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Autoindustrie besonders betroffenZölle zähmen deutsche US-Exporte

Es ist nicht lange her, dass Ausfuhren in die USA der deutschen Wirtschaft Wachstum versprachen. Trumps eigenwillige Zollpolitik hat das geändert.

In Sorge wegen Trumps Zollpolitik: Exporthafen für Neuwagen in Emden Foto: Hans Blossey/imago

Die deutschen Autobauer hatten in diesem Jahr stark mit den US-Zöllen zu kämpfen. Doch auch anderen Industriezweigen hat die Zollpolitik des rechtsextremen US-Präsidenten Donald Trump einen Dämpfer verpasst. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) am Montag veröffentlicht hat. Die Studie basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes und des IW selbst.

Demnach haben die deutschen Autohersteller und Zulieferer in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 14 Prozent weniger Kraftwagen und Autoteile in die USA exportiert als 2024 im gleichen Zeitraum. Für deutsche Maschinenbauer lief es kaum besser, dort gingen die Exporte um 9,5 Prozent zurück.

Der Grund, laut IW: Trump hatte Einfuhren von Autos und leichten Nutzfahrzeugen in die USA Anfang April dieses Jahres mit einem hohen Zusatzzoll von 25 Prozent belegt, ab Mai galt der auch für Kfz-Teile. Durch den Handelsdeal, den die Europäische Union im Sommer mit der US-Regierung schloss, konnten die Zölle auf Autoimporte rückwirkend ab 1. August auf 15 Prozent gesenkt werden.

Seit Herbst nun ist der niedrigere Zollsatz in Kraft – doch auch der liegt noch deutlich über den 2,5 Prozent, die vor Trumps Erhöhungen für importierte Pkw fällig wurden. „Auch die deutschen Maschinenausfuhren in die USA unterliegen teils einem deutlich höheren Zollsatz von 50 Prozent“, erklärt Samina Sultan, Autorin der IW-Studie. Der greife für Stahl, Aluminium und daraus gefertigte Produkte.

IW fordert Mercosur-Abschluss

Aus der IW-Studie geht hervor, dass die deutschen US-Exporte von Januar bis September 2025 im Durchschnitt aller Branchen um 7,8 Prozent gesunken sind. Der Mittelwert für den jeweils gleichen Zeitraum in den Jahren 2016 bis 2024 lag im Branchendurchschnitt noch bei knapp 5 Prozent Exportwachstum.

Die US-Importzölle dürften vorerst nicht auf das vorherige Niveau sinken

Samina Sultan, IW

Ein „schmerzhafter“ Einbruch, sagt Forscherin Sultan. „Die US-Importzölle dürften vorerst nicht auf das vorherige Niveau sinken“, schätzt sie. Deshalb deute die Entwicklung auf das „neue Normal“ bei deutschen Ausfuhren in die USA hin.

Die EU müsse jetzt zusätzliche Zölle verhindern, fordert Sultan, zum Beispiel auf Arzneimittel. „Zudem muss verstärkt in den Ausbau alternativer Exportmärkte investiert werden.“ Und: Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den lateinamerikanischen Mercosur-Staaten, unter anderem Argentinien und Brasilien, müsse „bis Ende des Jahres dringend endgültig beschlossen werden“.

Erst vor wenigen Tagen hatte die EU die Unterzeichnung des umstrittenen Mercosur-Deals auf Januar verschoben, was in den Reihen konservativer Wirtschaftsverbände für Unmut sorgte. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, sagte etwa: „Die Automobilindustrie in der EU ist heute stärker denn je auf eine Verbesserung des Marktzugangs in Drittländern angewiesen“, die Verschiebung sei eine schlechte Nachricht.

Der Umweltverband Greenpeace hingegen spricht sich gegen das Mercosur-Abkommen aus; Standards für Umwelt, Klima und Tierwohl kämen zu kurz.

Krise der Autoindustrie

Die deutschen Autokonzerne kriseln derweil nicht nur wegen schwächelnder US-Exporte – sondern auch, weil sie bei der Umstellung auf klimafreundlichere Elektrofahrzeuge international noch immer Aufholbedarf haben.

Umso gefährlicher, dass die Europäische Kommission noch nach 2035 den Verkauf neuer Verbrenner erlauben will, findet der Klimaverband Transport & Environment (T&E). Laut T&E drohen in Europa bis 2035 bis zu 25 Prozent weniger E-Autos verkauft zu werden, wenn der Plan der Kommission umgesetzt wird. Ab 2030 aber würden E-Autos den Weltmarkt dominieren – also werde der Vorstoß der Kommission „europäische Autohersteller am Weltmarkt weiter zurückwerfen“, erklärt T&E.

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