-Nutzer*innen und Flugreisende in der ersten oder Business-Klasse sollen eine Sonderabgabe fürs Klima zahlen. Die Minister*innen der Union sind dagegen oder wollten sich nicht äußern. Klar: Kanzler Merz ist selbst Hobbypilot, besitzt sogar eine eigene Maschine und lässt sich gern im Cockpit fotografieren.
Der Vorstoß aus Brasilien ist genau der Weckruf, den die Bundesregierung benötigt: Erst in der vergangenen Woche hat das Kabinett beschlossen, die Steuern für die Flugbranche zu senken. Gegen eine Zusatzabgabe für Luxusflüge wäre höchstens einzuwenden, dass Privatflieger gleich ganz verboten werden sollten. Sie sind eine zerstörerische Perversion, die kein Mensch braucht.
Selbst per Linie ist das Fliegen eine Sache der Reichen auf diesem Planeten. 80 Prozent der Weltbevölkerung haben noch nie in einem Flugzeug gesessen. Auch innerhalb von Europa gibt es viele Menschen, die weniger als einmal im Jahr fliegen. Die Schäden werden vor allem von den wohlhabenden Vielflieger*innen verursacht.
Studien belegen immer wieder: Wer mehr Geld hat, lebt tendenziell klimaschädlicher. Großes Auto, großes Haus, viele Reisen – so klimaschädlich zu sein, können sich arme Menschen schlicht nicht leisten. Deswegen ist es nur konsequent, Klimaschutz ganz besonders von den Wohlhabenden und Reichen einzufordern. Oder ihn zumindest von ihnen bezahlen zu lassen. Eine zusätzliche Abgabe auf Flüge mag die Betroffenen nicht vom Fliegen abhalten, das Geld kann dann aber beispielsweise genutzt werden, um Klimaschutz in armen Ländern zu bezahlen.
Diese Sondersteuern für Reiche würden aber nicht bedeuten, dass sich die deutsche Durchschnittsbevölkerung nicht am Klimaschutz beteiligen muss. Alle Bundesbürger gehören – global gesehen – zu den großen CO2-Bomben. Und so schlimm wäre ein klimafreundliches Leben gar nicht: Ein Verbrenner-Auto nervt durch schlechte Luft und lästigen Krach, anders als ein Fahrrad oder auch ein E-Auto. Und eine fleischarme Ernährung ist nachweislich gesund. Die Vorzüge sind beeindruckend: weniger Entzündungen, weniger Herzinfarkte, weniger Krebs, weniger Diabetes.
Trotzdem: Reiche haben mehr Verantwortung für die Klimakrise – und müssen sie auch tragen.
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