Künstliche Intelligenz versus Menschen: Streng dich doch mal an
Während die KI-Revolution in vollem Gange ist, sorgt sich unsere Autorin um ihr Gehirn. Geben wir gerade das Schönste am Menschsein leichtfertig auf?
I ch kann nicht mehr richtig denken. Zwar führe ich noch Gespräche und lese Texte, hier und da, und ich bin mir relativ sicher, dass bisher niemand außer mir diese Veränderung bemerkt hat. Aber jedes Mal, wenn ich versuche, einen Gedanken zu fassen und herauszufinden, was genau mich daran umtreibt, fällt alles durch mich hindurch. Begriffe, die ich mal klar und treffend fand, sind jetzt leer, oder sie bedeuten etwas vollkommen anderes. Nie bleibt ein Gedanke für sich stehen, immer sprießt noch eine Abzweigung aus ihm heraus, und noch eine, und noch eine, bis das Dickicht überhaupt keinen Sinn mehr ergibt. Nun wurde mir weder ADHS diagnostiziert, noch habe ich ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, und mein Gehirn befindet sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch genau dort, wo es meine ersten 35 Lebensjahre auch war. Aber irgendwas stimmt nicht. Irgendwas ist anders.
Es könnte sein, dass es sich hierbei um die sogenannten Konsequenzen meiner eigenen (Un-)Tätigkeiten handelt. Immerhin habe ich in den letzten Monaten einen bedenklichen Teil meiner Lebenszeit mit Realityshows, Instagram-Reels und schlechten Nachrichten gefüllt, und um die 50 Mal täglich mein Handy entsperrt, ohne wirklich zu wissen, wofür eigentlich. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dieses Verhalten nicht gerade zu kognitiven Höchstleistungen führt. Ich weiß das. Aber wer sich einmal in der Fastfood-Abteilung des Internets verlaufen hat, findet nicht so leicht wieder hinaus.
Ohnehin ist die Eroberung des eigenen Gehirns keine einfache Aufgabe. Offensichtlich ist es sogar schwieriger, als ein fremdes Gehirn einzunehmen – andernfalls wären Werbung und Propaganda weniger erfolgreich, und ich befände mich gar nicht erst in dieser misslichen Lage. Ich werde mich also anstrengen müssen.
Das Problem ist, dass ich Anstrengung nicht besonders verlockend finde, obwohl der eine Teil meiner Familie protestantisch ist („Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“) und der andere Teil chinesisch („努力学习, 天天向上“, dt.: „Lerne fleißig, werde jeden Tag besser“). Trotzdem hasse ich Schwitzen und Wettbewerbe auch. Manche Leute macht es glücklich, sich über die eigenen Grenzen hinaus zu pushen und im Spinningkurs von einem Proteinshake-Liebhaber angebrüllt zu werden. Zu diesen Leuten gehöre ich nicht. Sport mache ich meistens nicht aus Spaß, sondern weil ich gern so lange wie möglich gesund bleiben will. Ich freue mich, wenn ich ein Regal ohne Bohren anbringen kann, und ich liebe diese Fahrsteige an Flughäfen, auf denen man doppelt so schnell vorankommt, ohne mehr Energie aufzuwenden.
Sowieso ist die Gegenwart zermürbend, lautet die allgemeine Diagnose, und deshalb wird uns alle paar Meter etwas angeboten, das unser Leben simpler und bequemer machen soll: Keine Lust auf Tütentragen? Lassen Sie Ihren Einkauf nach Hause liefern. Zu ausgelaugt für einen kurzen Wortwechsel mit der Kellnerin? Bestellen Sie über den QR-Code. Keine Kraft, den Kolleg*innen eine E-Mail zu schreiben oder morgens zu entscheiden, was Sie anziehen wollen? ChatGPT übernimmt das für Sie.
Diese Entlastungsversprechen treffen einen Nerv. Wir sind scheinbar dauernd überreizt und müde, und tatsächlich gibt es dafür gute Gründe. Es kommt mir vor, als würden alle um mich herum nur noch versuchen, die Balance zu halten. Wir wollen informiert bleiben, aber nicht ertrinken in der Nachrichtenflut. Wir wollen schlafen, aber auch ausgehen. Wir wollen Kinder, aber unsere Ruhe. Alleinsein, aber nicht einsam. Revolution, aber Ferien. Durchaus naheliegend also, ein paar Punkte der To-do-Liste auszulagern. Entweder an jemand anderen, dessen Leben oft noch anstrengender und dessen Job schlechter bezahlt ist, oder eben an eine KI. Aber geben wir dabei nicht auch leichtfertig her, was glücklicherweise zum Menschsein dazugehört?
Anstrengung ist ja nicht per se etwas Schlechtes. Obwohl sich das Gehirn evolutionsbedingt gern für den leichtesten Weg entscheidet, braucht es Herausforderungen und Reibung, um dazuzulernen. Das kann sogar Spaß machen – besonders dann, wenn man aus eigenem Antrieb etwas erreichen will.
An meinem 18. Geburtstag habe ich mir in den Kopf gesetzt, endlich Chinesisch zu lernen. Selbst mit Vorwissen war das schwer. Monatelang habe ich Tonhöhen geübt, Vokabeln studiert und Schriftzeichen in kleine Quadrate geschrieben, immer dieselben nebeneinander, ganze Hefte voll, jedes Zeichen zigmal, 我我我我我, 你你你你你, 家家家家家, bis ich Krämpfe in den Fingern hatte und trotzdem noch keinen einzigen Zeitungsartikel lesen konnte. Fünf Tage die Woche habe ich mich von einer militaristischen Lehrerin behandeln lassen wie ein Kleinkind. Aber danach war ich stolz und glücklich, weil ich meiner Großmutter noch ein paar Sätze in ihr funktionierendes Ohr schreien konnte, bevor sie starb.
Absurderweise bin ich auch mal einen Halbmarathon gelaufen. Ich wollte einfach wissen, ob ich das kann. Also trainierte ich ein halbes Jahr lang, lief erst 3 Kilometer mit Pausen, irgendwann 8 am Stück, kurz vor dem großen Tag hatte ich einmal 14 geschafft und besaß außerdem eine dieser peinlichen Stirnlampen, die mir im Winter den Weg durch die Dunkelheit leuchtete. Dann war Frühling und ich lief 21,0975 Kilometer durch Berlin. Ich will das wirklich nicht nochmal machen, aber toll war die Erfahrung trotzdem. Außerdem schön und (minimal) anstrengend: ganz allein ein Kreuzworträtsel lösen. Doch noch auf die Geburtstagsparty gehen, obwohl man sich im Bett verkriechen will. Jemandem wirklich zuhören. Ein ganzes Buch durchlesen. Einen Text schreiben.
Für viele dieser Aufgaben gibt es heute Abkürzungen. Gut, einen Halbmarathon muss man noch selbst laufen, aber ich kenne Menschen, die finden, dass es sich nicht mehr lohnt, eine Fremdsprache zu lernen, weil Übersetzungssoftware präzise und schnell die Kommunikation übernehmen kann. Das Kreuzworträtsel kann eine KI für mich lösen, gratulieren kann ich auch per Sprachnachricht, Musik und Bücher können Maschinen schreiben. Selbst eine Meinung muss man sich eigentlich nicht selber bilden, man kann einfach das denken, was die Leute denken, zu denen man am liebsten dazugehören will. Und es soll ja sogar Menschen geben, die es erstrebenswert finden, wenn personalisierte Bots für uns kuratieren, welche Beziehungen sich lohnen, mit wem wir sprechen und befreundet sein sollten, wer sich als Partner*in eignet – und wer eben nicht.
Gerade schaue ich oft auf die Welt und finde es wunderlich, wie viele von uns bereitwillig ihre besten Qualitäten aufgeben. Ich weiß schon, dass andere vom Gegenteil überzeugt sind, davon, dass wir besser werden, wenn wir unsere Grenzen überwinden, wenn wir mithilfe von Technologie nach der Unsterblichkeit greifen, körperlich, geistig. Aber mir fällt es schwer, darin mehr zu sehen als Größenwahn.
Dann wiederum schaue ich auf meine kleinen Gedanken und frage mich, ob etwas mit mir nicht stimmt, weil ich die Begrenztheit des Menschseins so wichtig finde. Vielleicht ist meine Kritik bloß bildungsbürgerliche Pose? Vielleicht bin ich zynisch und früher als erwartet zu einer engstirnigen Fortschrittsfeindin geworden? Vielleicht habe ich auch nur Angst, dass meine Arbeit, dass mein Schreiben bald nichts mehr bedeutet?
Es stimmt, ich habe wirklich Angst vor Bedeutungslosigkeit. Das klingt nach einem peinlichen Geständnis, nach etwas, das man mit gesenkter Stimme zugeben muss – dabei ist es doch im Grunde sehr menschlich. Wer sich stark über etwas definiert, geht erst mal verloren, wenn es verschwindet. Das war für meinen Vater so, als er in Rente ging. Das war für meine Tante so, als Karstadt drohte, die Filiale zu schließen, in der sie ihr halbes Leben lang arbeitete. Das war so für viele Menschen, die an die DDR glaubten oder an die USA. Ein großer Teil von mir ist eine Schreibende. Natürlich will ich als solche gewollt werden.
Der Vorteil am Schreiben ist allerdings, dass es mir niemand wirklich wegnehmen kann. Eine Schriftstellerin kann ihren Beruf verlieren, ihren Verlag, ein in der Regel unterdurchschnittliches Einkommen. Aber selbst wenn sich gar kein Geld mehr damit verdienen ließe, könnte sie noch schreiben, wie und was sie wollte.
Auch deshalb habe ich weniger Angst davor, von einer KI ersetzt zu werden als vor den Nebenwirkungen dieser Entwicklung: der Entwertung menschengemachter Dinge und dem Verlust von gegenseitigem Interesse. Wenn niemand mehr den Roman einer echten Person lesen will, wenn es unwichtig wird, weshalb sich jemand für ein Thema, eine Geschichte, eine Melodie entschieden hat, weil es nur noch um das fertige Produkt geht – dann verändert sich auch das Schreiben selbst, das doch sonst so sehr darum ringt, eben nicht egal zu sein. Es ist ein bisschen wie mit Schrödingers Katze: Existiert ein Text, solange ihn niemand gelesen hat? Lohnt es sich, etwas zu sagen, wenn keiner zuhört? Was ist Schreiben ohne Publikum?
Ich fürchte mich vor leeren Worten, auch ohne KI. Bei allem, was ich schreibe, bin ich früher oder später überzeugt, etwas völlig Belangloses, Unverständliches verfasst zu haben. Etwas, das nicht über mich hinausreicht. Schreiben ist schließlich Kommunikation, also der Versuch, etwas zu erkennen, zu verstehen und möglichst so in Worte zu fassen, dass jemand anderes den eigenen Gedanken folgen kann. Das gelingt nicht immer. Aber wenn es gelingt, ist es fantastisch. Nicht, weil man dann die Verfasserin des Textes als geniale Autorin feiern muss, sondern weil es uns miteinander verbindet und in Beziehung setzt, Absender und Empfänger, in Gefühlen und Gedanken. Und zwar, ohne dass wir uns dafür tatsächlich nahestehen müssen. Deshalb ist wenig so tröstend wie eine gute Geschichte – und die Vorstellung, dass einer versucht, sich verständlich zu machen, während ein anderer versucht zu verstehen.
Technische Innovation deshalb grundsätzlich abzulehnen ist natürlich Quatsch. Ich will meinen Computer nicht missen, moderne Medizin ist ein Geschenk, und es ist großartig, wie das Internet Wissen zugänglicher und Kommunikation einfacher gemacht hat. Es ist faul, über künstliche Intelligenz zu sprechen, als handele es sich entweder um den Teufel oder den Erlöser. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass wir neuen Erfindungen oft erst einmal skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, der Schrecken vor dem Unbekannten mit der Zeit aber abnimmt. Als Anfang des 19. Jahrhunderts die Fotografie erfunden wurde, hatten Maler*innen Angst, ihre künstlerische Berechtigung zu verlieren. Wir wissen heute, dass dem nicht so war, sondern sich die Fotografie letztendlich als weitere Kunstform – neben und nicht anstatt der Malerei – etablierte.
Nur ist das Problem mit der KI ein anderes: Während Maler*innen wie Fotograf*innen sich mit dem Gegenstand und dem Prozess ihrer Kunst auseinandersetzen, laden generative KI-Modelle dazu ein, die Auseinandersetzung auszulassen. Am Ende steht dann trotzdem ein Bild, ein Text oder ein Album. Aber ist das wirklich interessant?
Es gibt Bereiche, in denen der Einsatz künstlicher Intelligenz sinnvoll ist. Schon jetzt navigiert sie uns präzise von A nach B. Sie kann uns Bürokratie abnehmen und bei Recherchen unterstützen, sodass mehr Raum für kreatives und inhaltliches Arbeiten bleibt. Eine KI-Assistenz kann Schwangerschaften sicherer machen, Krebserkrankungen frühzeitig erkennen, verlässliche Vorhersagen über Extremwetterereignisse treffen und die Welt barriereärmer machen. Das ist toll. Dann wiederum erzählen mir Autoren (bisher waren es nur Männer), dass es echt geil ist, die KI mit Absätzen ihres nächsten Romans zu füttern, um sich Vorschläge für den weiteren Verlauf der Geschichte machen zu lassen. Erwachsene programmieren sich devote Lebenspartner*innen, mit denen sie vermeintlich entspanntere Beziehungen führen. Und Kinder vertrauen sich lieber einem Chatbot an als den Menschen um sie herum. Möglichst berechenbar und verfügbar soll alles sein. Vielleicht auch, weil sich das Gefühl eingestellt hat, sich auf nichts mehr wirklich verlassen zu können.
Anscheinend schätzt kaum noch jemand die Zufälligkeit und das kleine Chaos eines Menschenlebens. Meine persönliche Dystopie der nächsten Jahrzehnte beruht auf diesem Leichtsinn – genauer gesagt auf der politischen Trägheit und dem Unwillen, der Technologie in bestimmten Bereichen Grenzen zu setzen. Ich kann sie schon sehen, die Welt, in der niemand mehr Lust am eigenständigen Denken hat. In der nicht mehr der Lösungsweg zählt, sondern nur das Ergebnis. In der es wichtiger ist, etwas zu beherrschen, als es zu begreifen. In der es niemanden mehr kümmert, ob ein Video die Realität zeigt, solange es unterhaltsam ist. In der man sich nur noch mit Freund*innen und Familie umgibt und endlich nichts mehr mit all den anderen Leuten zu tun haben muss, den anstrengenden, den unberechenbaren. Die Welt, in der alle performen, abliefern und ihre beste Version werden wollen, aber nichts geben aufs Hadern, Irren und Zweifeln. Sie ist schon fast da.
Den Gegenentwurf zu erzählen, ist schwieriger. Der, in dem uns die KI Viertagewochen ermöglicht und Jobs ohne Schichtsystem. In der sie Zeit freischaufelt, in der wir uns ausruhen oder etwas gestalten können. In der wir uns für mehr anstrengen als für die eigene Altersvorsorge, die Landesverteidigung und das Bruttoinlandsprodukt. Man vergisst das schnell, aber die schönsten Dinge tun Menschen schließlich nicht für eine Nation, sondern füreinander.
Sie sammeln den Müll in der Nachbarschaft auf, lesen Schulkindern vor, engagieren sich in der Obdachlosenhilfe, mischen sich in Debatten ein, legen einen Garten an oder spielen Wohnzimmerkonzerte. Sie kümmern sich umeinander und flüchten nicht ins „mir doch egal“ – vorausgesetzt, sie haben die Zeit dafür. Und vorausgesetzt, sie lassen sich nicht auf die Lüge ein, dass auch diese Bemühungen nur eine weitere Belastung darstellen, die gern von einer Maschine übernommen werden kann.
Nur, weil künstliche Intelligenz uns alles abnehmen könnte, heißt das nicht, dass wir uns alles abnehmen lassen müssen. Möglicherweise wäre es sogar hilfreich, wenn wir nicht zu komplett willenlosen Konsument*innen werden, während Milliardäre und Bigtech-Unternehmen ohne Rücksicht auf Gesetze und gesellschaftliche Verantwortung aus unserer Erschöpfung Kapital schlagen und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aushöhlen. Wir sind schließlich mehr als ein Haufen Daten. Und eine Abkürzung ist nicht immer der beste Weg zum Ziel.
Studien deuten darauf hin, dass unsere kognitiven Fähigkeiten entscheidend abnehmen, je stärker wir uns auf KI verlassen. Wir vergessen den Weg zu dieser einen Bushaltestelle, wenn wir mehr auf den blauen Punkt im Handy als auf die Umgebung geachtet haben, und wir vergessen auch schneller den Inhalt dieses einen Aufsatzes, den ChatGPT für uns geschrieben hat. Ich denke, die entscheidende Frage an dieser Stelle ist nicht, ob wir Texte nun mit oder ohne KI verfassen wollen. Die entscheidende Frage lautet: Wollen wir uns erinnern? An Inhalte, an Fehler, an Unstimmigkeiten, an Sackgassen. An Geschichte, und an unsere Rolle darin.
Es ist leicht, gerade eine gewisse Verachtung für unsere Spezies zu entwickeln. Überall Krieg, Gewalt, Ignoranz, Hilflosigkeit. Daraus nährt sich die Behauptung, wir würden ohnehin keinen Unterschied machen. Aber wer sich erinnern kann und will, findet der Grässlichkeit zum Trotz gute Gründe, den Glauben an das Menschliche nicht ganz aufzugeben. Das ist wichtig, so wie es wichtig ist, dass wir nicht aufhören, miteinander in der Welt zu sein. Auch wenn es uns einiges abverlangt, weil Menschen nun mal nicht immer das tun und sagen, was wir uns wünschen.
So eine Haltung setzt auch voraus, neugierig zu bleiben und sich nicht prinzipiell zu verschließen, weil man glaubt, im Recht zu sein. Ich habe mich also überwunden und diesen Text bis hierhin von einer KI prüfen lassen. Ich habe um Verbesserungsvorschläge gebeten und wurde schon wenige Sekunden später für meine langen Sätze gelobt („sehr schön!“), aber auch darauf hingewiesen, dass „ab und zu ein kurzer Satz als Kontrast die Wirkung steigern“ könnte. Außerdem könnte ich ein paar Adjektive rausschmeißen und redundante Passagen straffen, um „den rhetorischen Punch“ zu erhöhen. Alles hilfreich, finde ich, und beeindruckend effizient. Trotzdem bin ich froh um meine Kolleg*innen in der Redaktion, die mit mir gemeinsam um treffende Formulierungen ringen, dabei auch mal unangenehme Fragen stellen und versuchen, mir Tocotronic-Zitate unterzujubeln.
Und ich bin froh um mein wiederbelebtes Gehirn. Das rät mir, zum Schluss noch ein Buch aufzuschlagen und mich an eines meiner liebsten Zitate zu erinnern. Sie können ja darüber nachdenken, ob es Ihnen taugt.
Die Leute haben (mit Hilfe von Konventionen) alles nach dem Leichten hin gelöst und nach des Leichten leichtester Seite; es ist aber klar, daß wir uns an das Schwere halten müssen; alles Lebendige hält sich daran, alles in der Natur wächst und wehrt sich nach seiner Art und ist ein Eigenes aus sich heraus, versucht es um jeden Preis zu sein und gegen allen Widerstand. Wir wissen wenig, aber daß wir uns zu Schwerem halten müssen, ist eine Sicherheit, die uns nicht verlassen wird; es ist gut, einsam zu sein, denn Einsamkeit ist schwer; daß etwas schwer ist, muß uns ein Grund mehr sein, es zu tun.
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