Die Nummer mit dem Schuh

Im Kinderschuhladen Cangorino in Eimsbüttel dauert die Beratung so lange, wie sie eben dauert. Für die Wartezeit haben die Betreiber eigens ein Café eröffnet, wo man die Wartenummern am Bildschirm runterzählen kann

Wir drehen schon die zweite Runde um diesen Riesenberg aus Schuhkartons. Meine Tochter, anderthalb, fängt an, Schuhe aus dem Regal zu reißen, die ihr gefallen. Da fragt eine Verkäuferin, ob wir schon eine Nummer haben. „Sie müssen bei uns eine Nummer ziehen, wenn Sie Beratung wünschen“, erklärt sie. „Dann können Sie in unserem Café nebenan warten, bis Sie dran sind.“ Klingt wie ein Rauswurf. Wir haben die 17. Auf dem gelben Monitor leuchtet die 10.

Tatsächlich, zwei Häuser weiter ist eines dieser Mutticafés, die ich geschworen habe, niemals zu betreten. Aber es ist regnerisch, dunkel und lausig kalt. Drin gibt es auch einen gelben Monitor.

Müssen es eigentlich wirklich unbedingt diese Cangorino-Schuhe sein? O.K., sie sind todschick und gesund und … ach, egal. Jetzt haben wir schon so lange gewartet. Samra schlägt Jane auf den Kopf, weil sie das rote Kreidestück haben will. Der Espresso ist gar nicht schlecht für ein Mutticafé. Als der Monitor nach anderthalb Stunden die 15 zeigt, gehen wir wieder rüber.

Eine Verkäuferin diskutiert noch mit Nummer 11. „Die Schuhe sind viel zu schmal für Ihre Tochter“, sagt sie. „Aber …“, versucht die Mutter einen letzten Widerspruch. Der Ton der Verkäuferin wird eine Spur schärfer: „Das gibt schlimme Verletzungen.“ Ihre Kollegin misst mit einer Ruhe die Füße meiner Tochter aus, als wären wir die ersten Kunden. Abends um sieben. 140 Millimeter Fuß, plus zwölf Millimeter Wachstumsreserve, macht 152 Millimeter Schuh-Innenmaß. Wir haben Glück: Wir dürfen genau die Schuhe mit nehmen, die wir wollen. jank

Cangorino, Bismarckstraße 104, 20253 Hamburg, Mo-Fr 10.30 bis 12.30 und 14.00 bis 18.30, Sa 10 bis 13.30 Uhr, www.cangurino.de