Russischer General stirbt bei Anschlag: Autobombe in Moskau
Der russische Generalleutnant Fanil Sarwarow fliegt am Steuer seines Wagens in die Luft. Zuvor starb ein Mafioso im Beisein eines Putin-Verwandten.
Ein hochrangiger russischer General wurde in Moskau mit einer Autobombe getötet. Am Montag um 6.55 Uhr Ortszeit flog ein silberfarbener Kia Sorento Kombi im Süden der Hauptstadt in die Luft – am Steuer: Generalleutnant Fanil Sarwarow, der Leiter der Direktion für operative Ausbildung im russischen Generalstab.
Die Sprecherin des Ermittlungskomitees, Swetlana Petrenko, sagte, es werde ermittelt, ob der ukrainische Geheimdienst SBU hinter dem Anschlag auf den 56 Jahre alten General stecke. Sarwarow war, bevor er an der Planung zur russischen Vollinvasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 beteiligt war, auch für Operationen der russischen Armee in Syrien, Tschetschenien und Inguschetien verantwortlich.
Die Spur nach Kyjiw wird verfolgt, da der SBU bereits vor einem Jahr für einen Anschlag auf das Auto von Generalleutnant Igor Kirillow in Moskau die Verantwortung übernommen hatte. Der Kommandeur der russischen Truppen für atomare, biologische und chemische Waffen war am 17. Dezember 2024 mit einem in einem Elektroroller versteckten Sprengsatz getötet worden, als er sein Haus verließ und zu seinem Auto wollte. Der SBU nannte dies eine legitime militärische Aktion, Kirillow habe Chemiewaffen gegen ukrainische Frontkämpfer einsetzen lassen.
Nun häufen sich erneut mysteriöse Anschläge. Anfang Dezember wurde in Sewastopol auf der russisch besetzten Halbinsel Krim der Gründer einer prorussischen Miliz im Donbass ermordet. Am Sonnabend starb der als Moskauer Top-Mafioso verdächtigte Unternehmer Wiktor Awerin bei einem Bootsunfall. Bei diesem war auch ein Cousin von Machthaber Wladimir Putin beteiligt. In Russland hat es immer wieder tödliche Unfälle und „Fensterstürze“ prominenter Geschäftsleute gegeben.
Seit Jahren ein Ziel Kyjiws
Nach Angaben des Myrotvorets-Zentrums, einer in der Ukraine ansässigen Geheimdienstwebsite, war General Sarwarow seit mehreren Jahren ein Ziel Kyjiws. Myrotvorets, das sich selbst als „Nichtstaatliches Zentrum für die Erforschung von Elementen von Verbrechen gegen die nationale Sicherheit der Ukraine, den Frieden, die Menschlichkeit und das Völkerrecht“ bezeichnet, listet seinen Namen bereits seit 28. Mai 2022 auf der Website. In seinem Profil wurde er als „russischer Kriegsverbrecher“ bezeichnet. Am 22. Dezember kam in roter Schrift „liquidiert“ hinzu.
Die Website Myrotvorets veröffentlicht seit 2014 Daten über Militärs, Milizionäre aus den russisch annektierten Gebieten Donezk und Luhansk und andere Personen, die in der Ukraine als „Verräter des Vaterlandes“ gelten, sowie über russische Kulturschaffende und Journalisten und Bürger verschiedener Länder.
Auch Gerhard Schröder auf der „Liste“
Seit November 2018 hat Myrotvorets (übersetzt: Friedensstifter) auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) auf ihrer „Liste“. Schröder hat bis kurz nach der Vollinvasion als Aufsichtsratschef des mehrheitlich staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft gedient und ist dies bis heute formal bei der Pipeline-Betreibergesellschaft Nord Stream. Ihm wird von Myrotvorets vorgeworfen: „Angriff auf die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine. Manipulation von öffentlich relevanten Informationen. Antiukrainische Propaganda. Offene Rechtfertigung der bewaffneten Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine.“
Derweil gibt es auch in der Ukraine eine heftige Diskussion über die Absetzung von Generälen – seit es russischen Einheiten am Wochenende gelang, zwei Dörfer in den nordostukrainischen Gebieten Sumy und Charkiw zu überfallen und mindestens 50 Ukrainer:innen von dort nach Russland zu entführen.
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