+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ukraine dementiert Verlust von Pokrowsk und anderer Städte
Russische Flaggen in Pokrowsk und Wowtschansk? Der ukrainische Generalstab widerspricht und sagt, wo Kiew weiter die Kontrolle habe.
Ukrainischer Generalstab: Pokrowsk nicht gefallen
Der ukrainische Generalstab widerspricht der von Russland behaupteten Einnahme wichtiger ukrainischer Städte – darunter die strategisch wichtige Bergarbeiterstadt Pokrowsk. „Die Einheiten der Streitkräfte der Ukraine setzen die Verteidigungsoperation an den schwierigen Frontabschnitten fort, darunter Pokrowsk, Wowtschansk, Kupjansk“, teilte der Stab in sozialen Netzwerken mit. Der Kreml versuche ein weiteres Mal, mit Videos von Flaggenhissungen die Teilnehmer der Gespräche über ein Ende des Krieges zu beeinflussen. In Pokrowsk, im Gebiet Donezk, kontrollieren ukrainische Truppen demnach weiter den nördlichen Teil der Stadt. Die Frontlinie verlaufe entlang der Eisenbahnlinie. Die Gruppe russischer Soldaten, die „in einem der Stadtteile“ eine russische Flagge zeigten, sei bereits vernichtet worden. Für die Versorgung der Einheiten im Bereich von Pokrowsk und der Nachbarstadt Myrnohrad seien zudem zusätzliche Nachschublinien organisiert worden.
Im benachbarten Charkiwer Gebiet bleibe die Situation in Wowtschansk nahe der russischen Grenze „angespannt“. Die russische Armee versucht dem Generalstab zufolge mit kleinen Infanteriegruppen, die von Drohnen und Artillerie unterstützt werden, Geländegewinne zu erzielen. „Jedoch halten die ukrainischen Verteidiger hartnäckig die Positionen“, hieß es in der Mitteilung. Tags zuvor hatte der Kreml die Eroberung der Städte Pokrowsk und Wowtschansk verkündet. Kupjansk war bereits vor mehreren Tagen von Kremlchef Wladimir Putin als erobert bezeichnet worden. Kiew hatte die russische Darstellung stets zurückgewiesen. (dpa)
Serbien will Zahlungen für russischen Ölkonzern NIS erlauben
Serbien will Zahlungen für den von den USA mit Sanktionen belegten Ölkonzern NIS bis zum Ende der Woche weiter ermöglichen und nimmt dafür das Risiko von Sekundärsanktionen in Kauf. Die vorübergehende Maßnahme solle es NIS ermöglichen, Löhne und andere Verbindlichkeiten zu bezahlen, sagt Präsident Aleksandar Vucic. „Wir haben auf das Risiko Serbiens hin zugestimmt, den Zahlungsverkehr mit NIS bis zum Ende der Woche sicherzustellen, damit NIS die Arbeiter bezahlen und fällige Zahlungen leisten kann.“ Hintergrund sind Sanktionen, die das US-Finanzministerium im Oktober gegen NIS wegen dessen mehrheitlich russischer Eigentümer Gazprom Neft und Gazprom verhängt hatte. Vucic zufolge müsste die einzige Ölraffinerie des Landes, die NIS gehört, noch in dieser Woche den Betrieb einstellen, sollte das Unternehmen keine Ausnahmegenehmigung von den Sanktionen erhalten. Das würde die Wirtschaft Serbiens empfindlich treffen. Die US-Sanktionen sind Teil umfassenderer Maßnahmen gegen Russlands Energiewirtschaft infolge des russischen Einmarsches in die Ukraine. (rtr)
Cas-Urteil: Russen dürfen an Olympia-Quali teilnehmen
Der Internationale Sportgerichtshof Cas hat den Weg für russische und belarussische Ski- und Snowboard-Athleten freigemacht, unter neutralem Status an Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina teilnehmen zu können. Die Cas-Gremien kippten eine Entscheidung des Internationalen Ski- und Snowboardverbands Fis, der beschlossen hatte, keine russischen und belarussischen Athleten als neutrale Einzelathleten („Individual Neutral Athletes“/AIN) zu Qualifikationswettbewerben der FIS zuzulassen. Der russische Ski-Verband und der belarussische Ski-Verband hatten unter anderem mit Athleten und Para-Athleten Klagen gegen diese Entscheidung vom Oktober 2025 eingelegt. (dpa)
Wadephul: Putin sucht immer neue Ausreden
Außenminister Johann Wadephul hat Kremlchef Wladimir Putin vor dessen Treffen mit US-Vermittler Steve Witkoff in Moskau zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine aufgerufen. „Wladimir Putin sucht immer neue Ausreden, warum er nicht verhandeln möchte“, sagte der CDU-Politiker bei einem Treffen mit seinem ägyptischen Kollegen Badr Abdelatty in Berlin. „Deswegen bleiben meine Zweifel, ob er überhaupt ernsthaft bereit ist, über Frieden zu reden.“
Es gebe eine hohe Übereinstimmung der Einschätzung zwischen seinem US-Kollegen Marco Rubio und ihm selbst, sagte Wadephul nach einem Telefonat mit Rubio am Vortag. „Wir sind der Meinung, dass es jetzt Zeit ist, dass es zu einem Waffenstillstand kommt.“ Er habe mit Rubio auch darüber gesprochen, dass eine belastbare Lösung dauerhaft Sicherheit und Frieden für die Ukraine und ganz Europa beinhalten müsse. Ausdrücklich dankte der Bundesaußenminister der US-Regierung für deren Anstrengungen für Frieden in der vor mehr als dreieinhalb Jahren von Russland angegriffenen Ukraine. (dpa)
Selenskyj: USA und Ukraine haben Genfer Entwurf „verfeinert“
Die Ukraine und die USA haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen in Genf entwickelten Rahmen für ein Friedensabkommen „verfeinert“. Dies sei bei den jüngsten Gesprächen in Florida geschehen, schreibt Selenskyj auf der Online-Plattform X. Die Ukraine gehe die Diplomatie „mit größter Ernsthaftigkeit“ an und wolle weitere ausländische Partner in den Prozess einbeziehen. Russland habe zudem im Vorfeld eines Treffens zwischen amerikanischen und russischen Regierungsvertretern „Desinformationskampagnen“ gestartet, erklärt Selenskyj. (rtr)
Schweden gibt 100 Millionen für zivile Zwecke in der Ukraine
Schweden greift der von Russland angegriffenen Ukraine vor dem Winter mit einem weiteren Hilfspaket unter die Arme. Die Unterstützung sei für zivile Zwecke bestimmt und habe einen Umfang von mehr als 1,1 Milliarden schwedischen Kronen, teilte die Regierung in Stockholm mit. Umgerechnet sind das rund 101 Millionen Euro. Damit soll der akute Bedarf des Landes vor und während des Winters gedeckt werden, unter anderem bei der Energieversorgung, bei Reparaturen und dem Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur sowie im Gesundheitswesen. Gleichzeitig soll die Ukraine dadurch auch stärker für kommende Winter gewappnet werden. (dpa)
Ukrainisches Militär: Halten weiter Teile von Pokrowsk
Das ukrainische Militär hat russische Angaben über eine Eroberung der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk zurückgewiesen. Eine in der ostukrainischen Stadt kämpfende Armee-Einheit teilt der Nachrichtenagentur Reuters mit, sie halte noch den nördlichen Teil. Zudem habe sie Angriffe im Süden der Stadt ausgeführt, wo russische Truppen die Oberhand hätten. Die Erklärung der ukrainischen Militäreinheit steht im Gegensatz zu Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieser hatte zuvor die vollständige Einnahme von Pokrowsk durch russische Truppen verkündet und sich dabei auf seine Kommandeure berufen. (rtr)
Türkische Behörde meldet neuen Angriff auf russischen Tanker
Die Türkei hat einen erneuten Angriff auf einen russischen Tanker im Schwarzen Meer gemeldet. Die „Midvolga-2“ mit Sonnenblumenöl an Bord sei auf dem Weg von Russland nach Georgien rund 130 Kilometer vor der türkischen Küste beschossen worden, teilte das türkische Generaldirektorat für maritime Angelegenheiten am Dienstag mit. Die 13 Besatzungsmitglieder seien unverletzt geblieben. Das Schiff hatte den türkischen Hafen Sinop angesteuert, wie die Behörde auf der Plattform X mitteilte.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Montag einen ukrainischen Drohnenangriff auf zwei russische Schiffe vom Freitag kritisiert. Der Angriff signalisiere eine „besorgniserregende Eskalation“ des Konflikts, sagte Erdogan. „Wir erteilen die notwendigen Warnungen an alle Parteien bezüglich solcher Situationen.“ Die beiden Schiffe „Kairos“ und „Virat“ waren am Freitag innerhalb der exklusiven Wirtschaftszone der Türkei attackiert worden. Die Datenbank OpenSanctions, die Personen und Organisationen dokumentiert, die Sanktionen umgehen, gibt an, dass die Schiffe Teil einer Flotte seien, mit der sich Russland über Strafmaßnahmen wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine hinwegsetze. (ap)
Rubio sagt Teilnahme an Nato-Treffen ab
US-Außenminister Marco Rubio hat in einem ungewöhnlichen Schritt seine Teilnahme an einem lange geplanten Nato-Treffen in Brüssel abgesagt. Wie sein Ministerium in Washington mitteilte, wird stattdessen der stellvertretende Außenminister Christopher Landau an Beratungen in der belgischen Hauptstadt teilnehmen. Bei ihnen soll es am Mittwoch unter anderem um die weitere Unterstützung der Ukraine gehen.
Ein triftiger Grund für die Absage Rubios wurde zunächst nicht genannt. Ein Sprecher teilte lediglich mit, es wäre völlig unrealistisch, Rubio bei jedem Treffen zu erwarten. Der Minister habe bereits an Dutzenden Treffen mit Nato-Verbündeten teilgenommen und dank der starken und visionären Führung von US-Präsident Donald Trump sei die Nato bereits vollständig revitalisiert, hieß es aus Washington. Am Montag sprach Rubio mit seinem deutschen Kollegen Johann Wadephul über die Bemühungen um Frieden in der Ukraine, wie das US-Außenministerium knapp mitteilte. (dpa)
EZB wohl gegen Zahlung russischen Vermögens an Ukraine
Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt sich einem Zeitungsbericht zufolge gegen einen EU-Plan zur Zahlung von 140 Milliarden Euro aus eingefrorenem russischem Vermögen an die Ukraine. Die EZB weigere sich, die Zahlung abzusichern, berichtet die Financial Times unter Berufung auf mehrere Verantwortliche. Die EZB sei zu dem Schluss gekommen, dass der Vorschlag der EU-Kommission gegen ihr Mandat verstoße. Dies erschwere es der Europäischen Union, einen „Reparationskredit“ aufzunehmen, der durch bei dem belgischen Wertpapierverwahrer Euroclear eingefrorene russische Vermögenswerte der russischen Zentralbank gedeckt werden sollte. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte den Bericht nicht sofort verifizieren. (rtr)
Drohnenangriff in Zentralrussland
Bei einem Drohnenangriff in der zentralrussischen Region Orjol sind in der Nacht nach Angaben der örtlichen Behörden Anlagen der Treibstoff- und Energieversorgung in Brand geraten. Verletzt wurde dabei niemand, wie der Gouverneur der Region, Andrej Klytschkow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mitteilte. Löschkräfte seien vor Ort im Einsatz. (rtr)
Steve Witkoff trifft Wladimir Putin
Der Sondergesandte von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, trifft am Dienstag in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Gesprächen über den Vorschlag der US-Regierung zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. Trumps Regierung zeigte sich nach Angaben von Sprecherin Karoline Leavitt im Vorfeld „sehr optimistisch“. Russland erklärte derweil, die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine erobert zu haben.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zufolge ist das Treffen zwischen Witkoff und Putin für den Nachmittag angesetzt. Leavitt sagte am Montag, Trump und sein Team hätten viel Arbeit in die Vermittlungsbemühungen gesteckt „und sie wollen alle wirklich, dass dieser Krieg zu Ende geht“.
Grundlage der Verhandlungen war der vor anderthalb Wochen vorgestellte US-Plan für ein Ende des Ukraine-Kriegs. Dieser war in seiner ursprünglichen Fassung weithin als äußerst vorteilhaft für Russland beurteilt worden. Später wurde er dann bei Gesprächen in Genf unter Beteiligung europäischer Vertreter zugunsten der Ukraine überarbeitet.
Am Wochenende berieten Witkoff und der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow im US-Bundesstaat Florida über den US-Plan. Umerow sprach von „bedeutenden Fortschritten“, auch wenn bei „schwierigen“ Themen noch weitere Arbeit nötig sei.
Indes wurde der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag in Paris von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron empfangen. Russland dürfe am Ende nicht den Eindruck bekommen, „für den Krieg belohnt zu werden“, sagte Selenskyj in der französischen Hauptstadt. Er warf Kreml-Chef Putin vor, die Angriffe auf die Ukraine zu verstärken, um die ukrainische Bevölkerung durch psychologischen und physischen Druck „zu brechen“. „Der Angreifer muss für seine Aggression bezahlen“, forderte er. Selenskyj reiste anschließend nach Irland weiter, wo er von Premierminister Micheál Martin empfangen wurde. Dort sollte Selenskyj den ukrainischen Chefunterhändler Rustem Umerow treffen. (afp)
Russland nimmt Pokrowsk und Wowtschansk ein
Die Ukraine steht auch auf dem Schlachtfeld unter großem Druck. Der Kreml erklärte am Montag, die russische Armee habe die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine erobert und zudem die Stadt Wowtschansk unter ihre Kontrolle gebracht. Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow habe Kreml-Chef Putin offiziell über die „Befreiung“ der beiden Städte informiert, hieß es in einer Erklärung im Onlinedienst Telegram.
Nach Angaben des Kreml wurde Putin bereits am Sonntagabend von Gerassimow unterrichtet, öffentlich wurde dies aber erst am Montag bekanntgegeben. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte kurz darauf ein Video, das russische Soldaten beim Hissen der russischen Flagge auf dem zentralen Platz in Pokrowsk zeigen soll.
Pokrowsk war seit Monaten heftig umkämpft. Die Stadt in der Industrieregion Donezk, in der vor dem Krieg rund 60.000 Menschen lebten, hat vor allem strategische Bedeutung: In Pokrowsk kreuzen sich mehrere Straßen und Bahnstrecken, die Bergbaustadt war für die logistische Versorgung der ukrainischen Armee daher von entscheidender Bedeutung.
Ihre Einnahme wird die Versorgung ukrainischer Soldaten an anderen Frontabschnitten erheblich erschweren – und zudem einen russischen Vormarsch nach Westen und Norden erleichtern, bis hin zu den Großstädten Kramatorsk und Slowjansk. Den ukrainischen Soldaten im benachbarten Myrnograd droht zudem eine Einkreisung. (afp)
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