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Kommunalwahlen in BayernAfD will in die Fläche

Bislang haben die Rechtsradikalen in Bayerns Kommunen wenig zu melden. Doch das könnte sich am 8. März ändern.

Bayern hat die Wahl: Am 8. März 2026 geben im Freistaat die Wäh­le­r:in­nen ihre Stimme ab Foto: Frank Leonhardt/picture alliance
Dominik Baur

Aus München

Dominik Baur

Im Jahr 2023 die Landtagswahlen, 2024 die Europawahl, 2025 die Bundestagswahl, 2026 Kommunalwahlen – es gab zuletzt kein Jahr, in dem die Bayern nichts zu wählen hatten. Am 8. März nun stehen die Stadt-, Gemeinde- und Kreisräte sowie die meisten Stadtoberhäupter und Landräte zur Wahl. Das bayerische Wahlsystem erlaubt es bei Kommunalwahlen, die Stimmen zu häufeln und über verschiedene Parteilisten zu verteilen. Auf diese Weise können auch von den Parteien schlecht platzierte Kandidatinnen und Kandidaten von der Bevölkerung nach oben gewählt werden.

Es geht um einiges bei dieser Wahl – nicht nur um die politische Zukunft von Tausenden von Kandidatinnen und Kandidaten. Klar, Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen, heißt es gern. Und das stimmt zu einem gewissen Teil. Aber natürlich gelten die Kommunalwahlen auch als Gradmesser für die politische Stimmung im Land. Und da geht es halt dann nicht nur um Fragen nach dem Kreisverkehr hier oder dem neuen Gewerbegebiet dort.

So wird man im März so einiges aus dem Wahlergebnis abzulesen versuchen: Wie zufrieden sind die Bayern mit der Einjahresbilanz der schwarz-roten Bundesregierung? Was halten sie von der Figur, die ihr eigener Landesvater, Markus Söder, hier macht? Schließlich ist laut seinem Selbstverständnis er derjenige, der als Wächter aus dem Süden via Koalitionsausschuss dafür sorgt, dass die Regierung auf Kurs bleibt. Zuletzt schien die Zufriedenheit mit Söder und seiner CSU etwas zurückzugehen. Zumindest fiel die Partei seit September in Sonntagsfragen mehrfach unter 40 Prozent – erstmals seit den Landtagswahlen 2023, bei denen sie mit 37 Prozent ebenfalls nur ein bescheidenes Ergebnis einfuhr.

Die Demokraten dürften Federn lassen

Söder selbst machte zuletzt nicht nur durch seine Arbeit im Koalitionsausschuss oder als bayerischer Ministerpräsident von sich reden, sondern auch durch so manches Spektakel, das er auf seinen Social-Media-Kanälen veranstaltete. Besonders groß dürfte die Fremdscham auch in den eigenen Reihen gewesen sein, als der CSU-Chef seine eigene Interpretation des Wiesn-Hits „Sweet Caroline“ präsentierte. Manche mutmaßen, dass ihm nicht zuletzt diese Aktivitäten jüngst ein denkbar schlechtes Ergebnis bei seiner Wiederwahl zum Parteichef beschert haben dürften. Ob es ihm stattdessen zumindest die Sympathien der Generation Tiktok einbrachte – schwer zu sagen.

Bis jetzt haben in den sozialen Medien noch immer die Rechtsradikalen die Nase vorn. Womit wir auch schon bei der Frage wären, die die Demokraten in Bayern vielleicht am meisten umtreibt: Wird die AfD bei dieser Wahl ihren Siegeszug fortsetzen und sich künftig auch in den Stadt- und Gemeindeparlamenten breitmachen, vielleicht auch manchen Oberbürgermeister oder Landrat stellen? Dass dies ihr nächstes Etappenziel ist, daran lässt die bayerische AfD keinen Zweifel.

Und seit geraumer Zeit hält sich die Partei bei landesweiten Umfragen auf etwa 19 Prozent, in einer Civey-Umfrage der Augsburger Allgemeinen kam sie zuletzt gar auf 21 Prozent. Die Sonntagsfrage für Bayern bezieht sich zwar auf die Landtagswahlen, aber dass die AfD am 8. März nur auf 4,7 Prozent wie noch sechs Jahre zuvor kommt, darf man getrost ausschließen. Schon allein, weil die Partei mittlerweile ganz anders aufgestellt ist, viel mehr Kandidaten ins Rennen schickt.

Sollte die AfD tatsächlich als der große Gewinner aus der Wahl hervorgehen, dürften sowohl CSU und Freie Wähler als auch SPD und Grüne Federn lassen. Die CSU tut sich als einzige Volkspartei in mancher Hinsicht auf kommunaler Ebene ohnehin schwerer als die Konkurrenz. Zwar ist sie sowohl in den Städten als auch auf dem Land stark vertreten, doch hat sie auf dem Land mit den Freien Wählern starke Mitbewerber. Und in den Städten hat sie bisweilen mit einer erfolgreichen SPD, manchmal sogar mit starken Grünen zu kämpfen.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU): Wie gut finden die bayerischen Wäh­le­r:in­nen seine Perfomance? Foto: Christian Einecke/imago

Bestes Beispiel München: Hier erfreut sich noch immer Sozialdemokrat Dieter Reiter einiger Beliebtheit, größerer jedenfalls als seine Partei. Die stärkste Fraktion stellen jedoch seit 2020 die Grünen. Nach der letzten Wahl gaben sich die Grünen noch der Hoffnung hin, beim nächsten Mal – ohne einen Kandidaten Reiter – mit der ebenfalls beliebten Oberbürgermeisterkandidatin Katrin Habenschaden Erfolg zu haben. Doch dann schaffte Markus Söder kurzerhand die Altersgrenze für Oberbürgermeister ab, Reiter kündigte seine erneute Kandidatur an und Habenschaden verabschiedete sich aus der Politik.

Neues Stadtoberhaupt in Regensburg

Auch in der zweit- und drittgrößten Stadt Bayerns gehen die Amtsinhaber als Favoriten ins Rennen. In Nürnberg ist das Marcus König von der CSU, der gegen Nasser Ahmed (SPD) und Britta Walthelm (Grüne) antritt. In Augsburg wird die Christsoziale Eva Weber von Martina Wild (Grüne) und Florian Freund (SPD) herausgefordert. Ob es in all diesen Städten schon am 8. März eine Entscheidung geben wird, ist indes offen. Vor sechs Jahren kam es in allen der fünf größten Städte des Freistaats zu Stichwahlen.

Eine oder einen neuen OB wird es in jedem Fall in Regensburg, Bayerns viertgrößter Stadt, geben. Dort tritt SPD-Amtsinhaberin Gertrud Maltz-Schwarzfischer nicht mehr an. Die aussichtsreichsten Kandidaten für ihre Nachfolge dürften Astrid Freudenstein (CSU), Thomas Burger (SPD) und Helene Sigloch (Grüne) sein.

Ingolstadt dagegen ist die einzige Stadt unter den Big Five, wo es definitiv keine Änderung an der Rathausspitze geben wird. Der dortige Oberbürgermeister Michael Kern (CSU) wurde schon in diesem Jahr gewählt, nachdem sich Vorgänger Christian Scharpf (SPD) als Wirtschaftsreferent nach München verabschiedet hatte. Deshalb wird dort nun nur der Stadtrat, nicht aber das Stadtoberhaupt gewählt.

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