Nur kaltes Wasser

FLÜCHTLINGE Bewohner beschweren sich über Mängel in Neuköllner Unterkunft

Der Wachschutz habe angegeben, nicht über Schlüssel für die WCs zu verfügen

Der Linke-Abgeordnete Hakan Tas kam unangekündigt. Aufgrund eines anonymen Berichts über massive Mängel in der Flüchtlingsunterkunft Haarlemer Straße in Neukölln stattete er dem Heim am vergangenen Freitag einen Besuch ab. In dem Bericht von Ende Juli hieß es, Leitungen der Brandschutzanlage hingen lose von der Decke, Kabel an Elektroherden seien verbrannt, in Behindertentoiletten befände sich Schimmel und Notschalter würden fehlen. Der Bericht macht vor allem Profitinteressen des Betreibers Pewobe für die Situation verantwortlich.

Tas sagte, dass ihm Schimmel bei seinem Besuch nicht aufgefallen sei, allerdings seien die Behindertentoiletten nicht zugänglich gewesen. Der Wachschutz habe angegeben, über keine Schlüssel für die WCs zu verfügen. In einigen Gebäudeteilen, so Tas, habe es in den Duschen und Handwaschbecken nur kaltes Wasser gegeben. Zudem sei eine Reihe von Feuernotknöpfen im Haus außer Betrieb gewesen. Nach der Begehung habe ihm die Pewobe in einem Telefonat gesagt, dass ihr der anonyme Bericht bekannt sei. Mängel würden derzeit behoben.

Der Berliner Flüchtlingsrat bestätigte auf taz-Anfrage ebenfalls Mängel in der Unterkunft. Bei einem Besuch nach dem Bekanntwerden des anonymen Berichts habe der Flüchtlingsrat Vorkommen von Schimmel und lose Kabel an der Brandschutzanlage vorgefunden. Als größte Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität nähmen die Bewohner_innen aber die Videoüberwachung wahr. Außerdem würden die rund 400 Bewohner_innen beim Betreten und Verlassen des Geländes per Chipkarte registriert. Damit ließen sich Bewegungsprofile erstellen, kritisierte der Flüchtlingsrat. Er äußerte auch sein Unverständnis darüber, dass das Landesamt für Gesundheit und Soziales die Unterkunft trotz Kritik an der Pewobe nicht von Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas oder der AWO betreiben lässt. So gab es im vergangenen Jahr Vorwürfe, dass in einem Heim in Grünau nicht genügend sanitäre Anlagen und Kinderbetreuung vorhanden seien. Außerdem habe der Betreiber die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Deutschlehrer_innen beendet, die dort Sprachkurse angeboten und sich kritisch zu Missständen geäußert hätten.

Gegenüber der taz teilte die Pewobe mit, sie dürfe zu der Angelegenheit keine Auskunft geben – und verwies auf das Lageso.

HILKE RUSCH