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Reaktionen beim Anschlag in SydneySelbstrettung ist auch Heldentum

Gereon Asmuth

Kommentar von

Gereon Asmuth

Vier Menschen werden als Helden gefeiert, weil sie sich gegen die Attentäter gewehrt haben. Sind sie deshalb Vorbilder?

Menschen versuchen sich am Bondi Beach in Sydney in Sicherheit zu bringen Foto: Alex Larriaga/reuters

D ie meisten rennen nur weg. Wirklich sehr viele bleiben erst mal stehen und zücken das Handy, um zu filmen. Und gerade mal eine Handvoll Menschen greift ein. Die Reaktionen der Menschen auf den antisemitischen Anschlag am Bondi Beach in Sydney könnten nicht unterschiedlicher sein. Die vier Menschen, die am Sonntag versucht haben, die beiden Attentäter zu stoppen, werden nun weltweit als Helden gefeiert. Drei von ihnen haben ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt. Aber ist das wirklich vorbildlich? Also zur Nachahmung empfohlen? Und wie ist das Verhalten der anderen zu bewerten?

Beginnen wir bei den Videonauten, also jene, die die Kamera auf alles halten, was sensationell erscheint. Oder auch tatsächlich weltbewegend ist. Die ihre Schaulust nicht nur nicht bremsen können, sondern ihre Bilder auch noch in die Welt posten. Muss man sich darüber aufregen?

Bei den Gaffern, die auf die herumliegenden Leichen zoomen, bestimmt. Aber auch bei allen anderen? Auch im Wissen, dass ohne die omnipräsenten Handykameras die Welt kaum etwas vom tatsächlich heroischen Einsatz von Ahmed al-Ahmed, Reuven Morrison, Boris und Sofia Gurman erfahren hätte.

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Die werden nun berechtigterweise gefeiert, weil sie tatsächlich Übermenschliches versucht haben. Offenbar ohne Rücksicht auf das eigene Leben. Das kann man gar nicht hoch genug schätzen. Doch wenn es zum Maß aller Handlungen wird, dass man sein Leben für einen höheren Wert opfern soll, tendiert die Verehrung selbst der besten Helden zum Missbrauch. Denn das ist, ob man will oder nicht, ausgerechnet der wahnsinnigen Logik der Attentäter nicht unähnlich.

Deshalb darf bei allem Lob und Dank nicht vergessen werden, dass die vier eine übermenschliche Reaktion gezeigt haben. Durchschnittsmenschlich wäre anderes. Normalmenschlich heißt: Rette sich, wer kann. Und das ist keineswegs schlimm. Im Gegenteil. Weglaufen, wenn Schüsse fallen, ist kein hasenfüßiges Verhalten. Sondern purer Selbsterhaltungstrieb. Und auch die Rettung des eigenen Lebens ist vorbildlich.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz. 2000 bis 2005 stellvertretender Leiter der Berlin-Redaktion. 2005 bis 2011 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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