Wahlen in Honduras: Einmischung mit chaotischen Folgen
Nach Auszählung von 57 Prozent der Wahlzettel trennen nur 515 Stimmen die beiden führenden Kandidaten. Dafür ist US-Präsident Trump mitverantwortlich.
39,9 Prozent für Nasry „Tito“ Asfura von der Nationalen Partei und 39,9 Prozent für Salvador Nasralla von der Liberalen Partei lautet das Zwischenergebnis in Honduras nach Auszählung von 57 Prozent der Stimmen durch die Wahlkommission (CNE). Gerade 515 Stimmen trennen die beiden konservativen Kandidaten. Weit abgeschlagen folgt ihnen die Kandidatin der noch amtierenden Regierungspartei Libre, Rixi Moncada, mit gerade etwa 19 Prozent der Stimmen.
Sicher ist also: Es wird eine konservative Regierung geben. Und Libre wurde abgestraft für eine magere Regierungsbilanz und für ihren ideologieschwangeren Diskus. Unklar hingegen ist, wer das Land ab Januar regieren wird.
30 Tage hat die Wahlkommission (CNE) nach der Stimmabgabe Zeit, um das amtliche Wahlergebnis zu präsentieren. Doch für Irritationen in Tegucigalpa sorgt, dass sich das Auszählungstempo am Montag merklich verzögert hatte. Hinzu kommt, dass ein Präsidentschaftskandidat Stimmung in eigener Sache macht. Am Montagvormittag prophezeite Salvador Nasralla, dass die Liberale Partei in vielen ländlichen Regionen, die noch ausgezählt werden müssten, besonders gut aufgestellt sei. Es sei „wahrscheinlich, dass wir noch gewinnen“, so Nasralla.
Das könnte Donald Trump dazu animiert haben zum zweiten Mal in die inneren Angelegenheiten von Honduras einzugreifen: „Es sieht so aus, als würde Honduras versuchen, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen zu ändern“, erklärte Trump am Montag in seinem Onlinedienst Truth Social, ohne jedoch Belege dafür vorzulegen. „Wenn sie es tun, werden sie es teuer bezahlen!“, warnte der US-Präsident.
„Offen in die inneren Angelegenheiten eingegriffen“
Trump hatte sich bereits zwei Tage vor den Wahlen in die inneren Angelegenheiten des mittelamerikanischen Landes eingemischt. Er hatte zur Wahl Asfuras aufgerufen und diesen als „einzig echten Freund der Freiheit in Honduras“ bezeichnet. Außerdem kündigte der US-Präsident nur zwei Tage vor der Wahl eine Begnadigung für den in den USA inhaftierten honduranischen Ex-Präsidenten Juan Orlando Hernández an.
Das hat sich bei der Stimmabgabe der 6,5 Millionen Wahlberechtigten durchaus bemerkbar gemacht, so Joaquín Mejía, Menschenrechtsanwalt aus Tegucigalpa. „Trump hat dem in den Umfragen hinten liegenden Asfura Stimmen gebracht, offen in die inneren Angelegenheiten meines Landes eingegriffen und demokratische Prinzipien verletzt“, kritisiert er. Für den international gut vernetzten Menschenrechtsanwalt ist Trump für das derzeitige Patt zwischen den beiden Kandidaten mitverantwortlich.
Unstrittig ist allerdings, dass das Politik-Konzept von Asfura und Nasralla weitgehend deckungsgleich ist, sagt Padre Melo. Er ist bekannter Jesuitenpadre aus El Progreso und leitete lange den kritischen Radiosender „Radio Progreso“. Liberale und Nationale Partei setzten beide auf Bergbau, Steuerbefreiungen und eine umfassende Öffnung für internationale Investitionen – häufig wirke sich das zulasten der Arbeiter:innen aus, so Padre Melo.
Er ist froh, dass es im Land bisher weitgehend friedlich blieb. Die Appelle der Wahlkommission (CNE) scheinen zu fruchten: Die Lage in dem für Gewalt im Kontext der Wahlen durchaus bekannten mittelamerikanischen Land blieb bislang ruhig. Doch das muss nicht so bleiben. Ein schnelles, transparentes Ergebnis kann aber dazu beitragen.
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