Bezirksbürgermeister von Neukölln: Hikel will nicht weitermachen
Weil er zu wenig Rückhalt in seiner eigenen Partei sieht, zieht Martin Hikel eine erneute Kandidatur überraschend zurück. Neuköllns SPD sucht nun neu.
Es sind Chaos-Tage in der Neuköllner SPD. Zunächst hatte sich der Kreisverband dagegen entschieden, der ehemaligen Landeschefin und amtierenden Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey einen sicheren Listenplatz für die Abgeordnetenhauswahl im nächsten Jahr zu geben. Der Verband hat damit womöglich ihre politische Karriere in Berlin beendet.
Am Sonntag dann folgte das nächste Beben. Nach einem mageren Wahlergebnis von nur 68,5 Prozent der Stimmen verzichtete der amtierende SPD-Landeschef Martin Hikel auf seine erneute Kandidatur im kommenden Jahr für das Amt des Neuköllner Bezirksbürgermeisters.
Die Wahlversammlung der Neuköllner SPD wurde daraufhin abgebrochen. Das Ergebnis seiner Wahl zum Spitzenkandidaten gebe ihm nicht „ausreichend Rückenwind für einen erfolgreichen Wahlkampf als Bezirksbürgermeister, um die Herausforderungen in Neukölln in den kommenden Jahren zu bewältigen“, begründete Hikel seine überraschende Entscheidung, nicht mehr antreten zu wollen. Hikel ist seit 2018 Bürgermeister von Berlin-Neukölln und seit 2024 Co-Chef der Berliner SPD.
Hikel, im ersten Beruf Politik- und Mathematik-Lehrer, war bei Amtsantritt der jüngste Bezirksbürgermeister Berlins. Er folgte auf Franziska Giffey, die damals als Bundesfamilienministerin in die Bundesregierung gewechselt war. Als Politiker wolle er für die Bürger*innen „greifbar“ sein und sich für Bildung stark machen, sagte Hikel damals.
Im Amt trat er als Pragmatiker auf und inszenierte sich auch medienwirksam als Vorreiter gegen sogenannte „Clan-Kriminialität, auch indem er sich bei Razzien von Polizei und Ordnungsamt in Shisha-Bars teils auch selbst in Sicherheitsweste sehenließ. In den Kürzungsdebatten stellte er sich mehrfach im Namen des Bezirks gegen die Vorgaben der Landespartei und forderte mehr Geld für die Bezirke. Anders könne Neukölln seine selbst gesetzten Schwerpunkte nicht aufrechterhalten, darunter Jugendclubs, Kampf gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit und Angebote für Senior*innen.
Suche nach neu*er Kandidat*in
Nach dem Debakel um seine erneute Kandidatur hat nun der geschäftsführende SPD-Kreisvorstand beraten. Er sei zuversichtlich, dass bis Jahresende ein Spitzenkandidat gewählt werde, sagte der SPD-Co-Kreisvorsitzende Joachim Rahmann am Sonntagabend. Er betonte auch: „Das Team für die Landesebene und die Programmatik stehen.“
Die Neuköllner SPD will nun nach dem Eklat vom Wochenende in den nächsten Wochen einen neuen Bewerber oder eine neue Bewerberin für das Amt des Bezirksbürgermeisters finden.
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