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Elon Musks RekordvergütungHoch gepokert, hoch gewonnen

Klaudia Lagozinski

Kommentar von

Klaudia Lagozinski

Musk hat die Aktionäre de facto erpresst. Ohne Rekordvergütung hätte er womöglich Tesla verlassen und einen Aktiensturz mit fatalen Folgen ausgelöst.

Agiert er wie ein Pokerspieler: Tesla CEO Elon Musk Foto: Nathan Howard/reuters

H He’ll always love the game more than he loves me“ – „Er wird das Spiel immer mehr lieben als er mich liebt“, singt Elon Musks Ex-Partnerin Grimes in „Player of Games“. In diesem Song brachte sie einiges über Musk auf den Punkt: Er ist ein Stratege, Opportunist, scheut das Risiko nicht, reagiert impulsiv und unberechenbar.

Bei seinen Entscheidungen agiert er wie ein Pokerspieler, der sich nicht in die Karten schauen lässt, bis er sich sicher ist, dass er die richtigen Karten in der Hand hält – so auch beim milliardenschweren Vergütungspaket, für das die Tesla-Anteilseigner, unter ihnen Musk selbst mit 13 Prozent der Anteile, abgestimmt haben.

Dieses erfolgsbasierte Paket könnte ihn Schätzungen zufolge 878 Milliarden US-Dollar reicher machen. Es soll den Gamer motivieren, bei Tesla zehn Jahre am Ball zu bleiben. Beim Erreichen eines jeden der 12 Meilensteine schaltet er mehr Aktien für sich frei – mehr Macht – monetär und als Entscheidungsträger.

Dass viele Aktionäre sich am Donnerstag nicht trauten, gegen die erfolgsbasierte Vergütung von Musk zu stimmen, hat der Tech-CEO klug eingefädelt – mit der Drohung, Tesla zu verlassen, falls er nicht bekommt, was er will. Wissend, dass der Kurs dann möglicherweise ins Bodenlose fallen würde, was die Anleger natürlich vermeiden wollen. Sie hatten also die Wahl zwischen Pest und Cholera: das Unternehmen direkt gegen die Wand fahren lassen oder Musks Forderungen gewähren und das Beste hoffen.

Schadenfreude unangebracht

Doch was, wenn er in den nächsten Jahren doch geht und sich nur noch auf Raketen oder Social Media konzentriert? Dann fällt das Kartenhaus Tesla, das nun noch stärker auf einem einzigen Pfeiler namens Elon Musk balanciert, in sich zusammen.

Na und? Dann fährt Tesla halt gegen die Wand, denken nun einige mit Schadenvorfreude. Nicht nur der Verlust von vielen Arbeitsplätzen wäre die Folge. Würde Musk spontan verkünden, Tesla zu verlassen, könnten Großanleger wie der norwegische Staatsfonds, der mehr als 1,1 Prozent der Tesla-Aktien hält, gar nicht so schnell ihre Aktien loswerden, wie der Kurs runterrauschen würde.

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Klaudia Lagozinski
Nachrichtenchefin & CvD
Immer unterwegs. Schreibt meistens über Kultur, Reisen, Wirtschaft und Skandinavien. Meistens auf Deutsch, manchmal auf Englisch und Schwedisch. Seit 2020 bei der taz. Master in Kulturjournalismus, in Berlin und Uppsala studiert. IJP (2023) bei Dagens ETC in Stockholm.
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3 Kommentare

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  • Ach ja, ".... Er ist ein Stratege, Opportunist, scheut das Risiko nicht, reagiert impulsiv und unberechenbar. ..."



    Welches Risiko, das, dass er wenn alles schiefgeht er nur noch ein normaler Multimilliardär bleibt? Was kann dem Kasper denn passieren?

  • Tja, so ist das, wenn man mit solchen Typen Geschäfte macht.

    Dann muss man sich halt auch mal erpressen lassen.

    Das wird er schon so hindrehen, dass am Ende alle Ziele erreicht sind. Und wenn nicht, dann kann er ja immer noch weiter erpressen.

    Wer Erpressern nachgibt, hat schon verloren.

  • Jeder, der glaubt, irgend ein Mensch könnte solche Summen tatsächlich verdienen, sollte dringend einen guten Arzt aufsuchen.

    Das alles hat mit realer Wirtschaft nichts mehr zu tun. Es geht nur noch ums zocken...