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Klimakatastrophen 2025Erderhitzung macht Welt gefährlicher

Die Klimakrise macht sich immer mehr bemerkbar: Sie hat 2025 viele Katastrophen heftiger oder wahrscheinlicher gemacht, zeigt ein Bericht.

Feuerwehrleute und lokale Waldbrand-bekämpfer versuchen einen Waldbrand einzudämmen, Galicien, Spanien, am 19. August 2025 Foto: Pedro Pascual/imago

Viele von Extremwetter ausgelösten Katastrophen des vergangenen Jahres sind wahrscheinlicher geworden, weil das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas die Erde immer weiter erhitzt. Zu diesem Schluss kommt der Jahresbericht der Initiative World Weather Attribution (WWA), deren For­sche­r*in­nen den Einfluss des Klimawandels auf Extremwetter untersuchen.

„Jedes Jahr werden die Risiken des Klimawandels weniger hypothetisch und mehr zu brutaler Realität“, sagte Studienleiterin Friederike Otto vom Imperial College London.

Weltweit zählten die WWA-Forscher*innen 157 Extremwetterereignisse: 49 Überschwemmungen, 49 Hitzewellen, 38 Stürme, 11 Flächenbrände, 7 Dürren und 3 Kälteeinbrüche. In die Liste aufgenommen werden Ereignisse nur dann, wenn ein gewisser Schwellenwert überschritten wird: etwa bei mehr als 100 Todesfällen, bei mehr als einer Million Betroffener oder wenn der Notstand oder Katastrophenfall auf nationaler oder regionaler Ebene ausgerufen wird.

Von den 157 Extremwetterereignissen untersuchten die Wis­sen­schaft­le­r*in­nen 22 genauer. 17 von ihnen sind demzufolge aufgrund der Erderhitzung wahrscheinlicher geworden. Für ein Starkregenereignis in Australien konnten die For­sche­r*in­nen keinen Einfluss des Klimawandels feststellen, für 4 der extremen Regenfälle fehlten ihnen die nötigen Daten.

Extreme Hitzewelle in Südsudan bald wohl jedes Jahr

In Mexiko zum Beispiel habe die Dichte und Qualität der Wetterstationen abgenommen, schreiben die Au­to­r*in­nen des Berichts. Zusammen mit dem für Mexiko typischen wechselhaften Wetter aufgrund hoher Berge und der zwei Ozeane, die an das Land angrenzen, sei eine Berechnung des dortigen extremen Starkregens deshalb nicht möglich gewesen.

Für ihre Studien vergleichen die WWA-Forscher*innen die echte, sich erhitzende Welt mit einer modellierten Welt, in der es keinen Klimawandel gibt. Daraus leiten sie ab, wie viel wahrscheinlicher und intensiver der Klimawandel Naturkatastrophen gemacht hat.

Eine Hitzewelle in Südsudan, deretwegen zwei Wochen lang Schulen geschlossen bleiben mussten, wurde demnach 4 Grad heißer wegen der Erderhitzung. Eine derartige Hitzewelle ereignete sich der Studie zufolge nur einmal alle 1.600 Jahre, bevor Menschen begannen, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen und so den Planeten zu erhitzen. Inzwischen kommen sie alle 2 Jahre vor – in einer Welt, die 2,6 Grad heißer ist und damit dem Kurs der aktuellen Klimapolitik entspricht, sogar jedes Jahr.

Die Au­to­r*in­nen der Studie schreiben, dass diese Hitzewellen für Frauen besonders gefährlich seien. Arbeitende Frauen in Südsudan seien zu 95 Prozent in informeller Arbeit beschäftigt und dort in Landwirtschaft oder als Straßenverkäuferinnen den hohen Temperaturen besonders ausgesetzt.

Otto: „Entscheidungsträger müssen sich der Realität stellen“

Die teuersten Waldbrände aller Zeiten, die im Januar Teile von Los Angeles zerstörten, wurden den Berechnungen der For­sche­r*in­nen zufolge durch den Klimawandel 35 Prozent wahrscheinlicher. Sie betonen zwar, dass Waldbrände durch Blitze oder menschliches Verhalten ausgelöst werden. Wie zerstörerisch ein Feuer wird, hänge außerdem von Faktoren wie Vegetation und Zersiedelung einer Region ab.

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Die Wetterbedingungen für große Waldbrände, zum Beispiel hohe Windgeschwindigkeiten und Temperaturen, ließen sich jedoch berechnen. Die gigantischen Feuer in Spanien und Portugal, die 2025 zum Rekordwaldbrandjahr in Europa machten, wurden durch den Klimawandel 40-mal wahrscheinlicher gemacht.

Der Bericht zeige, dass die Bemühungen zur Reduzierung der CO₂-Emissionen nicht ausreichten, um den globalen Temperaturanstieg und die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern, erläuterte WWA-Leiterin Friederike Otto.

„Entscheidungsträger müssen sich der Realität stellen, dass die anhaltende Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen Menschenleben kostet, wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe verursacht und weltweit unumkehrbare Schäden für ganze Gemeinschaften mit sich bringt“, betonte sie. (mit dpa)

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