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Wegen Gesprächen mit der AfDRossmann verlässt Verband der Familienunternehmer

Der Verband der Familienunternehmer öffnet sich für Gespräche mit der AfD. Einige Mitglieder äußern deutliche Kritik. Rossmann zieht Konsequenzen.

AfD-Debatte: Rossmann verlässt Verband der Familienunternehmer Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

dpa | Nach dessen Öffnung für Gespräche mit der AfD verlässt die Drogeriemarktkette Rossmann den Verband der Familienunternehmer. Das teilte eine Sprecherin auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Wir unterstützen die Haltung des Verbands „Die Familienunternehmer“ nicht und haben die Mitgliedschaft gekündigt“, hieß es in einer Mitteilung. Als Erstes hatte die „Lebensmittelzeitung“ berichtet.

Der Verband hatte im Oktober zu einem Parlamentarischen Abend in einer Niederlassung der Deutschen Bank in Berlin erstmals auch Vertreter der AfD eingeladen. Präsidentin Marie-Christine Ostermann sagte dem „Handelsblatt“, das „Kontaktverbot“ zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei aufgehoben worden.

Vorwerk kritisiert „einzelne Formulierungen“

Auch der Hausgerätehersteller Vorwerk, der ebenfalls Mitglied ist, äußerte sich zur Debatte. Man nehme die jüngsten Äußerungen des Verbands zur Kenntnis und teile die wirtschaftspolitischen Inhalte. „Allerdings sehen wir einzelne Formulierungen kritisch – insbesondere dort, wo sie Interpretationsspielräume im Umgang mit politischen Rändern eröffnen“, hieß es.

Die Positionierung von Unternehmen müsse jederzeit im Einklang mit demokratischen Grundwerten stehen. Von dem Verband erwarte man eine „unmissverständliche Kommunikation, die keine Zweifel an der klaren Abgrenzung gegenüber extremistischen Positionen zulässt“.

Die Melitta-Gruppe hält sich nach eigenen Angaben offen, ihre Mitgliedschaft zu überdenken. Über die veränderte Position der Verbandsführung sei man „sehr überrascht“, teilte der Kaffeeröster mit. Der Dialog mit der Politik werde zwar befürwortet, nicht jedoch mit Parteien, die auch nur in Teilen als extremistisch eingestuft würden. „Wir haben unsere Haltung dem Verband mitgeteilt“, erklärte das Unternehmen.

Die Oetker Collection KG, die dem Verein ebenfalls angehört, wollte sich auf Nachfrage „zu politischen Themen nicht äußern“. Zu dem kleineren Unternehmensteil der Oetker-Familie zählt unter anderem Henkell Freixenet.

Verband will „keine Regierung mit AfD-Beteiligung“

Der Verband der Familienunternehmer veröffentlichte in dieser Woche eine Stellungnahme. Die Hoffnung, man könne ein Viertel der bundesdeutschen Wähler durch moralische Ausgrenzung zur Umkehr bewegen, sei nicht aufgegangen, sagte Präsidentin Ostermann. „Jetzt hilft nur noch die Auseinandersetzung mit den Inhalten der AfD, jenseits von schlichten Kategorisierungen in gut und böse.“

Mit Andersdenkenden zu diskutieren, heiße nicht, seine Positionen zu akzeptieren. Zugleich stellte Ostermann klar: „Wir Familienunternehmer wollen keine Regierung mit AfD-Beteiligung.“ Das Weltbild der AfD passe nicht zur freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung des Verbands.

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