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Klimakonferenz in BrasilienEin gewichtiger Austragungsort

Annika Reiß

Kommentar von

Annika Reiß

Über die Weltklimakonferenz sagen Zy­ni­ke­r:in­nen gern: Bringt doch sowieso nichts. Doch sie sehen nicht genau hin – diese COP wird eine besondere sein.

Durch das Gastgeberland Brasilien endlich wieder möglich: Protest von Indigenen vor dem Beginn der COP30 in Belém am 06.11.2025 Foto: Adriano Machado/reuters

P ünktlich zu Beginn der diesjährigen Weltklimakonferenz (COP) in Brasilien werden auch alle Zy­ni­ke­r:in­nen wieder laut, die angesichts dieser Großveranstaltung der Vereinten Nationen niemanden verstehen können, der sich dafür interessiert. Wenn man dann sogar noch Erwartungen an das größte globale Forum für Klimapolitik hat, wird auf die vergangenen, teils enttäuschenden COPs verwiesen. Doch wer diese zum Maßstab nimmt, macht es sich zu einfach.

Die Stadt Belém am Rand des Amazonasregenwalds zum Austragungsort der COP30 zu machen, war eine bewusste Wahl von Brasiliens Präsident Lula da Silva. Damit wird eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt zur internationalen Bühne der Klimadiplomatie – und hoffentlich zur stillen Mahnung an alle Verhandler:innen. Im Kontrast dazu steht das letzte Gastgeber- und Ölförderland Aserbaidschan, wo man in Souvenirläden Schneekugelattrappen mit Ölpumpen darin kaufen kann.

Eine wichtige Botschaft ist außerdem: Zum ersten Mal seit 2021 findet die Konferenz nicht in einem autoritären Regime statt. Das bedeutet, dass Protest auch abseits des COP-Geländes endlich wieder möglich ist. In Brasilien dürfen wir nicht nur Straßenproteste erwarten, die Druck auf die Ver­hand­le­r:in­nen ausüben können. Die Amazonasregion ist auch die Heimat von fast der Hälfte der indigenen Bevölkerung Brasiliens – sie haben starke Hoffnung, bei den Verhandlungen etwas zu erreichen.

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Indigene Menschen sind auf Weltklimakonferenzen chronisch unterrepräsentiert. Dabei nehmen sie eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Klimakrise ein: So belegen diverse Studien, dass jene Teile des Amazonasregenwaldes, die in indigenen Territorien liegen, signifikant weniger Waldverlust verzeichnen und sich teils sogar positiv auf Aufforstung auswirken.

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Niemand sollte blindes Vertrauen in eine Institution haben, dessen Beschlüsse seit jeher hinter dem zurückbleiben, was in Sachen Emissionsminderung, Klimaanpassung oder Klimafinanzierung notwendig ist. Aber wer sagt, diese COP werde so sein wie die vorangegangenen, hat nicht genau hingesehen.

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Annika Reiß
Redakteurin Klimahub
1998, schreibt, filmt und macht Social Media bei der taz zu Klima, Aktivismus und Lützerath
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8 Kommentare

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  • Das ganze Konzept ist falsch. Statt dass jeder Staat angeben muss, um wie viel Tonnen er den CO2 Ausstoss reduzieren will, müsste um internationale Verträge diskutiert werden, wie bestimmte Teile der Wirtschaft Schritt für Schritt CO2 frei gemacht werden. Beispielsweise, wie Stahl immer grüner wird. Denn im Augenblick sagt fast jedes Unternehmen, dass es sich das nicht leisten kann, weil andere den Stahl nicht grün produzieren. Wenn aber klar wäre, dass jeder das machen muss oder er zählt pro t eine immer höhere Strafe, dann würden sich alle gemeinsam auf den Weg machen. So wie jetzt hat jeder, der gar nichts macht (z.B. USA oder Ölförderländer) einen wirtschaftlichen Vorteil. So kann das nicht funktionieren.



    Und man hätte sich vor allem um die 150 Unternehmen kümmetn müssen, die für einen Grossteil des CO2s verantwortlich statt 8 Mrd. Menschen verantwortlich zu machen.

  • Ist es ein Wunder, wenn man nach all den Jahren nur noch wenig bis keine Hoffnung mehr aufbringen kann? Zudem angesichts einer trudelnden Demokratie, in der Wissenschaft und Fakten zugunsten von Meinungen und Befindlichkeiten ignoriert oder sogar bekämpft werden.



    Hehre Ziele werden seit Jahrzehnten ausgerufen und schnell wieder abgeschliffen. Immer ist alles andere wichtiger, als der Erhalt unser aller Lebensgrundlagen. Die industrialisierte Menschheit ist ein Junkie, der nicht von seiner Droge lassen kann und will. Vielleicht morgen, übermorgen? Immer nur Ausreden. Oder das kindische Ohrenzuhalten: "Ich hör gar nicht hin, dann kann ich später sagen, niemand hätte mich gewarnt."



    Allem Zynismus zum Trotz hoffe ich bei jeder Klimakonferenz auf einen Durchbruch. Oder auf einen Meteoriten, - damit der Schrecken ein schnelleres Ende findet.

  • Von den strukturkonservativen Regierungen wird nichts kommen, außer Sprechblasen.

    Deshalb sind die Bewegung von unten, die von Greta Thunberg angestoßen wurde, die einzige Hoffnung.

    "System Change, not Climate Change!" muss das Motto lauten.

    Die Menschheit braucht Kontrolle über die Institutionen, nicht umgekehrt und sie muss die Möglichkeit haben, eine internationale, zivile, transparente=demokratische, wissenschaftlich unterstützte Zusammenarbeit auf die Beine zu stellen, notfalls an den Regierungen vorbei, weche sich sowieso nur mit Profit und Militär beschäftigen.

    So eine Zusammenarbeit ist auch auf anderen zivilen Sektoren nötig, etwa Medizin, Energie, Mobilität, Ernährung, etc.

  • Solche Veranstaltungen schaden mehr den Klima als es hilft!

  • Es geht doch nicht nur um die Beschlüsse. Immer wieder gab es da richtig gute Ziele und Einigungen - aber in der Realität wurde nichts davon (auch nur ansatzweise) erreicht.



    Die gesamte COP Reihe ist Greenwashing, ich habe das Vertrauen verloren, denn Reiche, Merz, Trump und Co machen im großen Stil das Gegenteil

  • Und warum macht man das ganze nicht über Videokonferenz?

    • @J. G.:

      Sie scheinen wenig Erfahrungen mit Videokonferenzen zu haben.



      Wenn alle in einer Videokonferenz i.w. schon die gleiche Meinung haben und es nur darum geht, Informationen auszutauschen und Kleingkeiten abzusprechen, funktionieren Videokonferenzen gut.



      Aber wenn die Teilnehmer völlig verschiedene Meinungen haben, kommt man mit Videokonferenzen nie auf einen grünen Zweig

    • @J. G.:

      Diesen Kritikpunkt äußere ich auch jedes Mal.



      Dieses Mal fahren und fliegen circa 50.000 Teilnehmende aus der ganzen Welt nach Brasilien. Laut diversen Quellen ist ein physisches Treffen weiterhin notwendig, da nur durch die persönlichen Ebenen und Abstimmungen ein Konsensaufbau erreicht werden kann. Allerdings erreichte man auch bei den zurückliegenden COP nie einen großen, gemeinsamen Konsens.



      Teilweise kann ich dieser Ansicht zustimmen. Dennoch ist es mehr als fraglich, wieso alle 50.000 Teilnehmende dazu anreisen müssen. Weil wohl so oder so nur in kleineren Gruppen untereinander diskutiert werden kann. Und gerade die großen Abstimmungen könnte man sehr gut virtuell abhalten.



      Für mich hat dies leider viel von einem sehr großen Klassenausflug.