Kriegsschiffe stoßen zum Felsen des Anstoßes vor

GIBRALTAR Ausgerechnet während Madrids neuer Eskalation beginnt London ein Marinemanöver

LONDON/MADRID/BERLIN afp/taz | Die neuen Spannungen zwischen Großbritannien und Spanien über das britische Gibraltar im Süden der Iberischen Halbinsel nehmen eine spektakuläre Wendung. Das britische Kriegsschiff „HMS Illustrious“, auf dem Kampfhubschrauber stationiert sind, stach am Montagvormittag vom englischen Portsmouth in See Richtung Gibraltar; am Dienstag soll die Fregatte „HMS Westminster“ folgen. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministers sollen die beiden Kriegsschiffe im Laufe der Woche Gibraltar erreichen.

Es handele sich um eine Routinestationierung, die lange vor den aktuellen Spannungen geplant gewesen sei, erklärte der britische Verteidigungsminister Philip Hammond in London. Die beiden Schiffe sowie zwei weitere sollen an mehreren Mittelmeerhäfen Station machen, unter anderem in Rota in Spanien, bevor sie zu einem gemeinsamen Manöver mit Albanien in der Adria aufbrechen und dann durch den Sueskanal ins Rote Meer und von dort in den Indischen Ozean und schließlich in den Persischen Golf zu diversen Manövern aufbrechen.

Gibraltar, ein sieben Quadratkilometer großes Gebiet am Südrand Spaniens mit 30.000 Einwohnern, ist seit 1713 britisch. Spanien verlangt seine Rückgabe. Die Einwohner Gibraltars sind britische Staatsbürger und haben in mehreren Volksabstimmungen ihren Willen bekräftigt, Briten zu bleiben. Spanien fährt seit der Franco-Diktatur, vor allem unter konservativen Regierungen, eine Isolationspolitik gegenüber Gibraltar. Einen Widerspruch zwischen dem Anspruch auf Gibraltar und dem Festhalten an den Exklaven Ceuta und Melilla in Nordafrika wird in Spanien nicht gesehen.

Zuletzt verschärfte Spanien vergangene Woche die Kontrollen an der Grenze zu Gibraltar, nachdem Gibraltars Behörden begonnen hatten, per Versenkung von Betonsegmenten ein künstliches Riff zu schaffen, um spanische Fischer aus ihren Gewässern fernzuhalten. Mittlerweile dauert es bis zu sechs Stunden, die Grenze zu passieren. Dies trifft vor allem die zahlreichen spanischen Pendler, die in Gibraltar arbeiten. Spanien erwägt auch eine Grenzübertretungsgebühr von 50 Euro. Großbritannien sagt, dies sei unter EU-Recht illegal.

Ein Telefonat zwischen den beiden Regierungschefs David Cameron und Mariano Rajoy am vergangenen Mittwoch hatte die Lage nicht entspannt. Aus britischer Sicht ist Rajoys Haltung ein Ablenkungsmanöver angesichts seiner ausufernden Korruptionsaffären. D.J.