Einigung in der EU: Strengere Regeln gegen illegalen Tierhandel
Tierhandel ist ein Milliardengeschäft – und Qualzucht immer noch üblich. In der EU gibt es jetzt eine Einigung auf strengere Vorgaben.
Die EU verschärft den Kampf gegen illegalen Tierhandel. Unterhändler von Europaparlament und EU-Staaten einigten sich am späten Dienstag darauf, dass künftig alle Hunde und Katzen in der EU per Mikrochip identifizierbar sein und registriert werden müssen. Die Chip-Pflicht mit mehrjährigen Übergangsfristen soll es Kriminellen erschweren, rechtswidrig gehaltene oder eingeführte Tiere weiterzuverkaufen.
Zudem werden schmerzhafte Verstümmelungen wie das Amputieren von Ohr- oder Schwanzteilen sowie die Zucht gesundheitsschädlicher Merkmale – etwa extrem flachnasiger Tiere – eingeschränkt. Die EU-Kommission hatte die neuen Regeln 2023 vorgeschlagen und unter anderem mit einem wachsenden illegalen Handel durch Onlinewerbung und soziale Medien begründet. Die Einigung muss noch formell bestätigt werden.
Mit der verpflichtenden Kennzeichnung von Hunden und Katzen sollen Herkunft und Gesundheitsstatus verlässlich nachgeprüft werden können. Damit soll es schwieriger werden, Hunde und Katzen, die rechtswidrig gehalten oder in die EU gebracht wurden, weiterzuverkaufen. Für die luxemburgische Grünen-Abgeordnete Tilly Metz eine sinnvolle Maßnahme.
Künftig müssen Zuchtbetriebe laut Metz sicherstellen, dass Katzen und Hunde erst ab einem bestimmten Alter zur Zucht eingesetzt werden. Außerdem brauche es ausreichend Platz, Beschäftigungsmöglichkeiten, und Qualzuchten würden der Vergangenheit angehören, so die Abgeordnete.
Für Katzen ist etwa vorgesehen, dass Tiere mit gesundheitlich belastenden Merkmalen künftig weder für Zucht noch für Wettbewerbe eingesetzt werden dürfen. „Damit setzen wir klare Grenzen gegenüber Praktiken, die zu unnötigem Tierleid führen“, so der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese.
Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes können bestimmte angezüchtete Merkmale bei Tieren zu einem Leben mit Schmerzen und Schäden führen. Der Großteil kurzköpfiger Hunde leide etwa unter Atemnot.
Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union besitzen offiziellen Angaben zufolge mehr als 72 Millionen Hunde und 83 Millionen Katzen. Beim Handel mit den beiden Tierarten wird Schätzungen zufolge jährlich ein Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro gemacht. (dpa)
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