Südsudanesen in den USA: Ab nach Hause!
Die US-Regierung kassiert den Schutzstatus für Geflüchtete aus dem Südsudan. Sie haben nun 60 Tage Zeit, um das Land zu verlassen.
Die US-Regierung hat entschieden, dass Südsudanesen in den USA kein Schutzstatus mehr zusteht. Am 6. November veröffentlichte die US-Immigrationsbehörde (USCIS) unter dem Department of Homeland Security (DHS) diese Entscheidung: „Nach Prüfung der Lage im Land und Konsultation der zuständigen US-Regierungsbehörden kam der Minister zu dem Schluss, dass Südsudan die Voraussetzungen für die Gewährung des vorübergehenden Schutzstatus nicht mehr erfüllt.“
Die Entscheidung tritt am 6. Januar 2026 in Kraft. Bis dahin gilt für die Südsudanesen eine 60-tägige Frist, in welcher sie das Land verlassen müssen. Das DHS ruft die Betroffenen dazu auf, sich zu melden. Sie bekämen ein Rückflugticket sowie 1.000 US-Dollar Starthilfe ausgehändigt. Zudem würden Optionen geprüft, ob sie ein Anrecht hätten, zu bleiben.
Diese Entscheidung ist ein weiterer Schritt, im Zuge der „Amercia First“-Politik von Präsident Donald Trump, unliebsame Migranten loszuwerden. Bereits im Juli wurden acht Südsudanesen ohne Vorwarnung abgeschoben. Zuvor wurden Personen aus dem Kongo, Myanmar oder Vietnam von US-Maschinen im Südsudan abgesetzt.
Es kam zu einem diplomatischen Konflikt zwischen den beiden Ländern. Als Trump androhte, allen Südsudanesen in den USA den Schutzstatus abzuerkennen, knickte die Regierung in Südsudans Hauptstadt Juba letztlich ein. Sie akzeptierte die willkürliche Abschiebung von Personen, die keine Staatsangehörigkeit besitzen.
Ein neues Leben
Geholfen hat dies offenbar wenig. Das sogenannte Programm TPS (Temporary Protection Status) war 1990 eingeführt worden, um Menschen, die vor Krieg und Katastrophen geflüchtet sind, einen zeitweiligen Aufenthaltsstatus inklusive Arbeitserlaubnis zu gewähren. Rund 1,3 Millionen Menschen leben derzeit in den USA unter TPS-Status, davon 210 Südsudanesen.
Bereits während des Unabhängigkeitskrieges der Südsudanesen – die meisten von ihnen Christen – gegen den muslimisch-dominierten Nord-Sudan hatten Menschen aus dem Süden des damaligen Sudan in den USA Schutzstatus erhalten.
In die Geschichtsbücher eingegangen ist die Reise der sogenannten „Lost Boys“ – angelehnt an die Fabel von Peter Pan in Nimmerland. Die rund 20.000 Waisenkinder hatten sich in Gruppen bis in die Flüchtlingslager in Kenia und Äthiopien durchgeschlagen und wurden letztlich in die USA ausgeflogen, um dort ein neues Leben zu beginnen.
Nach dem Unabhängigkeitsreferendum 2011 galt der Schutzstatus für den unabhängigen Südsudan und wurde aufgrund der Konfliktlage dort stetig verlängert. Bis jetzt. Immerhin – die US-Immigrationsbehörde hat angekündigt, den Status im Januar noch einmal zu prüfen.
Personal reduziert
Denn dort kriselt es gewaltig. Präsident Salva Kiir hat seinen Erzrivalen, Vizepräsident Riek Machar, im März verhaften lassen und ihn nun wegen Landesverrats angeklagt. Er soll im März einen Angriff der sogenannten „Weißen Armee“, einer Miliz, die sich aus Machars Ethnie der Nuer heraus rekrutiert, auf ein Armee-Lager in der nordöstlichen Stadt Nasir angeordnet haben. Beim Versuch, die Soldaten zu evakuieren, wurden ein UN-Hubschrauber abgeschossen und ein Armeegeneral getötet. Seitdem fürchten viele einen erneuten Bürgerkrieg in diesem jüngsten Land der Welt mit einer langen Gewaltgeschichte.
Aus Sicherheitsgründen hat die US-Regierung ihr Personal in der Botschaft in Juba reduziert und die Reisewarnung für US-Staatsbürger auf „rot“ gesetzt. Dort drohten „Verbrechen, Entführungen und bewaffnete Konflikte“, heißt es auf der US-Botschaftsseite. Wie die Immigrationsbehörde vor diesem Hintergrund zu dem Schluss kommt, der Südsudan sei ein „sicheres Drittland“, bleibt ein Rätsel.
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