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Friedensplan für SudanWarlords spielen mit Donald Trump

Dominic Johnson

Kommentar von

Dominic Johnson

Es ist der dritte Krieg, den Trump befrieden will. Es wird ihm wieder nicht gelingen. Der Welt zu zeigen, dass er es versucht hat, ist seine Absicht.

Nach dem Massaker der RSF: Geflüchtete aus El-Fasher am 16. November im Norden des Sudans Foto: Marwan Ali/reuters

N achdem Donald Trump erst im Gazastreifen und dann in der Ukraine keinen Frieden geschaffen hat, ist nun Sudan an der Reihe. Seit der US-Präsident vor einer Woche nach eigenem Bekunden im Gespräch mit Saudi-Arabiens Kronprinz plötzlich entdeckte, wie „wichtig“ Sudan ist, ist der aktuell brutalste Krieg der Welt mit seinen verheerenden Auswirkungen von Flüchtlingskatastrophe und Hungersnot plötzlich Chefsache in Washington.

Ein zwei Monate alter Friedensplan des US-Außenministeriums, der bisher nur unter Experten Aufmerksamkeit erzeugte, dient nun Sudans Warlords als Vorlage, um sich entweder an Trump heranzuschwänzeln oder ihm den Rücken zu kehren, beides gemeint als Zeichen von Selbstbewusstsein.

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Die demonstrative Abwendung betreibt Sudans Staats- und Armeechef General Abdel Fattah al-Burhan, der den US-Plan rundheraus abgelehnt hat, weil er zu einem Ende der Militärherrschaft in Sudan und zu einer Auflösung seiner Sicherheitsorgane führen könnte, während die „Terroristen“ der RSF Legitimität als Friedenspartner erhalten.

Den Schmusekurs mit Trump stellt demgegenüber Burhans Kriegsgegner General Hametti zur Schau, dessen Miliz RSF (Rapid Support Forces) in Darfur horrende Kriegsverbrechen begeht und erst vor einem Monat mit großangelegten öffentlichen Massakern in der frisch eroberten Stadt El Fasher für einen neuen Tiefpunkt des sudanesischen Horrors sorgte.

Der Chef der RSF taktiert

Hametti ergreift mit seiner Ankündigung, eine dreimonatige Feuerpause einzuhalten und damit den zentralen ersten Schritt des US-Friedensplans umzusetzen, die Chance, als Partner der USA dazustehen. Er weiß: Solange Sudans Regierung bei der Waffenruhe nicht mitzieht, und das wird sie nicht tun, tendiert das Risiko, dass es tatsächlich zum Frieden kommt und auch die RSF die Waffen strecken muss, gegen null. Derweil aber, hofft er, könnte Trump ihn als Friedensbringer für Sudan bevorzugen.

International wird seine Miliz des Völkermordes in Darfur bezichtigt und die weltweiten Appelle mehren sich, endlich entschlossen etwas dagegen zu unternehmen. Das kann Hametti mit seiner Friedensbotschaft, der in Sudan selbst kein Mensch glaubt, nun geschickt unterlaufen.

Es ist ein zynisches Kalkül, aber es könnte aufgehen. Natürlich werden die Waffen in Sudan nicht schweigen. Aber das wird Trump genauso egal sein wie in der Ukraine oder Gaza. Hauptsache, der US-Präsident kann sagen, dass er derjenige ist, der den Weg zum Frieden aufzeigt. Wenn die Krieger ihn nicht beschreiten wollen, sind sie halt selber schuld. Und ihre Opfer können sehen, wo sie bleiben.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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