Zweischneidige Rolle Deutschlands: Merz, ein Fisch beim Sonnenbad
Friedrich Merz fällt in Belém mit peinlichen bis ahnungslosen Äußerungen auf. Aber immerhin: Es gibt Geld aus Deutschland für den Klimafonds.
E s war nicht anders zu erwarten: Friedrich Merz auf der Weltklimakonferenz, das ist wie ein Fisch beim Sonnenbad. Auf dem Treffen der Staatschef*innen im Vorfeld des Klimagipfels im brasilianischen Belém hatte der Bundeskanzler von Wettbewerbsfähigkeit und unterirdischer CO2-Speicherung geschwafelt, statt zu versprechen, die Wirtschaft CO2-frei zu machen. Jetzt sorgen auch noch peinliche Äußerungen im Nachgang seines Brasilienbesuchs für internationale Empörung, vor allem im Gastgeberland.
Auf dem Handelskongress in Berlin in der vergangenen Woche sagte der CDU-Politiker, dass die Deutschen „in einem der schönsten Länder der Welt“ leben würden. Das illustrierte er mit einer Anekdote, nach der er Journalist*innen, die ihn auf seiner Belém-Reise begleiteten, gefragt hätte, wer denn gerne dort bleiben wolle. „Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.“
Schnell kommt da auch Deutschlands Rolle als CO2-intensives Industrieland zum Tragen: „Es ist schon kurios, dass jemand, der zur globalen Erwärmung beigetragen hat, die Hitze im Amazonasgebiet als seltsam empfindet“, schrieb der Gouverneur des Bundesstaates Pará, Helder Barbalho, im Onlinedienst X. Das sage mehr über den Sprechenden aus als über das Thema seiner Rede.
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Der Klimaschutz-Index der Umwelt-NGO Germanwatch bestätigt das: In dem Länder-Ranking zur Leistung beim Klimaschutz ist Deutschland innerhalb eines Jahres stark abgerutscht – von Platz 16 auf Platz 22.
Gut immerhin, dass Deutschland weiter Hilfsgelder für Klimaschutz und -anpassung in armen Ländern liefert. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) hat zum Beispiel am Montag weitere 60 Millionen Euro für den sogenannten Anpassungsfonds angekündigt. Nur: Die angedachten Kürzungen im Entwicklungsetat lassen befürchten, dass Deutschland auch in diesem Feld bald nicht mehr glänzt.
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