Wie Nazis das Netz besetzen

ONLINE Sie schreiben von „zeckenfreien Wäldern“ und von „88“, wenn sie „Heil Hitler“ meinen. Nazis in sozialen Netzwerken bewegen sich trickreich. Die Betreiber werden unfreiwillig ihre Dienstleister

■  Das Phänomen: Ob Facebook, wer kennt wen, Jappy oder NB-Town – in allen sozialen Netzwerken sind auch Rechtsextreme aktiv. Sie stellen ungeniert ihre Gesinnung zur Schau und vernetzen sich. Weltweit bekannt wurde das Problem, als ein Blogger Nazi-Propaganda bei Facebook anprangerte.

■  Die Anstrengungen: Viele Portale setzen auf Kontrolle durch Nutzer, prüfen die Profile aber selten von sich aus. Staatliche Kontrolleure sind mit der Masse der Angebote überfordert. Denn: Wird das Profil eines Neonazis gesperrt, meldet der sich oft mit neuem Namen an oder wechselt das Portal.

 Die Sorge: Das Bundesamt für Verfassungsschutz schreibt, für Neonazis sei das Netz eine „bedeutende Plattform zur Verbreitung ihrer Ideologie, Mobilisierung der Anhänger und Werbung neuer Sympathisanten“.

VON ASTRID GEISLER
UND CHRISTOPH SCHULTHEIS

Wenn es stimmt, ist Katzowpaule 23 Jahre alt, knapp 1,80 Meter groß und rund 80 Kilo schwer. Seine Hobbys sind „Angeln, Motorradfahren und Autofahren, Feuerwehr, mein schatz und alles was noch so viel spaß im leben macht“. So hat es Katzowpaule über sich ins Internet geschrieben. Seinen richtigen Namen hat er nicht angegeben. Aber das Foto, das er für seine virtuelle Selbstdarstellung gewählt hat, zeigt einen jungen Mann mit entblößtem Oberkörper, lässig umgehängtem E-Bass, Bier trinkend. Über sich selbst schreibt er: „alle sagen das ich ein rassist bin, naja“.

An seiner Gesinnung, na ja, lässt Katzowpaule wenig Zweifel. In der Rubrik „Ich stehe auf …?“ schreibt er kryptisch: „schwarz, zwischen morgen und mittags, weiss, NISSAN, 88gutemusik88, rot, die gute alte zeit (es steht eine kiste, dort am kamin), Zeckenfreie Wälder und zonen“.

Man muss diese Auflistung vielleicht zweimal lesen, um die eingestreuten Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot darin zu entdecken. Man muss auch wissen, dass die Ziffer 8 in Neonazikreisen für den achten Buchstaben im Alphabet und „88“ (HH) also für „Heil Hitler“ steht – und dass „Zecken“ so ziemlich alles sein können: linke Gruppierungen, Punks, Anti-rechts-Initiativen, Ausländer. Katzowpaules Satz mit der „Kiste, dort am Kamin“ indes ist der Eingangsvers der Rechtsrockballade „Alte Geschichten“, deren Refrain weit weniger harmlos klingt: „SS, SA – Germania / Der Traum vom Großdeutschen Reich und wie es einmal war. / Ein Volk stolz und einig, wir waren alle gleich. / Was zählte, war die Freiheit, die Heimat und das Reich!“ Gesungen von der Rechtsrockgruppe Sturm18 klingt das nicht minder stumpf. Für Katzowpaule ist das vermutlich „88gutemusik88“.

Katzowpaule hat auch Fotos eingestellt: von sich beim Grillen mit Freunden, von sich im Bundeswehr-Tarnanzug bei Trinkgelagen, von seiner Partnerin – barbusig auf einem Motorrad am Baggersee. So ist er halt, der Katzowpaule. Alle sagen, dass er ein Rassist sei. Na ja.

Er wohnt, wie er es selber formuliert, „aufm Dorf“. Auch als virtuelle Heimstatt hat er sich kein pulsierendes Trendzentrum wie Facebook ausgesucht, sondern NB-Town.de, eine Community für die mecklenburg-vorpommersche 65.000-Einwohner-Stadt Neubrandenburg und die Umgebung. Doch NB-Town hat nicht nur rund 140.000 Nutzer (das sind 0,5 Promille der aktiven Facebook-Community), sondern, genau wie die großen Vorbilder, ein Problem.

In den sozialen Internet-Netzwerken finden sich weitgehend unbehelligt rechtsextreme Ansichten und Profile meist nur ein, zwei Klicks entfernt vom Meine-Hobbys-sind- und Geile-Party-Content des Durchschnittsnutzers. Wer seine Reichskriegsflagge nicht vom Balkon flattern lassen mag oder darf, hängt sie halt an die Zimmerwand, fotografiert sich davor und lädt das Foto in sein Internetprofil.

So ist Katzowpaule auch bei NB-Town bei Weitem nicht der einzige bekennende Neonazi. Einer seiner Online-„Freunde“ nennt sich Marci84 (Selbsteinschätzung: „ich bin ich, einfühlsam und doch direkt“). Auch er weiß, wie er seine Ansichten kundtut, damit ihn zumindest seinesgleichen sofort versteht. Sein Motto hat Marci84 von der Rechtsrockband „Frontalkraft“: „Schwarz ist die Nacht, in der wir euch kriegen, weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen, rot ist das Blut auf dem Asphalt.“ In seinem Profil zeigt er Landserbildchen, NS-Propaganda, Kumpelfotos vor Sonnenrad-Symbolen. Für Bilder seiner kleinen Tochter hat er einen Extraordner: „My Aryan Angel“.

Wer sich durch die Profile der Freunde und Freundesfreunde von Katzowpaule klickt, verirrt sich leicht im Gewimmel rechtsextremer Nutzer und Nutzerinnen: Pommern-Girl hat ihre schwarz-weiß-rot lackierten Fingernägel fotografiert und findet: „Braune haben bessere Laune“; Nutzerin odin.mixed.cola.korn schmückt sich mit der verbotenen SS-Parole „Meine Ehre heißt Treue!!!!“; Kraut85 ließ sich neben Anne Franks Grabstein fotografieren. Seine Online-Freunde finden das Foto von „Anne Frankenstein“ einfach „geil!!!!“. Die Codes und Anspielungen sind vielfältig. Bei NB-Town finden sie sich hundertfach.

Die Verbote wirken nicht

Und natürlich ist das alles bei NB-Town verboten. In den Nutzungsbedingungen heißt es: „Keine Veröffentlichung oder Verbreitung von […] rechtspropagandistischen […] Inhalten jeglicher Form!“ Dazu zählen die Nennung oder Abbildung von Rechtsrockbands, Parolen und rechten Szenemarken sowie die „Verherrlichung/Beschönigung der NS-Zeit, Wahlwerbung rechter Parteien, Symbole“.

Nur hält das offenbar niemanden von der Nennung, Abbildung und Verherrlichung/Beschönigung ab. Zudem ist nicht alles gleichermaßen leicht als „rechte Propaganda“ zu erkennen. Die sogenannten Lobbys bei NB-Town etwa, in denen sich Nutzer mit gleichen Interessen austauschen können, sind zwar für Katzowpaule & Co. eine beliebte Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Doch die einschlägigen Lobbys heißen nicht „Sieg Heil“ oder „Deutschland den Deutschen“, sondern „Meinungsfreiheit“, „Artikel 5 Grundgesetz“, „Todesstrafe für Kinderschänder“, „Für zeckenfreie Wälder und Orte“ – oder „HaSSeröder … unser Bier!“.

Zwar gibt es bei NB-Town beispielsweise ein gutes Dutzend Lobbys von bekennenden Bierliebhabern der Marke Hasseröder: vom „Hasseröder Fan Club“ bis zur „Bruderschaft der Hasseröder“ – doch bei der „HaSSeröder“-Lobby, der sich rund 50 Nutzer angeschlossen haben, zeigt erst ein Blick in die Liste der Mitglieder, dass sie das Bier aus dem Harz offensichtlich vor allem wegen des runenhaften Doppel-S auf dem Flaschenetikett schätzen. Und wer weiß schon, was es mit dem „Gedenken an Michael Müller“ auf sich hat?

Alex Zerling jedenfalls, der 27 Jahre alte Gründer und Chef von NB-Town, schaut einen fragend an, wenn man ihm die „Michael Müller“-Lobby zeigt, die seit Monaten unbemerkt in seinem Portal steht. „Michael Müller?“ Das sagt ihm nichts. Hinter den Kulissen von NB-Town bestimmen ausuferndes Gezänk unter Teenagern, Lehrer-„Hass“-Einträge und „geklaute“ Fotos den administrativen Alltag. Muss Zerling da wissen, dass Michael Müller ein bekannter rechtsextremer Liedermacher und Aktivist war, der 2009 an Krebs starb?

NB-Town-Chef Zerling ist kein Neonazi und kein Neonazisympathisant. Er trägt ein T-Shirt der Piratenpartei, wählt aber, wie er sagt, selbst „eher links oder grün“. 2003 hat er NB-Town als Hobbyprojekt gegründet. Und heute kann er – dank der Werbeeinnahmen – in einem kleinen, aber flotten Neuwagen durch die Gegend fahren. Zerlings Community ist eine Art Internet-Ich-AG, ein NB-Town-Büro gibt es nicht, ins Internet kommt er schließlich in jedem Café mit WLAN-Anschluss. Aber sein Projekt ist ein wichtiger Treffpunkt für die 12- bis 30-Jährigen in der Region und im gesamten Nordosten Deutschlands geworden.

Rechtsextreme Ansichten – nur zwei Klicks entfernt vom Geile-Party-Content

Anders als in den Metropolen und Ballungsräumen ist es in ländlichen Gegenden nicht immer leicht, Leute mit gleichen Interessen zu finden, sich auszutauschen. Und anders als die großen Social Networks mit Abermillionen Usern wirkt NB-Town beinahe heimelig und überschaubar: Wer wie Katzowpaule „aufm Dorf“ wohnt, sucht sein Glück nicht im Global Village, sondern lieber im Nachbarort oder in der Oberstadt.

Und natürlich weiß Zerling um das Problem mit seiner rechtsextremen Klientel, erkennt die „Michael Müller“-Lobby sofort als virtuellen Versammlungsort der lästigen Neonazis. Aber muss ein Community-Betreiber auch ein Fachmann für Rechtsextremismus sein? Wie soll Zerling eine „HaSSeröder“-Lobby von einer „Hasseröder“-Lobby unterscheiden – warum die eine vom Netz nehmen und die andere nicht?

Zudem begnügen sich die rechtsextremen Nutzer vielfach mit dem öffentlichen Bekenntnis, der Pose, der potenziellen Vernetzung. Die Einladung zum Kameradschaftsabend, politische Überzeugungsarbeit oder Missionierungsversuche findet man bei ihnen ebenso selten wie konzertierten Aktionismus. Ihre Botschaften lauten: „92 % der Jugend hört Hiphop! Wenn du auch zu den restlichen 8 % gehörst, die noch richtige Musik hören, dann kopiere diesen Text auf dein Profil.“ Ab und zu werben sie für rechtsextreme Internetseiten. Und wer sich als NB-Town-Nutzer auf ihren Profilen umschaut, bekommt zuweilen schnell ein „Freundschaftsangebot“.

So entstehen Strukturen und Selbstbewusstsein. Mag sein, dass sich Katzowpaule daheim ein wenig einsam fühlt mit seiner politischen Haltung – bei NB-Town hat er viele Freunde. Hier ist er Teil einer kaum überschaubaren Gesinnungsgemeinschaft; Ächtung muss er ebenso wenig erwarten wie Widerspruch. Und seiner selbstbewussten Eigeninszenierung ist die Gewissheit anzusehen, dass er sich unter Gleichgesinnten präsentiert.

Zerling gesteht ein, er habe die Probleme der wachsenden Community „vielleicht ein bisschen verschlafen“. NB-Town sei „plötzlich unüberschaubar“ geworden. Aber nicht zuletzt wegen der vielen Rechtsextremen gibt es nun eine „User verpfeifen“-Funktion. Wer darauf klickt, kann anstößige Profile und Inhalte melden.

Mit Zerlings Entscheidung, NB-Town in Deutschland und mit deutscher Domain zu betreiben, gelten für sein Unternehmen die deutschen Gesetze – also auch Artikel 5 des Grundgesetzes. Wer seine Meinung äußern will, darf das auch in einer Social Community. Probleme gibt es nur, wenn Nutzer gegen die Nutzungsbedingungen der Community, den Jugendschutz oder andere Gesetze verstoßen. Inwieweit ein Foren-, Blog- oder Community-Betreiber aber für die Verstöße haftbar ist, lässt sich in Deutschland nicht klar beantworten. Vieles spricht dafür, dass dem Betreiber nicht abverlangt werden kann, jeden Nutzerbeitrag bereits vor der Veröffentlichung zu prüfen. Erst bei „Kenntniserlangung von unzulässigen Inhalten“ sehen einschlägige Urteile etwa des Bundesgerichtshofs den Betreiber in der Pflicht. Das weiß auch Zerling.

Wie groß der Imageschaden sein kann, den Rechtsextreme anrichten, bekam 2009 sogar Facebook zu spüren. Das deutsche Weblog Boocompany hatte unter dem Titel „Nazisumpf Facebook“ eine lange Liste mit Facebook-Seiten veröffentlicht, die, so der anonyme Blogger, „noch sehr vorsichtig formuliert, mit meinem Verständnis von freier Meinungsäußerung nicht in Einklang zu bringen sind“. Gemeint waren Gruppen wie „Meine Ehre Heißt Treue“, „Greatest Leader of ALL Time: Adolf Hitler“ oder „HOLOCAUST DENIERS OF THE WORLD UNITE!!“. Boocompany forderte die Facebook-Betreiber zur Löschung der Inhalte auf, drohte sogar mit einer Anzeige wegen Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – und sorgte so weltweit für negative Facebook-Schlagzeilen.

Denn als andere Medien das Thema aufgriffen, reagierte Facebook umgehend, aber halbherzig: Die angeprangerten Einträge waren über Nacht verschwunden; zu einer Stellungnahme war das im kalifornischen Silicon Valley ansässige Unternehmen aber nicht mal bereit, als Facebook-Werbekunden wie Telekom, O2, McDonald’s oder die SPD ihre Werbung stoppten. Zur öffentlichen Holocaust-Leugnung auf Facebook – in den USA nicht strafbar – sagte eine Sprecherin dem Sender CNN, auf der Community-Plattform sollten Nutzer „jegliches Gedankengut diskutieren können – auch umstrittenes“.

Und in den Nutzungsbedingungen finden sich bis heute nur vage Selbstverpflichtungsphrasen. Rechtsextremismus kommt darin nicht explizit vor. Gelegentlich sperrt Facebook, ebenso wie Youtube und andere internationale Anbieter, bestimmte Inhalte entsprechend der deutschen Rechtslage, darunter auch rechtsextreme Profile. Ob, wann und warum, bleibt aber oft offen.

Am Status quo ändert das ohnehin wenig – auch in deutschen Portalen. Egal ob bei unabhängigen Social Networks wie Kwick.de und Jappy.de oder bei wer-kennt-wen.de (RTL), Lokalisten.de (Pro7Sat1) und StudiVZ & Co (Holtzbrink): Meist drohen die Betreiber, wie beispielsweise Jappy.de, bei „politischen Aussagen bzw. rechter Gesinnung“ und „diskriminierenden Elementen“ mit Sperrung des Accounts oder verweisen, wie Lokalisten.de, auf ein „großes Support-Team“, das dafür sorge, „dass die Plattform ‚sauber‘ bleibt“. Meist aber heißt es im Kleingedruckten, eine „proaktive Kontrolle“ sei nicht möglich und gefragt sei „die Aufklärung der Nutzer“. Das war’s. Nach „88“-Grüßen, einschlägigen Profilen und Gruppen muss man nirgends lange suchen.

Die Firmen wollen nicht

Kraut85 ließ sich neben Anne Franks Grabstein fotografieren. Seine Online-Freunde finden das „geil!!!!“

Und das, obwohl die Betreiber der größeren Communitys eigentlich das Geld für eine ehrgeizigere Kontrolle hätten. Die Frage des Umgangs mit weltanschaulich anstößigen Inhalten ist für die Unternehmensvorstände also offensichtlich keine moralische, sondern vor allem eine juristische und wirtschaftliche. Und wer sich im Web 2.0, dem Mitmachnetz, als Betreiber zu viel einmischt, schadet der Community – und so sich selbst.

Staatliche Stellen wiederum sind völlig überfordert mit der Kontrolle der rasant wachsenden virtuellen Selbstdarstellungswelten. Jugendschutz.net, eine 1997 gegründete staatliche Kontrollinstanz für das Internet, geht Hinweisen auf „illegale, jugendgefährdende oder entwicklungsbeeinträchtigende“ Inhalte nach, informiert die Anbieter im In- und Ausland über die Verstöße und bittet sie, „die Inhalte so zu verändern, dass sie den Bestimmungen des Jugendschutzes genügen“. Im Internet appelliert Jugendschutz.net mit anbiedernden Videos an junge Nutzer: „Du kannst etwas tun. Wir unterstützen Dich dabei.“ Vieles bei Jugendschutz.net wirkt wie gut gemeinte Sisyphusarbeit, denn die Bilanzen der Kontrolleure belegen: Mit dem Internet wächst die Masse rechtsextremer Inhalte.

Längst haben die Rechtsextremen eigene Communitys gegründet: von der Videoplattform WNtube bis zum Online-Lexikon Metapedia. In rechtsextremen Dating-Börsen sucht nicht nur WOLFgang1488 seine 1whiteANGEL4, dort verabreden sich die Kameraden auch zu Fahrgemeinschaften für den nächsten Aufmarsch. Und Jugendschutz.net kann sich seine höflichen Bitten sparen.

Um Neonazi-Propaganda systematisch wenigstens aus den Allerweltsportalen herauszuhalten, müssten die Betreiber viel Geld in neue, fachkompetente Mitarbeiter investieren, die nichts anderes täten, als Seiten zu sichten und zu sperren. Nicht zuletzt beim Marktführer Facebook ist das schwer vorstellbar.

NB-Town-Gründer Alex Zerling weiß, dass auch sein Unternehmen ein unfreiwilliger Dienstleister für Neonazis ist. Er löscht und sperrt, so gut es geht – und meist schneller als die große Konkurrenz. Leicht ist das nicht: Wer einen „User verpfeifen“ will, erhält den Hinweis: „Achtung: Wir werden derzeit mit Meldungen überschwemmt, denen wir nicht nachgehen können! […] Bitte nur Dinge melden, die sich nicht mit gesundem Menschenverstand und/oder der Ignore-Funktion lösen lassen. Danke.“

Damit kann auch Katzowpaule gut leben. Zwar wurde eines Tages sein Profil gesperrt. Doch wenig später war er als 14wotan88 wieder da – mit demselben Profil, denselben Fotos. So ging es weiter – mal nannte er sich pullermatz85, mal Thorbenspapa, Odins_ Krieger1985 oder 20cm_5cm, zuletzt schlicht Bananensaft. Sein NB-Town-Profil hat er nach und nach überarbeitet. Der „rassist“ verschwand, statt „88gute musik88“ hörte er „gute musik“, stand auf „Dt. Frauen, Dt. Bier“. Vor Kurzem hat er sich eine Glatze rasiert, posiert jetzt in einem T-Shirt mir Fraktur-Aufdruck: „Deutsche Kolonien – Heia Safari“. Ein Zitat aus dem „Reichskoloniallied“ der Rechtsrockband Landser. Bananensaft steht jetzt auf „alles was Spaß macht“.

 Astrid Geisler, 36, ist taz-Reporterin. Sie schreibt seit Jahren über Rechtsextremismus

 Christoph Schultheis, 44, ist Medienjournalist und Mitbegründer des Watchblogs Bildblog.de

 Das Buch „Heile Welten. Rechter Alltag in Deutschland“ der Autoren erscheint im Carl Hanser Verlag und ist für 15,90 Euro ab 7. Februar im Handel erhältlich. Dieser Beitrag ist ein bearbeitetes und aktualisiertes Kapitel daraus. Das Blog zum Buch findet sich unter www.heile- welten.de