Studentin über Audimax-Besetzung: „Wir beharren auf Maximalforderung“

An der Uni Freiburg wird gegen das Abkassieren von Nicht-EU-Studierenden protestiert. Marisa Zimmer fürchtet die Wiederkehr von Studiengebühren für alle.

Eine Frau hockt auf dem Boden und bemalt ein Transparent mit der Aufschrift "Studien...

Im Audimax der Uni Freiburg herrscht nach langer Zeit mal wieder Proteststimmung Foto: privat

taz: Frau Zimmer, Sie halten seit gestern Abend den größten Hörsaal der Uni Freiburg besetzt. Warum?

Marisa Zimmer: Wir sind gegen die Studiengebühren für internationale Studierende, die die schwarz-grüne Landesregierung ab kommenden Jahr einführen will. Wir lehnen auch die anderen Vorschläge, Gebühren für ein Zweitstudium und einen höheren Semesterbeitrag, ab. Wir fürchten, dass auch allgemeine Studiengebühren wieder kommen könnten.

Die Pläne sind seit Wochen bekannt. Warum protestieren Sie gerade jetzt?

Wir haben schon unmittelbar nach Bekanntgabe der Pläne demonstriert. Gestern Abend hat sich nun die Vollversammlung der Studierenden getroffen und sich gegen die Pläne der Landesregierung ausgesprochen und Forderungen aufgestellt. Daraus entstand spontan der Protest.

Was fordern Sie?

Vom Wissenschaftsministerium fordern wir, dass die Pläne gestoppt werden. Wir fordern die Delegierten im Landesparlament auf, gegen den Gesetzesentwurf zu stimmen. Wir fordern unserer Rektorat und unseren Hochschulsenat auf, dass sie öffentlich gegen diesen Gesetzesentwurf Stellung beziehen und mit uns ins Gespräch treten. Letzteres ist gerade passiert. Wir werten gerade die Gespräche aus.

Die Hochschulen in Baden-Württemberg haben signalisiert: Wir kassieren lieber ausländische Studierende ab anstatt weniger Landesmittel zu bekommen. Glauben Sie, dass Ihre Hochschule Ihnen zuliebe auf Geld verzichtet?

Das ist natürlich schwierig abzuschätzen. Selbst wenn wir unsere Hochschule dazu brächten, sich gegen Studiengebühren auszusprechen, gibt es immer noch die anderen Hochschulen. Allerdings hat schon unser erster Protest ein großes Echo ausgelöst. Auch dieser Protest wird in die Debatte mit einfließen, egal was am Ende raus kommt. Das allein ist schon wichtig. Ich glaube aber, wir haben starke Einflussmöglichkeiten auf unserer Rektorat. Wir besetzen schließlich den größten Raum der Universität.

21, studiert an der Universität Freiburg Politikwissenschaft.

Sie haben bereits eine Nacht im Audimax verbracht. Wenn die Gespräche mit der Hochschule nicht fruchten: Wie lange wollen Sie ausharren?

Wir bleiben so lange, wie wir es für angemessen halten. Das entscheidet das Plenum.

Und wenn sich das Ministerium gesprächsbereit zeigen sollte: Wäre ein Kompromiss für Sie denkbar?

Wir haben die Maximalforderungen gestellt und beharren auch auf diesen Maximalforderungen: Das Ministerium muss das Gesetz fallen lassen. Das ist unser momentaner Konsens.

Die grüne Ministerin Theresia Bauer hat bei ihren Parteikollegen im Bund Kritik für die geplanten Studiengebühren einstecken müssen. Sind für Sie als Studentin die Grünen jetzt noch wählbar?

Das muss jede und jeder für sich entscheiden. Wir finden es hier aber alle zynisch, dass die Partei, die damals in Baden-Württemberg die Studiengebühren mit abgeschafft hat, diese jetzt über die Hintertür wieder einführen will.

Was machen Sie, wenn die Unileitung androht, Sie per Polizei räumen zu lassen?

Bisher hat das Rektorat davon abgesehen, die Polizei zu rufen und auch signalisiert, dass das so bleiben wird. Sollte es dennoch so kommen, müssen wir erst entscheiden, wie wir uns verhalten.

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