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Ozonloch wird kleinerMehr Verbote, bitte!

Tabea Kirchner

Kommentar von

Tabea Kirchner

Seit FCKW verboten wurde, schließt sich das Ozonloch deutlich. Würde es mehr Restriktionen geben, würde das Klima besser geschützt.

1989 wurden FCKW im Rahmen des Montreal-Protokolls unter Beteiligung aller 197 UN-Staaten verboten Foto: imago

I n Tagen wie diesen realisiert man kaum noch, wenn man eine gute Nachricht liest. Aber es gibt wieder eine solche: Das Ozonloch hat sich aktuell so früh geschlossen wie schon seit fünf Jahren nicht mehr. Echt jetzt? Wow, das ist wirklich eine gute Nachricht.

In den 1970er Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), also Chemikalien, die zu der Zeit etwa in Sprays und Kühlschränken zu finden waren, die Ozonschicht angreifen. Einige Jahre später wurde über der Antarktis und zum Teil über Australien eine Stelle in der Ozonschicht entdeckt, an der sich jedes Jahr im Frühling auf der Südhalbkugel ein Loch auftut. Das ist gefährlich, denn die Ozonschicht in der Stratosphäre wirkt wie ein Schutzschild vor der schädlichen UV-Strahlung der Sonne. Wird die Ozonschicht beschädigt, steigt das Risiko für Augenschäden, Hautkrebs, Ernteverluste.

Nach den ersten Erkenntnissen reagierte die Weltgemeinschaft erstaunlich schnell. 1989 wurden FCKW im Rahmen des Montreal-Protokolls unter Beteiligung aller 197 UN-Staaten verboten. Die Folgen dieser Hauruckaktion lassen sich heute, etwa 35 Jahre später, sehr gut beobachten: Das Ozonloch über der Antarktis wird stetig kleiner, die Ozonschicht scheint sich zu erholen.

Konsequente Umweltschutzmaßnahmen und Verbote bringen etwas. Das kleinere Ozonloch ist dafür nicht das einzige positive Beispiel. Da wären noch die Gurtpflicht, die es verbietet, unangeschnallt zu fahren, das Rauchverbot in Flugzeugen und später in Restaurants und Gaststätten sowie in Paris das Verbot, schneller als 30 Stundenkilometer zu fahren. Die Folgen sind weniger Verkehrstote und eine bessere Luft.

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Wir kommen um Verbote nicht herum, wenn wir die Klimakrise bekämpfen wollen. Mindestens muss es in umweltschädigenden Bereichen stärkere Einschränkungen geben: vielleicht ein veganer Mensatag, auf jeden Fall autofreie Innenstädte, der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe. Von den aktuellen Entscheidungsträgern – sowohl in Deutschland als auch anderswo auf der Welt – ist das allerdings nicht zu erwarten.

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Tabea Kirchner
Klimahub-Redakteurin
Freie Journalistin und Social-Media-Redakteurin im taz-Klimahub (@klima.taz). Schreibt über Klima- und Umweltthemen. Hat in Berlin, Göteborg, Guadalajara und Hamburg Kommunikation und Journalistik studiert und über Klimakommunikation geforscht.
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18 Kommentare

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  • Klare Verbote helfen!



    Wo es gangbare Alternativen gibt, kann man die dann auch schnell und ohne Widerstand umsetzen.



    FCKW Verbot ist ein gutes Beispiel. Katalysatorpflicht, oder eindeutige Emissionsauflagen für Heizungen (die älteren, nicht das letzte Heizunggesetz) sind andere.







    Was im Gegenzug nicht hilft:



    Komplizierte Regelungen, die Bürokratie generieren, ggf umgangen werden können und so unter dem Strich nichts bringen. (ausser Frust und Zulauf zu radikalen Parteien).



    Beispiele: CO2 Vorgaben für Verbrenner (Flottenwerte! usw), Plastiktütenverbote im Supermarkt, EU-Verpackungsgesetz

    • @T-Rom:

      Deswegen wird die Neuzulassung von Verbrennerautos ja auch an 2035 verboten.

  • Dafür haben wir demokratisch gewählte Institutionen ja auch. Um Regeln zu setzen, wenn es als nötig erachtet wird, und auch mal zu erzwingen, bei allem Minderheiten- und Grundrechteschutz.

    Das Grundrecht auf gutes Leben auch jetziger und kommender Generationen könnte ruhig etwas deutlicher gesichert werden als jetzt. Meinte schon Karlsruhe. Jetzt darf auch die Politik mehr handeln. Sonst soll Merz auf den Sauerländer Austragshof.

  • Beim FCKW-Verbot hat die Industrie qualitativ hochwertige Alternativen angeboten.



    Bevor man über Verbote gegen Autos nachdenkt müssen qualitativ hochwertige Alternativen geschaffen werden. ÖPNV und Bahn müssen bei Verfügbarkeit (z.B. monatelange Streckensperrungen, Streiks): Pünktlichkeit, Komfort (Sitzplatz, wettergeschützte Haltestellen) besser werden.



    Beim FCKW-Verbot hat man letzten Endes persönliche Existenzen in den Unternehmen ins Risiko gestellt: wenn die Transformation nicht klappt, können Unternehmen untergehen und damit die wirtschaftliche Existenz aller Angestellten mitziehen.

    Wie bekommt man es hin dass Kommunal- und Staatsbetriebe den bestmöglichen Service ermöglichen. Marode Infrastruktur ist ein Thema, aber dass regelmäßig die Kunden mit schlechter Information sprichwörtlich im Regen stehen gelassen werden, ist einfach nur Schlamperei. Hat eh keine Konsequenten wenn der ÖPNV die Kundschaft vergrault.

    • @MK:

      E-Autos sind schon heute die bessere Alternative.



      Und welches sind die hochwertigen Alternativen zu FCKW? Fast alle haben den Nachteil, dass sie brennbar sind.

      • @Francesco:

        Und die Alternativen wurden erst entwickelt, auf Grund des durch die Verbote erzeugten Drucks.

  • Damals: Ozonloch schließen? Waldsterben verhindern? Her mit den Verboten!

    Heute, hat der Konsum die Menschen total im Griff, der Wohlstand soll bitte nicht gefährdet werden, Lobbyisten haben mehr Mitspracherecht und die Menschen reagieren allergischer, wenn nachgewiesen ist, dass ihr eigener Lebensstil zu Umweltschäden beiträgt.

    Statt Verboten wird also eine Party gefeiert. Verbote bringen nichts, man steuere eh auf den Weltuntergang zu, oder einfach nur Who Cares sind die Totschlagargumente, mit denen nicht einmal FFF die 1% Hürde überschreitet.

    Eure Enkelkinder werden es euch danken.

  • "Wir kommen um Verbote nicht herum, wenn wir die Klimakrise bekämpfen wollen"



    Moment, da ist FCKW kein passendes Beispiel dafür. Denn die heutige Idee der 'Verbote' zielt ja auf eine Umerziehung / Bevormundung der Menschen ab.



    Autofreie Innenstädte, Flugverbot, etc... würden ja tatsächlich ein jeweiliges Verbot nach sich ziehen. DAS war bei FCKW nicht der Fall. Es wurde nur der Stoff verboten.



    Haarspray, Kühlschrank, etc... - nichts wurde verboten, es gab alles weiterhin, einzig das Treibmittel wurde verboten, stattdessen traten Propan, Butan und Pentan an die Stelle von FCKW.



    Auf heute übertragen hieße das: wir verbieten Verbrenner, machen verbindlich e-Autos, aber ohne Einschränkung oder Verteuerung der Mobilität.



    Dafür würden sich auch Mehrheiten finden.



    So lange aber Verbotsideen eine tatsächlich Einschränkung nach sich ziehen und mit massiven Verteuerungen einhergehen (Fahrverbote, Einstiegspreise e-Autos), wird sich keine Mehrheit finden.



    Hier liegt der elementare Unterschied zum FCKW Verbot. Deshalb hat das geklappt und wurde akzeptiert und deshalb klappen heutige, ideologisch überfrachtete Verbotsideen nicht.

    • @Saskia Brehn:

      Ideologisch überfrachtete Verbotsideen? Ja sicher: die Klimakatastrophe ist ist reine Ideologie. Geschwindigkeitsbegrenzungen in den Ortschaften sind bloße Schikane an Autofahrern, keineswegs schützen sie Kinder. Alkoholverbot am Steuer, Anschnallpflicht -waren das alles "ideologische" Verbote? Merkwürdige Auffassungen....

      • @Perkele:

        Sie überspitzen meinen Beitrag absichtlich um ihn ad absurdum zu führen.



        Kann man machen, hilft halt nix. Spiegelt aber einmal mehr die 'Diskussionsbereitschaft' in diesem Forum mittlerweile.



        Geht's Ihnen um Austausch, lassen Sie uns diskutieren, geht's Ihnen um pöbeln, unterstellen Sie mir ruhig weiter das ich gegen Gurtpflicht oder Alkoholverbot am Steuer sei.



        Nichts davon habe ich geschrieben. Ich habe gesagt, dass Fahr-oder Flugverbote tatsächliche Verbote wären, im Gegensatz zu FCKW, wo nur das Treibmittel ersetzt wurde.

        • @Saskia Brehn:

          Pöbeln liegt mir sehr fern. Das ist ein Schluss, der voreilig und -sorry- viel zu empfindlich getroffen wurde. Dass Du das Verbot des Nicht-Anschnallens nicht haben wolltest habe ich nicht gesagt, sondern dass es ein Verbot ist, von politischen Akteuren initiiert. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Und Verbote sind nun mal nötig - in jeder Gesellschaft. Die 10 Gebote sind im Grunde ebenfalls Verbote, ebenso sind solche oder sehr ähnliche in anderen Religionen zu finden. Alle Gläubigen welcher Richtung auch immer sollten !! sich daran halten. Ergo kann man doch in Verboten nichts generell Schlechtes erkennen, oder? Ohne geht's einfach nicht, wenn man ein gerechtes Zusammenleben haben möchte.

        • @Saskia Brehn:

          FCKW wurden nicht nur als Treib- und Kühlmittel verwendet, sondern z.B. in der Form von Halonen auch als Feuerlöschmittel. Für diese gibt es keinen adäquaten Ersatz. Und wer fordert Fahrverbote? Hier sind Sie diejenige, die übertreiben, um den Artikel ad absurdum zu führen.

    • @Saskia Brehn:

      Die Alternativen zu FCKW waren auch nicht billig.

    • @Saskia Brehn:

      Das macht so nur Sinn, wenn die "Einschränkungen" durch das Verbot größer sind als die "Einschränkungen" durch die Folgen wenn es kein Verbot gibt. Siehe Katalysatorverbot. Die Autos wurden dadurch zwar ca 1000€ teurer, aber die Alternative hat noch größere Einschränkungen (ohne Kat: Verlust der Gesundheit durch Atemwegserkrankungen) zur Folge.

      • @T-Rom:

        Wenns bei e-Autos nur im 1.000 Euro ginge, hätte keiner ein Problem damit - und wenn Fahrverbote nicht alle Menschen außerhalb von Städten komplett ihrer Mobilität berauben würden, wäre auch das wohl hinnehmbar.



        Leider wollen Grüne und Linke derlei Verbote / Einschränkungen verhängen bevor die Preise für e-Autos denen von Verbrennern entsprechen - das wird nicht klappen, völlig egal welche Folgen da möglicherweise in 10, 20 oder 100 Jahren drohen, denn die Menschen leben im Hier und Jetzt

        • @Saskia Brehn:

          Na klar, GRÜNE und LINKE sind Schuld. Wie immer in diesen Kommentaren. Diese Parteien bestimmen ja auch die Preise oder wie läuft das?? Wenn eine Polemik in einem Kommentar zu finden ist, dann in Deinem hierüber.

        • @Saskia Brehn:

          Man schafft es seinen Kinder doch auch beizubringen, dass sie sich die Zähne putzen. Und danach keine Süssigkeiten zu essen. Leben Kinder etwa weniger im "Hier und Jetzt" als erwachsene Europäer?

        • @Saskia Brehn:

          "das wird nicht klappen, völlig egal welche Folgen da möglicherweise in 10, 20 oder 100 Jahren drohen, denn die Menschen leben im Hier und Jetzt."

          Diesen Satz möchte ich gerne hören, wenn es um Staatsschulden geht.