Amok wird Thema in Brandenburgs Schulen

NOTFÄLLE Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) will Lehrer und Schüler gegen Amokläufe rüsten

Brandenburgs Schüler und Lehrer sollen künftig besser auf Amokläufe, Bombendrohungen, sexuelle Übergriffe und andere Notfälle vorbereitet sein. Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) präsentierte am Dienstag in Potsdam Notfallpläne für Schulen mit Empfehlungen zum Verhalten in 23 Situationen. Die Schulen erhalten zudem eine „Anti-Gewalt-Fibel“ und ein „Anti-Gewalt-Rundschreiben“ des Ministers zur Prävention.

Im März starben bei einem Amoklauf in Winnenden (Baden-Württemberg) 16 Menschen. Brandenburg war laut Ministerium damals eines der wenigen Bundesländer ohne solche Notfallpläne.

„Hinsehen – Handeln – Helfen“ – so heißt der Ordner, von dem derzeit 1.200 Exemplare gedruckt werden. Sie sollen laut Rupprecht in der letzten Augustwoche an alle Schulen verteilt werden und ein „Gefühl von mehr Sicherheit schaffen“. – „Zu jedem einzelnen Notfall finden Schulleiter konkrete Handlungsanleitungen“, sagte der Minister.

Für den Fall eines Amoklaufs etwa werde erklärt, wie ein Notruf bei der Polizei abzusetzen sei. Außerdem gebe es die Empfehlung, für einen internen Notruf ein Codewort zu vereinbaren. Mit diesem könnten dann Schüler und Lehrer per Lautsprecheransage alarmiert werden.

„Die Ordner sollen nicht in den Regalen der Schulleiter verstauben“, betonte Rupprecht. Nach seinen Worten muss jede Einrichtung auf Grundlage des Ordners interne Regelungen treffen, die auf die jeweiligen Bedingungen zugeschnitten sind. So verfüge etwa nicht jede Schule in Brandenburg über eine Lautsprecheranlage.

Grundlage für die märkischen Pläne sind die mehr als 100 Seiten umfassenden Handlungsempfehlungen aus dem Nachbarland Berlin. Neben den Ordnern erscheint in beiden Ländern die neue „Anti-Gewalt-Fibel“ des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg. Sie enthält unter anderem Tipps zum rechtzeitigen Erkennen gewaltbereiter Schüler. Auch mit einem ergänzenden Rundschreiben will Rupprecht Schulen dazu auffordern, „hinzuschauen“, statt „wegzuschauen“, und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. „Ein gutes Schulklima ist die beste Grundlage gegen Gewalt.“

Die Entwicklung bei Gewalttaten an Brandenburgs Schulen sei insgesamt positiv, auch wenn es „nach wie vor hier und da Bombendrohungen gibt“, sagte Rupprecht. Nach Angaben des Landeskriminalamtes zählte die Polizei im vergangenen Jahr 4.827 Straftaten, darunter 147 gefährliche und schwere Körperverletzungen sowie 463 leichte. Schwerpunkt unter allen Schulstraftaten waren Sachbeschädigungen mit 1.443 Delikten sowie Diebstähle mit 1.969 Fällen. Insgesamt ging die Zahl der Straftaten an Schulen im Vergleich zu 2007 zurück. (dpa)