piwik no script img

MietenreportWohnen auch für Mittelschicht ein Armutsrisiko

Rund sechs Millionen Mie­te­r:in­nen sind durch hohe Wohnkosten „extrem überlastet“. Das belegt der neue Mietenreport des Deutschen Mieterbundes.

Für immer mehr Menschen wird Wohnen wird zum Armutsrisiko Foto: Dirk Sattler/imago

taz | Wenn Familien keine ausreichend große Wohnung finden, rücken sie näher zusammen. Das Wohnzimmer wird dann Aufenthaltsraum und Schlafzimmer zugleich. Oder drei Kinder müssen sich ein Zimmer teilen. In der Fachwelt spricht man in solchen Fällen von Überbelegung.

In Deutschland betrifft das immer mehr Menschen. 11,5 Prozent der Bevölkerung lebt in zu kleinen Wohnungen. Bei Menschen, die zur Miete wohnen, sind es sogar 19 Prozent, also fast jede fünfte Person. Bei einkommenschwachen Haushalten betrug die Überbelegungsquote 26 Prozent. Das geht aus dem Mietenreport 2025 des Deutschen Mieterbundes hervor, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Für den Report wurden amtliche Daten ausgewertet und eine repräsentative Telefonumfrage vom Forschungsinstitut Forsa durchgeführt.

„Die Bundesregierung muss deutlich entschlossenere Schritte unternehmen, um für alle Menschen in Deutschland bezahlbaren Wohnraum zu sichern“, sagte Mieterbund-Präsidentin Melanie Weber-Moritz. Der Markt werde „die Krise von allein nicht lösen.“ Wohnen wird laut Report für immer mehr Menschen zum Armutsrisiko. Mehr als ein Drittel der Mieterhaushalte gibt mehr als 30 Prozent des verfügbaren Einkommens fürs Wohnen aus. 13 Prozent sogar mehr als 40 Prozent – sie gelten durch Wohnkosten als extrem überlastet.

Angst vor Wohnungsverlust

Bei armen Haushalten, also jenen, die weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben, war die Überlastungsquote 2024 mit 37,5 Prozent dreimal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Bei den nicht-armen Haushalten waren 7,3 Prozent betroffen – diese Quote hat sich seit 2020 von 3,3 auf 7,3 Prozent mehr als verdoppelt. „Die Versorgungslücken wachsen, die Unterschiede zwischen arm und reich und zwischen den Regionen nehmen zu“, sagte Weber-Moritz. Besonders alamierend sei, „dass Familien mit Kindern überdurchschnittlich betroffen sind.“

In der Umfrage, für die bundesweit 1001 Mie­te­r:in­nen befragt wurden, hatten 29 Prozent Sorge, sich ihre Wohnung künftig nicht mehr leisten zu können. 16 Prozent hatten konkret Angst, ihre Wohnung zu verlieren. Die Politik müsse diese Sorgen ernst nehmen, forderte der Deutsche Mieterbund. Es brauche eine scharfe Mietpreisbremse, eine bessere Bekämpfung von Mietwucher, eine strengere Regulierung von Kurzzeitvermietungen und einen besseren Kündigungsschutz. Die Zahl an Sozialwohnungen müsse bis 2030 verdoppelt werden.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare