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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Tschernobyl-Hülle hat primäre Schutzfunktionen verloren

Die Internationale Atomenergiebehörde warnt: Die Ummantelung des stillgelegten AKW muss nach Angriffen zeitnah saniert weden. Die USA und die Ukraine setzen ihre Gespräche über den Friedensplan fort.

Der Sicherheitsbehälter, der die Überreste des Reaktors Nummer vier im ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl schützt und zur Eindämmung der Strahlung gebaut wurde Foto: Efrem Lukatsky/dpa

Umfassende Sanierung der Tschernobyl-Hülle nötig

Die Schutzhülle um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl braucht nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zeitnah eine umfassende Sanierung. Es seien nach einem Drohneneinschlag im Februar begrenzte vorläufige Reparaturen ausgeführt worden, eine zeitnahe und umfassende Wiederherstellung sei aber nötig, sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi der Mitteilung zufolge. Nur so sei eine langfristige nukleare Sicherheit gewährleistet.

Demnach ergab die jüngste Sicherheitsbewertung eines IAEA-Teams, dass die Hülle nach dem Drohneneinschlag ihre primären Schutzfunktionen verloren hat. Das schließe auch ihre Eindämmungsfähigkeit ein.

Die Behörde empfehle nun weitere Wiederherstellungs- und Schutzmaßnahmen, darunter solche zur Kontrolle von Feuchtigkeit, ein aktualisiertes Programm zur Korrosionsüberwachung und eine Verbesserung des automatischen Überwachungssystems für den Sarkophag, der unmittelbar nach der Katastrophe über dem havarierten Reaktor errichtet worden war.

Weitere vorläufige Reparaturen sollen der Behörde zufolge im kommenden Jahr durchgeführt werden, um die Eindämmungsfähigkeit der Hülle zu fördern. (dpa)

Moskau zielt weiter auf zivile Infrastruktur

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Moskau erneut Angriffe auf zivile Infrastruktur der Ukraine vorgeworfen. Nach Attacken mit mehr als 650 Drohnen sowie 51 Raketen und Marschflugkörpern gebe es Verletzte und Zerstörungen, schrieb er in sozialen Medien. Das Hauptziel sei einmal mehr die Energieinfrastruktur des Landes gewesen. Russland wolle Millionen Ukrainern schaden und feuere am Nikolaustag Raketen auf friedliche Städte, sagte Selenskyj. Er forderte erneut Druck auf Russland.

Das Hauptgebäude des Bahnhofs von Fastiw im Kiewer Umland sei niedergebrannt. „Aus militärischer Sicht war dieser Angriff sinnlos“, so Selenskyj. In der Region Kiew seien Unternehmen und Wohnhäuser angegriffen worden. Außerdem gab es demnach Attacken in den Gebieten Dnipropetrowsk im Osten, Tschernihiw im Norden, Saporischschja, Odessa und Mykolajiw im Süden sowie in den an Polen grenzenden Regionen Wolhynien und Lwiw (Lemberg).

Wegen der russischen Luftangriffe auf die Ukraine ließ Polen Kampfflugzeuge aufsteigen. Auch die Luftabwehrsysteme wurden in Bereitschaft versetzt, wie das Oberkommando der Streitkräfte auf der Plattform X meldete. (dpa)

Russland greift Ukraine mit Raketen und Drohnen an

Russland hat in der Nacht zum Samstag einen massiven Raketen- und Drohnenangriff auf die Ukraine gestartet. Dabei setzte das russische Militär laut der ukrainischen Luftwaffe 653 Drohnen und 51 Raketen ein. Der Angriff löste landesweit Luftalarm aus. Die ukrainische Flugabwehr fing nach Angaben der Luftwaffe 585 Drohnen und 30 Raketen ab. 29 Ziele seien getroffen worden. Mindestens acht Menschen wurden laut dem Innenministerium verletzt, darunter drei in der Region Kiew.

Der ukrainische Energieversorger Ukrenergo teilte auf der Plattform Telegram mit, Ziel seien unter anderem Kraftwerke und andere Energieinfrastruktur in mehreren ukrainischen Regionen gewesen. Drohnen wurden bis in die ukrainische Region Lwiw im Westen des Landes gesichtet.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, seine Luftabwehr habe in der Nacht zum Samstag 116 ukrainische Drohnen über russischem Territorium abgefangen. Der russische Telegram-Kanal Astra berichtete, die Ukraine habe die russische Ölraffinerie in Rjasan angegriffen. Aufnahmen zeigten offenbar einen Brand und Rauchsäulen über der Raffinerie. Die Nachrichtenagentur AP konnte das Video nicht unabhängig verifizieren. (ap)

USA und Ukraine: Kriegsende hängt von Russlands Friedensbereitschaft ab

Die USA und die Ukraine setzen ihre Gespräche über einen Friedensplan für das von Russland angegriffene Land heute fort. Das teilten das US-Außenministerium und der US-Sondergesandte Steve Witkoff auf der Plattform X nach dem Treffen mit einer ukrainischen Delegation am Freitag mit. Die jüngsten Gespräche im US-Bundesstaat Florida hatten am Donnerstag begonnen. Beide Seiten waren sich US-Angaben zufolge einig, dass ein Ende des Kriegs von Russlands Bereitschaft zu Frieden abhängt.

„Echte Fortschritte hin zu einer Einigung“ beruhten darauf, ob der Kreml „ernsthaftes Engagement für einen langfristigen Frieden“ zeige, teilten der Sondergesandte Steve Witkoff auf der Plattform X und das US-Außenministerium mit. Dazu zählten auch „Schritte zur Deeskalation und zur Beendigung der Kampfhandlungen.“ (dpa)

Tschetschenischer Machthaber droht mit Vergeltung

Eine ukrainische Drohne hat nach Angaben des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow am Freitag ein Hochhaus in der Hauptstadt Grosny getroffen und beschädigt. Bei dem Angriff sei niemand verletzt worden, schrieb Kadyrow auf Telegram. Er kündigte Vergeltung an. Die Ukraine hatte zuvor bereits eine Reihe von Zielen in Tschetschenien mit Drohnen angegriffen, darunter eine Polizeikaserne und eine Militärakademie. Kadyrow ist ein entschiedener Befürworter der russischen Invasion in der Ukraine und hat tschetschenische Truppen in den Krieg entsandt. (rtr)

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